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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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versuchten, ihr in ihrem Kampf um Aufmerksamkeit den Schädel zu sprengen. Aber sie wollte sich jetzt nicht mit ihnen befassen. Sie wollte nur schlafen.
    Sie lenkte den Wagen ums Haus herum, am Rosengarten vorbei, wo die kahlen Büsche schon für den Winter beschnitten waren. Jenseits dieser Anlage krümmte sich die Auffahrt noch einmal und führte zu der alten Remise, wo sie ihren Wagen unterzustellen pflegte. Als sie vor dem Gebäude anhielt, wusste sie, dass sie nicht die Kraft hatte, das Tor aufzuziehen. Sie drehte deshalb nur den Schlüssel, um den Motor abzustellen, und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken.
    Sie spürte, wie die Kälte in den Wagen kroch, aber sie blieb, wo sie war, und lauschte mit geschlossenen Augen der wohltuenden Stille, die ungeheuer beruhigend war. In der Stille warteten keine neuen Überraschungen.
    Aber sie wusste, dass sie nicht lange so sitzen bleiben konnte. Sie musste ihre Medikamente nehmen. Und sich ausruhen. Gott, wie dringend sie jetzt Ruhe brauchte!
    Sie musste mit der Schulter gegen die Wagentür drücken, um sie öffnen zu können. Als sie stand, merkte sie überrascht, dass sie nicht fähig war, auf dem Kies zum Wintergarten hinüberzugehen, durch den sie ins Haus hineinkam. Sie lehnte sich an den Rover, und da bemerkte sie, dass sich drüben beim Ententeich etwas bewegte.
    Sie dachte sofort an Paul Fielder, und dabei fiel ihr ein, dass jemand ihm sagen musste, dass sein Erbe nicht so groß ausfallen würde, wie Dominic Forrest ihn glauben gemacht hatte. Nicht dass das eine große Rolle spielen würde. Die Familie war verarmt, das Geschäft seines Vaters durch den gnadenlosen Druck von Modernisierung und Komfortstreben auf der Insel ruiniert. Da war jeder Betrag, der ihm zufiel, weit mehr, als er sich je hätte erhoffen können. vorausgesetzt, er hatte überhaupt von Guys Testament gewusst. Aber das waren Spekulationen, denen Ruth nicht nachgehen wollte.
    Den Weg zum Ententeich brachte sie nur mit größter Willensanstrengung hinter sich. Aber als sie dort ankam und zwischen zwei Rhododendronbüschen hervortrat, so dass der Teich vor ihr lag wie eine flache Zinnschale, der der Himmel die Farbe gab, erkannte sie, dass sie nicht Paul Fielder gesehen hatte, sondern den Mann aus London. Er stand am Rand des Teichs, vielleicht einen Meter von einigen liegen gelassenen Werkzeugen entfernt. Seine Aufmerksamkeit schien dem Entenfriedhof über dem Wasser zu gelten.
    Ruth wäre umgekehrt, um unbemerkt zu verschwinden, aber er schaute zu ihr herüber und dann wieder zum Entenfriedhof. »Was ist da passiert?«, fragte er.
    »Jemand hatte was gegen Enten.«
    »Wer kann was gegen Enten haben? Sie sind doch völlig harmlos.«
    »Sollte man meinen.« Mehr sagte sie nicht, aber als er sie ansah, hatte sie das Gefühl, er läse ihr die Wahrheit vom Gesicht ab.
    Er sagte: »Die Häuser der Enten sind auch zerstört worden. Wer ist dabei, sie neu zu bauen?«
    »Das waren Guy und Paul. Sie hatten sie ursprünglich gebaut. Der ganze Teich war eines ihrer Projekte.« »Vielleicht hatte dagegen jemand etwas einzuwenden.« Er richtete seinen Blick zum Haus.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wer«, sagte sie, obwohl sie selbst hörte, wie falsch ihr Ton klang. Sie wusste - und fürchtete -, dass er ihr nicht einen Moment glaubte. »Wie Sie sagten, wer könnte was gegen Enten haben.«
    »Jemand, der was gegen Paul hatte? Oder gegen die Beziehung, die den Jungen mit Ihrem Bruder verband?«
    »Sie denken an Adrian.«
    »Wäre Eifersucht von ihm zu erwarten gewesen?«
    Von Adrian, dachte Ruth, war alles zu erwarten. Aber sie hatte nicht die Absicht, mit diesem Mann oder sonst jemandem über ihren Neffen zu sprechen. Darum sagte sie: »Es ist feucht hier. Ich werde Sie Ihren Betrachtungen überlassen, Mr. St. James. Ich gehe ins Haus.«
    Er begleitete sie, obwohl sie ihn nicht dazu aufgefordert hatte. Hinkend ging er an ihrer Seite, ohne etwas zu sagen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu gestatten, mit ihr zum Wintergarten zu gehen, dessen Tür - wie immer - unverschlossen war.
    St. James fiel das auf. Ob die Tür immer offen sei, wollte er wissen.
    Ja. Guernsey sei nicht London. Hier fühlten sich die Menschen sicher. Schlösser seien überflüssig.
    Sie spürte den Blick der graublauen Augen auf sich, während sie sprach; spürte ihn durchbohrend auf ihrem Hinterkopf, als sie vor dem Mann in der schwülen Luft unter dem Glas den Terrakottaweg entlangging. Sie wusste, dass er über eine

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