12 - Wer die Wahrheit sucht
hatte...
Alles, was Adrian irgendwie schuldig aussehen ließ, ganz gleich, woran, musste auf der Stelle angepackt werden. Margaret sagte: »Mr. St. James, ich kann Ihnen versichern, wenn mein verstorbener Exmann Geld nach England geschickt hat, dann ganz sicher nicht an Adrian.«
»Nein?« St. James sprach so freundlich, wie sie selbst es versuchte, aber sie bemerkte den Blick, den er mit seiner Frau tauschte, und sie wusste genau, was er zu bedeuten hatte. Bestenfalls fanden sie es seltsam, dass sie für ihren erwachsenen Sohn sprach, der durchaus in der Lage schien, für sich selbst sprechen zu können. Schlimmstenfalls hielten sie sie für eine lästige Wichtigtuerin. Ach, sollten sie denken, was sie wollten. Sie hatte andere Sorgen, als sich darum zu kümmern, wie sie auf Fremde wirkte.
»Ich denke, sonst hätte mein Sohn es mir erzählt. Er bespricht alles mit mir«, erklärte sie. »Da er nie gesagt hat, sein Vater schicke ihm Geld, hat der ihm auch keines geschickt. So einfach ist das.«
St. James sagte: »Ah ja«, und sah Adrian an. »Mr. Brouard? Vielleicht aus anderen als geschäftlichen Gründen?«
»Das haben Sie schon gefragt«, sagte Margaret scharf.
»Aber ich glaube, er hat die Frage noch nicht beantwortet«, sagte St. James' Frau sehr höflich. »Das heißt, noch nicht vollständig.«
Sie war genau der Typ Frau, den Margaret von Herzen verabscheute: Wie sie da saß, selbstzufrieden, mit ihrer roten Mähne und ihrem perfekten Teint. Sie war wahrscheinlich eine von denen, die es sich zur Regel gemacht hatten, gesehen und nicht gehört zu werden, genau wie die viktorianischen Ehefrauen, denen man beigebracht hatte, die Beine zu spreizen und an England zu denken.
Sie sagte: »Jetzt hören Sie mal her -«, aber Adrian ließ sie nicht ausreden. »Ich habe nie einen Penny von meinem Vater bekommen«, sagte er. »Weder aus geschäftlichen noch aus anderen Gründen.«
»Na bitte«, sagte Margaret. »Wenn das alles ist - wir haben noch viel zu tun, bevor ich abreise.« Sie machte Anstalten aufzustehen.
St. James' nächste Frage ließ sie innehalten. »Gibt es dann vielleicht jemand anderen, Mr. Brouard? Wissen Sie von jemandem in England, dem Ihr Vater unter die Arme greifen wollte? Einer Person, die mit einem Unternehmen namens International Access zu tun haben könnte?«
Das war die Höhe. Der verdammte Kerl hatte von ihnen doch bereits bekommen, was er wollte. Jetzt sollte er gefälligst abziehen. »Wenn Guy an irgendjemanden Geld geschickt hat«, bemerkte Margaret süffisant, »dann wahrscheinlich an eine Frau. Ich würde vorschlagen, Sie forschen einmal in dieser Richtung.
Adrian, Darling, würdest du mir mit den Koffern helfen? Wir müssen langsam losfahren.«
»Denken Sie an eine bestimmte Frau?«, erkundigte sich St. James. »Ich weiß von seiner Beziehung zu Mrs. Abbott, aber da sie hier, in Guernsey, lebt. Gibt es in England jemanden, mit dem wir uns unterhalten sollten?«
Margaret begriff, dass sie ihm den Namen nennen mussten, wenn sie ihn loswerden wollten. Aber immer noch besser, er hörte ihn von ihnen, als dass er ihn selbst ausgrub und später dazu verwendete, Adrian mit Schmutz zu bewerfen. Wenn sie ihm den Namen nannte, würde er unschuldig wirken. Wenn St. James ihn von anderen erfuhr, würde es aussehen, als hätten sie etwas zu verbergen. In einem Ton, der beiläufig klingen sollte und eine Spur ungeduldig, um die Eindringlinge wissen zu lassen, dass sie ihr die Zeit stahlen, sagte sie: »Oh. Da war doch diese junge Frau, mit der zusammen du letztes Jahr deinen Vater besucht hast. Deine kleine Schachfreundin. Wie hieß sie gleich wieder? Carol? Carmen? Nein! Carmel. Genau. Carmel Fitzgerald. Dein Vater war ganz hingerissen von ihr, nicht? Die beiden haben sogar ein bisschen miteinander geflirtet, wie ich mich erinnere. Als deinem Vater klar war, dass zwischen dir und ihr nichts... du weißt schon. Hieß sie nicht so, Adrian?«
»Dad und Carmel -«
Margaret redete weiter, um sicherzugehen, dass St. James verstand. »Guy hatte ein Faible für Frauen, und da Carmel und Adrian kein Paar waren... Darling, vielleicht war dein Vater weit mehr hingerissen von Carmel, als du dachtest. Du hast dich darüber amüsiert; daran erinnere ich mich. ›Dad hat Carmel zu seinem Liebling erklärt‹, hast du gesagt. Ich weiß noch, wie wir darüber gelacht haben. Kann es sein, dass dein Vater mehr für sie übrig hatte, als du dachtest? Ich weiß, du hast mir erzählt, dass sie es für einen
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