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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Kriegsmuseum werden sollte.
    »Wie war das?« Graham schüttelte den Kopf, als wollte er ihn von irgendetwas befreien. »Hast du gesagt, Guy ist tot? Da hab ich mich doch verhört?«
    Leider nicht, sagte Frank. Guy Brouard sei wirklich tot und habe aus irgendeinem Grund nicht, wie man habe erwarten können, für alle Eventualitäten vorgesorgt. Er habe keinerlei Mittel für das Kriegsmuseum hinterlassen, somit müsste der Bau erst einmal zurückgestellt werden.
    »Was?«, sagte Graham, schluckte sein Essen hinunter und griff mit unsicherer Hand nach seinem milchweißen Tee. »Minen haben sie gelegt. Schrapnellminen. Und Sprengladungen. Minenriegel. Klar haben sie Warnfähnchen aufgestellt, aber du musst dir das mal vorstellen. Kleine gelbe Fähnchen, die uns verboten haben, unseren eigenen Grund und Boden zu betreten. Das muss die ganze Welt erfahren, Junge. Und dass wir unsere Marmelade mit Irisch Moos gemacht haben.«
    »Ich weiß, Dad. Es ist wichtig, dass niemand vergisst.« Frank hatte keinen Appetit mehr auf den Rest seiner Pastete. Er schob den Teller zur Tischmitte und drehte seinen Stuhl so, dass er seinem Vater direkt ins Ohr sprechen konnte. Du wirst jetzt hinhören, ob du willst oder nicht, bedeutete dies. Mach die Ohren auf, Dad. Jetzt werden andere Saiten aufgezogen. »Dad«, sagte er »das Museum wird nicht gebaut. Wir haben nicht das Geld dazu. Wir haben uns darauf verlassen, dass Guy den Bau finanziert, aber er hat kein Geld dafür hinterlassen. Dad, ich weiß, du kannst mich hören, und es tut mir Leid, es sagen zu müssen, wirklich Leid, glaub mir, ich hätte es dir überhaupt nicht gesagt - ich wollte dir eigentlich gar nichts von Guys Tod sagen -, aber als ich hörte, was in seinem Testament steht, hatte ich keine Wahl mehr. Es tut mir Leid.« Und er redete sich ein, es täte ihm wirklich Leid, obwohl das nur ein Teil seiner Geschichte war.
    Graham verschüttete heißen Tee auf seiner Brust, als er die Tasse zum Mund führen wollte. Frank streckte die Hand aus, um seinen Arm zu stützen, aber Graham fuhr zurück und vergoss noch mehr Tee. Er hatte eine dicke Weste an, die über seinem Flanellhemd zugeknöpft war, so dass er sich nicht verbrühte. Außerdem war es ihm offenbar wichtiger, die Berührung seines Sohns zu meiden, als seine Kleider abzutupfen. »Wir beide, ich und du«, sagte er leise mit trübem Blick. »Wir hatten unseren Plan, Frank.«
    Frank hätte nicht geglaubt, dass es ihn so tief erschüttern könnte, seinen Vater allen Halt verlieren zu sehen. Es war ein Gefühl, als sähe er einen Goliath in die Knie sinken. »Dad«, sagte er, »um nichts auf der Welt möchte ich dir wehtun. Wenn ich wüsste, wie ich dein Museum ohne Guys Hilfe bauen könnte, würde ich es tun. Aber es gibt keine Möglichkeit. Die Kosten sind zu hoch. Uns bleibt keine Wahl, als aufzugeben.«
    »Aber alle müssen es erfahren«, protestierte Graham Ouseley, doch seine Stimme war schwach und weder Tee noch Pastete schienen ihn mehr zu interessieren. »Niemand soll vergessen.«
    »Das finde ich ja auch.« Frank suchte verzweifelt nach einem Weg, um den Schmerz seines Vaters zu lindern. »Vielleicht finden wir irgendwann doch noch eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass die Welt nicht vergisst.«
    Grahams Schultern sanken herab. Er sah sich in der Küche um wie ein Schlafwandler, der aufgewacht und völlig verwirrt ist. Seine Hände lagen in seinem Schoß und begannen krampfartig die Serviette zusammenzuknüllen. Sein Mund bildete zuckend Wörter, die er nicht aussprach. Seine Augen nahmen die vertrauten Gegenstände wahr, und er schien sich mit Blicken an ihnen festzusaugen, um allen Trost, den sie bieten konnten, aus ihnen zu ziehen. Er stemmte sich am Tisch in die Höhe, und Frank, der glaubte, er wolle zur Toilette, in sein Bett oder seinen Sessel im Wohnzimmer, stand ebenfalls auf. Aber als er seinen Vater beim Ellbogen nehmen wollte, wehrte der alte Mann ihn ab. Was er suchte, lag auf der Arbeitsplatte, wo Frank es sauber gefaltet hingelegt hatte - die Zeitung mit dem Wappen mit den zwei Kreuzen zwischen den Wörtern Guernsey und Press.
    Graham packte die Zeitung und drückte sie an sich. »Nun gut«, sagte er zu Frank. »Es ist ein anderer Weg, aber es kommt aufs Gleiche raus. Und das ist die Hauptsache.«
    Frank versuchte, dahinter zu kommen, was für eine Verbindung sein Vater zwischen der Vereitelung ihrer Pläne und der Lokalzeitung zog. Er sagte in zweifelndem Ton: »Na ja, ich nehme an, die Zeitung

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