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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Farn.
    Er wusste, dass er das jetzt anpacken konnte. Mit seiner Entscheidung, diesem metaphorischen Schlussstrich, den er endlich gezogen hatte, hatte er sich eine Freiheit erkauft, von der er bisher nicht einmal gewusst hatte, dass sie ihm fehlte. Diese Freiheit gab ihm so viel Raum, dass er sogar über etwas so Alltägliches wie das Beschneiden von Pflanzen nachdenken konnte. Besessenheit, überlegte er, war etwas Seltsames. Die Welt um einen herum versank im Nichts, wenn man sich dem Würgegriff einer fixen Idee auslieferte.
    Jenseits des Mühlrads fuhr er durch das Tor und weiter über den knirschenden Kies der Einfahrt. Er parkte am Ende der Häuserreihe, den Peugeot zum Bach hin ausgerichtet, den er hören, aber durch die dicht von Efeu überwachsenen Ulmen, die hier standen, nicht sehen konnte. Der Efeu hing wie Rapunzels Haar beinahe bis zum Boden hinunter und bildete eine grüne Wand, die das Tal angenehm von der Hauptstraße abschirmte; gleichzeitig aber verbarg er den plätschernden Bach, an dessen Anblick man sich sonst vom Garten aus hätte erfreuen können. Noch ein Stück Arbeit, das da auf mich wartet, dachte Frank. Ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr er alles hatte verwahrlosen lassen.
    Im Haus fand er seinen Vater in seinem Sessel vor, über der Guernsey Press eingenickt, deren Seiten wie übergroße Spielkarten um ihn herum auf dem Boden lagen. Bei diesem Anblick fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Mrs. Petit zu sagen, sie solle seinem Vater keine Zeitung geben, und er spürte einen Anflug von Beklommenheit, als er die Blätter einsammelte und nach einer Notiz über Guys Tod durchsah. Er atmete auf, als er nichts fand. Morgen würde es anders sein, morgen würde die Presse über die Beerdigung berichten. Aber für heute war er sicher.
    Er ging in die Küche, ordnete die Zeitung und schickte sich an, den Nachmittagstee zu kochen. Bei ihrem letzten Besuch hatte Mrs. Petit aufmerksamerweise eine Pastete mitgebracht, die sie, mit einem kleinen Gruß versehen, auf den Tisch gestellt hatte. Hühnchen und Lauch - Guten Appetit! stand auf einem Kärtchen zwischen den Plastikzinken einer Miniheugabel, die in dem Gebäck steckte.
    Wunderbar, dachte Frank, füllte Wasser in den Kessel, holte den Tee heraus und löffelte English Breakfast Tea in die Kanne.
    Er deckte gerade den Tisch, als sich sein Vater im Nebenzimmer bemerkbar machte. Frank hörte, wie er mit einer Art Prusten aus dem Schlaf fuhr und dann ein erstauntes Grunzen von sich gab, wie jemand, der nicht die Absicht gehabt hatte, einzuschlafen.
    »Wie spät ist es?«, rief er. »Bist du das, Frank?«
    Frank trat zur Tür. Er sah, dass das Kinn seines Vaters feucht war. Ein Speichelfaden war eine Hautfalte hinuntergeronnen und hatte am Kinn einen Schleimpfropfen gebildet.
    »Ich mach gerade unseren Tee«, sagte er.
    »Seit wann bist du wieder da?«
    »Seit ein paar Minuten. Du hast geschlafen. Ich wollte dich nicht wecken. Wie war's mit Mrs. Petit?«
    »Sie hat mir aufs Klo geholfen. Ich mag keine Frauen bei mir in der Toilette, Frank.« Graham zupfte an der Decke, die über seinen Knien lag. »Wo warst du so lang? Wie spät ist es?«
    Frank schaute auf den alten Wecker auf dem Herd und sah überrascht, dass es bereits nach vier Uhr war. »Lass mich schnell Mrs. Petit anrufen, damit sie weiß, dass sie nicht mehr zu kommen braucht«, sagte er.
    Nachdem er das erledigt hatte, kehrte er zu seinem Vater zurück, der aber schon wieder eingeschlafen war. Frank zog die nach unten gerutschte Decke hoch, steckte sie unter den dünnen Beinen seines Vaters fest und klappte die Sessellehne vorsichtig ein Stück nach hinten, damit seinem Vater nicht immer der Kopf auf die Brust fiel. Mit einem Taschentuch trocknete er das nasse Kinn und wischte den Schleim ab. Das Alter, dachte er, war fürchterlich. Wenn man die Siebzig mal überschritten hatte, ging's nur noch abwärts.
    Er machte den Tee fertig. Tee als Abendessen, wie es früher die Arbeiter gehalten hatten. Er wärmte die Pastete auf und schnitt sie in Scheiben, stellte einen Salat heraus und strich ein paar Butterbrote. Als das Essen auf dem Tisch stand und der Tee lange genug gezogen hatte, ging er hinüber, um seinen Vater zu holen. Er hätte ihm sein Essen auf einem Tablett bringen können, aber er wollte das Gespräch, das jetzt anstand, von Angesicht zu Angesicht führen. Das hieß, von Mann zu Mann: zwei Männer, nicht Vater und Sohn.
    Graham aß die herzhafte Pastete mit Genuss und vergaß

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