12 - Wer die Wahrheit sucht
bauen. Daran durfte Frank jetzt nicht denken. Jetzt nicht und niemals. Der Preis war zu hoch.
»Die Pläne«, sagte er. »Die Pläne, die die Amerikaner mitgebracht haben...?«
»Augenwischerei«, sagte Debiere beinahe vergnügt. »Ich habe sie mir angeschaut. Der Mann aus London brachte sie mir. Ich weiß nicht, wer sie gezeichnet hat und wofür sie sind, aber für ein Museum neben der St. Saviour's-Kirche sind sie ganz bestimmt nicht.«
»Aber er muss doch...« Was? dachte Frank. Was muss er? Gewusst haben, dass jemand sich die Pläne genauer ansehen würde? Wann denn? An dem Abend? Er hatte eine professionelle Zeichnung eines Gebäudes vorgestellt und behauptet, das wäre der von ihm ausgewählte Entwurf. Kein Mensch hatte daran gedacht, ihn nach den Plänen zu fragen. »Er muss reingelegt worden sein«, sagte Frank. »Ich weiß, dass er das Museum bauen wollte.«
»Mit welchem Geld?«, fragte Debiere. »Sie haben doch selbst gerade gesagt, dass er in seinem Testament keinen Penny für einen Bau vorgesehen hatte, Frank, und er hat auch Ruth keinerlei Anweisungen hinterlassen, ihn zu finanzieren, falls ihm etwas zustoßen sollte. Nein. Guy hat sich von niemandem reinlegen lassen. Er hat uns reingelegt. Alle miteinander. Und wir haben es uns gefallen lassen.«
»Das muss ein Irrtum sein. Ein Missverständnis. Vielleicht hat er in letzter Zeit mit seinen Investments Pech gehabt und das Geld verloren, das er für den Bau vorgesehen hatte. Das wollte er natürlich nicht an die große Glocke hängen... Er wollte ja nicht bei den Leuten hier das Gesicht verlieren. Also hat er weitergemacht, als wäre nichts geschehen. Damit keiner erfährt...«
»Glauben Sie das wirklich?« Debiere bemühte sich nicht, seine Ungläubigkeit zu verbergen. »Das glauben Sie allen Ernstes?«
»Was für eine Erklärung soll es sonst...? Die Sache war schon angekurbelt, Nobby. Er hätte sich doch verantwortlich gefühlt. Sie hatten Ihre Stellung aufgeben und sich selbstständig gemacht. Henry hatte in seine Glaskunstwerkstatt investiert. Die Zeitungen brachten Artikel, die Leute hatten große Erwartungen. Wenn er das Geld für den Bau wirklich nicht mehr gehabt hätte, hätte er nur entweder reinen Tisch machen oder so tun können, als liefe alles ganz normal, in der Hoffnung, dass die Leute mit der Zeit das Interesse verlieren würden, wenn er die Sache lange genug verschleppte.«
Debiere, der am Tisch saß, verschränkte die Arme. »Das glauben Sie wirklich?«, fragte er wieder. Sein Ton legte nahe, dass aus dem früheren Schüler der Lehrer geworden war. »Ja, klar. Ich kann verstehen, warum Sie unbedingt an diesem Glauben festhalten möchten.«
Frank meinte, plötzliches Begreifen in Debieres Gesicht aufblitzen zu sehen: dass er, der einen ihm offensichtlich teuren Schatz an Andenken aus Kriegszeiten besaß, diese Kostbarkeiten niemals ans Licht der Öffentlichkeit gelangen lassen wollte. Doch selbst wenn das den Nagel auf den Kopf traf, konnte Nobby Debiere unmöglich den Grund dafür wissen. Nie wäre er auf so etwas gekommen. Was ihn anging, gehörte Frank Ouseley ganz einfach auch zu den Enttäuschten, die auf hochfliegende Pläne gebaut hatten, aus denen nichts geworden war.
Frank sagte: »Ich bin völlig fertig wegen dieser Geschichte. Ich kann einfach nicht glauben... Es muss eine Erklärung geben.«
»Die habe ich Ihnen doch gerade präsentiert. Schade, dass Guy nicht hier ist und sich über den Erfolg seiner Machenschaften freuen kann. Warten Sie, ich zeige Ihnen was.« Er trat zur Arbeitsplatte, wo die Familie in einer Ecke die Post aufzubewahren schien. Hier sah es, ganz anders als im restlichen Haus, ziemlich unordentlich aus. Da lagen Briefe, Zeitschriften, Kataloge und Telefonbücher wild durcheinander. Ganz unten aus diesem Papierberg zog Debiere ein loses Blatt heraus und reichte es Frank.
Es war der Entwurf einer Werbeanzeige. Eine Karikatur von Nobby Debiere stand an einem Reißbrett, auf dem irgendein Plan ausgebreitet war. Zu seinen Füßen lagen halb aufgerollt weitere Pläne. Die Anzeige stellte sein neues Unternehmen vor:
Bertrand Debiere - Reparaturen, Sanierungen und Renovierungen. Sitz der Firma war das Haus in der Fort Road.
»Ich musste meine Sekretärin natürlich entlassen«, erklärte Debiere mit einem unangenehmen künstlichen Lachen. »Sie sitzt also jetzt auch ohne Job da, was Guy sicherlich amüsiert hätte, wenn er es noch hätte erleben können.«
»Nobby...«
»Und ich arbeite von jetzt
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