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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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eingefunden hatten, wie es Brauch war, und all derer, die in ihren Lastautos in einer langen Reihe darauf warteten, die geladenen Tomaten an die Frachtschiffe abzugeben... Es waren zu viele Menschen da. Als die sechs Maschinen über sie hinwegflogen, ließen sie Tote und Verwundete zurück. Brandbomben fielen auf die Lastwagen, die explodierten, während die Menschen mit Maschinengewehrfeuer niedergemäht wurden. Ohne Rücksicht. Männer, Frauen und Kinder.
    Deportationen, Verhöre, Hinrichtungen und Internierungen folgten. Und die Jagd auf die Juden. Zahllose Verbote und Bestimmungen. Arbeitslager für dies, und Hinrichtung durch Exekutionskommandos für das. Alles wurde kontrolliert: die Presse, das Kino, die Nachrichten, die Gedanken.
    Schieber tauchten auf, um aus dem Elend ihrer Mitbürger Profit zu schlagen. Bauern, die Rundfunkempfänger in ihren Scheunen versteckt hatten, wurden zu Helden. Während Nahrungsmittel und Treibstoff immer knapper wurden, versuchten die Menschen, die die Welt vergessen zu haben schien, sich irgendwie durchzuschlagen, ständig beobachtet und belauscht von der Gestapo, die nur darauf lauerte, jeden, der einen falschen Schritt tat, zu ergreifen.
    Es sind Menschen umgekommen, Frankie. Hier, auf dieser Insel, mussten Menschen wegen der Deutschen leiden und sterben. Und manche wehrten sich, so gut sie konnten. Vergiss das nie, mein Junge. Du kannst den Kopf hoch tragen. Du kommst aus einer Familie, die das Schlimmste mitgemacht und überlebt hat, um davon Zeugnis abzulegen. Nicht jeder hier auf der Insel kann das von sich sagen, Frank.
    Die Stimme und die Erinnerungen. Die Stimme, die unablässig die Erinnerungen einträufelte. Frank konnte sie beide nicht abschütteln, nicht einmal jetzt. Er war überzeugt, dass sie ihn bis an sein Lebensende verfolgen würden. Er könnte sich in die Fluten der Lethe stürzen und würde selbst dort kein Vergessen finden.
    Ein Vater durfte seinen Sohn nicht belügen. Wenn er sich entschied, Vater zu werden, dann sollte es geschehen, um die Wahrheiten des Lebens weiterzugeben, die ihn die Erfahrung gelehrt hatte. Wem sonst sollte ein Sohn vertrauen, wenn nicht seinem Vater?
    Darauf lief es für Frank hinaus, der, allein hier am Kai stehend, im Wasser eine Spiegelung der geschichtlichen Zeiten sah, die mit grausamer Hand eine Generation von Inselbewohnern geformt hatten. Es lief auf Vertrauen hinaus, das einzige Geschenk, das ein Kind dem fernen, Ehrfurcht gebietenden Vater machen kann. Er hatte es gegeben, und Graham hatte es glücklich entgegengenommen und dann rücksichtslos missbraucht. Geblieben war danach das gebrechliche Gerüst einer Beziehung, die aus Stroh und Leim gefügt war. Der raue Wind der Wahrheit hatte es vernichtet. Es schien so, als wäre das zarte Gebilde nie gewesen.
    Mehr als ein halbes Jahrhundert weiterzuleben und so zu tun, als wäre er nicht schuld am Tod tapferer Männer... Frank wusste nicht, wie er aus dem stinkenden Bodensatz, den diese Tat Graham Ouseleys hinterlassen hatte, je wieder auch nur ein Körnchen liebevolles Gefühl herausfiltern sollte. Jetzt jedenfalls konnte er es nicht. Eines Tages vielleicht... Wenn er das gleiche Alter erreichte... Wenn er irgendwann einmal das Leben mit anderen Augen betrachtete.
    Er hörte, wie sich hinter ihm die Autos in Bewegung setzten, und sah, dass der Sattelschlepper an der Kreuzung endlich wieder auf Kurs gekommen war. Er stieg in den Peugeot und fädelte sich in die Reihe von Fahrzeugen ein, die aus St. Sampson hinaus in Richtung St. Peter Port fuhren. Als er das Industriegebiet an der Bulwer Avenue hinter sich gelassen hatte, konnte er endlich Gas geben und brauste zu der Straße hinaus, die dem lang gezogenen Bogen der Belle-Greve-Bucht folgte.
    Einen Besuch musste er noch erledigen, bevor er ins Talbot Valley zurückfuhr. Er hielt sich in südlicher Richtung, links das Wasser und rechts wie eine terrassenförmig angelegte, graue Bergfestung St. Peter Port. Unter den Bäumen von Le Val des Terres fuhr er den Hügel hinauf und erreichte die Fort Road keine Viertelstunde nach der mit Debiere vereinbarten Zeit.
    Er hätte ein weiteres Gespräch mit Debiere gern vermieden. Aber als der Architekt ihn angerufen und nicht locker gelassen hatte, hatten die alten Schuldgefühle schließlich Frank veranlasst, zu sagen: »Ja, gut, ich komme vorbei«, und eine Zeit zu nennen.
    Debiere öffnete selbst und führte Frank in die Küche, wo er seinen Söhnen gerade das Essen machte. Die Hitze im

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