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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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über Mrs. Petits Kochkunst den Affront, von ihr zur Toilette begleitet worden zu sein. Er nahm sich sogar eine zweite Portion, was bei ihm höchst selten vorkam. Normalerweise aß er weniger als ein junges Mädchen, das auf seine schlanke Linie bedacht ist.
    Frank beschloss, ihn das Mahl genießen zu lassen, ehe er ihm die schlechte Nachricht mitteilte. Er überlegte, wie er das bevorstehende Gespräch am besten beginnen könnte, und Graham machte ab und zu eine Bemerkung über das Essen, vor allem über die Soße, die Beste, wie er behauptete, die er seit dem Ableben von Franks Mutter gekostet habe. So sprach er stets von Grace Ouseleys Tod im Stausee. Die Erinnerung an die Tragödie - Grahams und Graces verzweifelter Kampf mit dem Wasser, den nur einer lebend überstanden hatte - war in der Tiefe der Zeit versunken.
    Neben Gedanken an seine verstorbene Frau löste das vorzügliche Essen bei Graham Erinnerungen an den Krieg aus, insbesondere an die Care-Pakete, die die Inselbewohner durch das Rote Kreuz bekommen hatten, als es nur noch Ersatzkaffee und Rübenkraut gab. Die Kanadier hätten unglaublich großzügig gespendet. Schokoladenkekse, mein Junge, und dazu echter Tee! Sardinen, Milchpulver, Dosenlachs, Dörrpflaumen, Schinken und Corned Beef. Ach ja, das war ein herrlicher Tag gewesen, als die Care-Pakete den Leuten von Guernsey gezeigt hatten, dass die Welt ihre kleine Insel nicht vergessen hatte.
    »Und das haben wir dringend gebraucht«, erklärte Graham. »Die Jerrys wollten uns weismachen, ihr Scheißführer würde Wasser in Wein verwandeln, wenn er erst mal die Welt erobert hätte, aber der hätte uns alle verrecken lassen, Frank, bevor er uns auch nur einen Bissen Brot gegeben hätte.«
    Graham hatte einen Soßenklecks am Kinn, und Frank beugte sich vor, um ihn wegzuwischen. »Ja, das waren harte Zeiten«, sagte er.
    »Aber die Leute wissen das heute gar nicht mehr zu würdigen. Klar, sie denken an die Juden und an die Zigeuner, sicher. Sie denken an Holland und Frankreich. Und an die Bombenangriffe auf London. O Gott, ja, die darf man natürlich nie vergessen, diese Bombenangriffe, die die noblen Engländer ertragen mussten - diese Engländer mit ihrem feinen König, der uns den Deutschen zum Fraß vorgeworfen hat, so nach dem Motto: Macht's gut, Freunde, ich weiß, ihr werdet's dem Feind schon geben.« Graham hatte ein Stück Pastete auf der Gabel, die er mit zittriger Hand in die Höhe hielt. Wie bei den verhassten deutschen Bombern konnte man darauf warten, dass sie gleich ihre Ladung abwerfen würde.
    Wieder beugte sich Frank vor und führte die Gabel behutsam zum Mund seines Vaters. Graham kaute und redete zu gleicher Zeit. »Sie halten die Erinnerung bis heute am Leben, die Herren Engländer.
    London ist bombardiert worden, das darf die Welt keinen Moment vergessen, aber was hier passiert ist. Kein Mensch erinnert sich! Gerade so, als hätte sich's nur um kleine Unannehmlichkeiten gehandelt. Aber dass der Hafen bombardiert worden ist - neunundzwanzig Tote, Frankie, und wir hatten nicht eine einzige Waffe, um uns zu verteidigen. und diese armen Jüdinnen, die in die Lager gekommen sind, und die Hinrichtungen! Sie brauchten einen nur als Spitzel abstempeln, und schon wurde er einen Kopf kürzer gemacht. Aber die ganze Welt tut so, als wäre bei uns nichts geschehen. Na, denen werden wir bald zeigen, wie es wirklich war, nicht wahr, mein Junge?«
    Das war endlich der richtige Moment, sagte sich Frank. Er würde nicht erst einen künstlichen Einstieg in das Gespräch fabrizieren müssen. Er brauchte nur die Gelegenheit beim Schopf zu packen, darum sagte er, ehe er es sich anders überlegen konnte: »Dad, es ist leider etwas passiert. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen. Ich weiß, wie viel das Museum dir bedeutet, und ich brachte es nicht übers Herz, deine Träume platzen zu lassen.«
    Graham neigte den Kopf zur Seite und bot seinem Sohn das Ohr, von dem er immer behauptete, es wäre sein Besseres. »Was sagst du?«, fragte er.
    Frank wusste, dass mit dem Gehör seines Vaters alles in Ordnung war. Es funktionierte nur dann nicht, wenn er etwas nicht hören wollte. Darum sprach er einfach weiter und teilte seinem Vater mit, dass Guy Brouard vor einer Woche gestorben war. Sein Tod sei plötzlich und unerwartet gekommen, er sei offensichtlich kerngesund gewesen und habe nicht ans Sterben gedacht, sonst hätte er sich gewiss überlegt, was im Fall seines Ablebens aus ihren Plänen für das

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