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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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jederzeit anrufen, er würde sich freuen, ihm behilflich zu sein. Damit nahm er seine Karten heraus, drückte eine Paul in die Hand und eine zweite Pauls Vater. Sie sollten ihn anrufen, wenn sie Fragen hätten, sagte er. Denn Fragen würde es sicher geben. Das sei in solchen Fällen immer so, versicherte er lächelnd.
    Mave Fielder stellte gleich die Erste. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen, warf ihrem Mann einen nervösen Blick zu und zog das Kind auf ihrer Hüfte höher. »Wie viel...?«, fragte sie.
    Ah ja, sagte Mr. Forrest. Das wüssten sie eben noch nicht genau. Zunächst müssten Bankauszüge, Wertpapierabrechnungen und unbezahlte Rechnungen geprüft werden - ein vereidigter Wirtschaftsprüfer sitze bereits an der Arbeit -, danach erst lasse sich der korrekte Betrag feststellen. Aber er sei bereit, eine Vermutung zu wagen - sie sollten sich auf diese Schätzung allerdings lieber nicht verlassen und keinesfalls in Erwartung des genannten Betrags irgendwelche Ausgaben tätigen, fügte er hastig hinzu.
    »Willst du es denn wissen, Paulie?«, fragte sein Vater. »Oder möchtest du lieber warten, bis der genaue Betrag feststeht?«
    »Ich denke mir, er möchte es gleich wissen«, sagte Mave Fielder. »Ich würde es jedenfalls wissen wollen, du nicht, Ol?«
    »Paul soll selbst entscheiden. Wie sieht's aus, mein Junge?«
    Paul sah in ihre strahlenden Gesichter. Er wusste, was für eine Antwort von ihm erwartet wurde. Und er wollte sie geben, weil er wusste, was es für sie bedeuten würde, die gute Nachricht zu hören. Darum nickte er einmal kurz mit dem Kopf und bestätigte damit das Geschenk einer Zukunft voller Möglichkeiten, wie sie sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet hatten.
    Mit absoluter Gewissheit könne man es natürlich erst sagen, wenn die Buchprüfungen abgeschlossen seien, erklärte Mr. Forrest, aber da Mr. Brouard ein hervorragender Geschäftsmann gewesen sei, könne man davon ausgehen, dass Paul Fielders Anteil am Nachlass sich auf um die siebenhunderttausend Pfund belaufen werde.
    »Heiliger Herr im Himmel!«, hauchte Mave Fielder. »Siebenhundert...« Ol Fielder schüttelte den Kopf, als könnte er es nicht glauben. Dann erhellte sich sein Gesicht - das so lange von der Traurigkeit eines gebrochenen Mannes verdüstert gewesen war - mit einem unauslöschbaren Lächeln. »Siebenhunderttausend Pfund? Siebenhundert...! Stell dir das vor, Paulie, mein Junge. Stell dir vor, was du damit anfangen kannst.«
    Paul sprach lautlos das Wort siebenhunderttausend, aber es war ihm unverständlich. Er fühlte sich gefangen und überwältigt von plötzlichem Pflichtbewusstsein.
    Stell dir vor, was du damit anfangen kannst. Das erinnerte ihn an Mr. Guy und die Worte, die er gesprochen hatte, als sie ganz oben auf dem Dach des Herrenhauses von Le Reposoir gestanden und auf Bäume und Gärten in ihrer Frühlingsschönheit hinausgeblickt hatten.
    Wem viel gegeben wird, von dem wird noch mehr erwartet, mein Prinz. Das zu wissen, hält das Leben im Gleichgewicht. Aber danach zu leben, das ist die wahre Kunst. Könntest du es, mein Junge, wenn du in der entsprechenden Position wärst? Wie würdest du es anfangen?
    Paul wusste es nicht. Er hatte es damals nicht gewusst, und er wusste es heute nicht. Aber er hatte eine Ahnung. Mr. Guy hatte sie ihm gegeben. Nicht direkt, Mr. Guy tat nichts auf direktem Weg, wie Paul gelernt hatte. Aber er hatte sie trotzdem.
    Er ging, während seine Eltern und Mr. Forrest über seine wunderbare Erbschaft sprachen. Er kehrte in sein Zimmer zurück, wo unter dem Bett sein Rucksack lag. Er kniete nieder - Gesäß in die Höhe, Hände auf den Boden -, um ihn herauszuziehen, da hörte er das Klick-Klack von Taboos Krallen auf dem Linoleum im Flur. Schnuppernd kam der Hund zu ihm herein.
    Das erinnerte Paul daran, die Tür zu schließen, sicherheitshalber schob er gleich noch eine der beiden Kommoden im Zimmer davor. Taboo sprang auf sein Bett, drehte sich ein paar Mal im Kreis, um die Stelle zu finden, die am intensivsten nach Paul roch, und ließ sich zufrieden nieder, als er sie gefunden hatte. Aufmerksam beobachtete er seinen Herrn, wie dieser den Rucksack hervorzog, den Staub abwischte und die Plastikschnallen öffnete.
    Paul setzte sich neben den Hund, der den Kopf auf seinen Oberschenkel legte. Paul wusste, dass das eine Aufforderung war, ihm die Ohren zu kraulen, und er tat es, aber nur kurz. Heute Morgen gingen andere Dinge vor. Er wusste nicht, was er von seinem Fund halten

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