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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Raum war unerträglich, Debieres Gesicht glänzte vor Schweiß. Der beißende Geruch nach verbrannten Fischstäbchen hing in der Luft. Aus dem Wohnzimmer waren die Geräusche eines Computerspiels zu hören, durchsetzt mit regelmäßigen Explosionen, wenn wieder ein Bösewicht abgeschossen wurde.
    »Caroline ist in der Stadt.« Debiere bückte sich zum Backrohr hinunter und zog vorsichtig ein Blech heraus, auf dem dampfend eine zweite Ladung Fischstäbchen lag und neue unangenehme Gerüche verbreitete. Er schnitt ein Gesicht: »Wie können sie das nur essen?«
    »Hauptsache, die Eltern finden es furchtbar«, meinte Frank.
    Debiere knallte das Blech auf die Arbeitsplatte und beförderte die Stäbchen mit einem Holzlöffel auf einen Teller. Aus der Tiefkühltruhe nahm er einen Beutel gefrorene Pommes Frites, kippte sie auf das Blech und schob dieses wieder ins Rohr.
    Auf dem Herd stand ein brodelnder Topf, der dichte Dampfwolken in die Luft sandte. Sie hingen wie der Geist von Mrs. Beeton über Debiere, als der sich jetzt darüber beugte und einen Löffel voll Erbsen heraushob, giftgrün, als wären sie künstlich gefärbt. Er musterte sie mit zweifelnder Miene und warf sie wieder ins kochende Wasser. »Wäre gescheiter, wenn sie das machen würde. Sie kann's besser als ich. Ich bin ein hoffnungsloser Fall.«
    Frank wusste, dass sein ehemaliger Schüler ihn nicht angerufen hatte, um sich beim Kochen helfen zu lassen, aber ihm war auch klar, dass er es nicht mehr lange aushalten würde, in dieser Küche zu schmoren. Kurzerhand packte er deshalb selbst an, suchte ein Sieb heraus, goss die Erbsen ab und deckte sie sowie die grauenvollen Fischstäbchen mit Folie ab, während die Pommes Frites vor sich hin brutzelten. Dann öffnete er das Fenster und sagte zu Debiere, der dabei war, für seine Söhne den Tisch zu decken: »Warum wollten Sie mich sprechen, Nobby? Was gibt's denn?«
    »Sie ist in der Stadt«, antwortete er.
    »Das sagten Sie, ja.«
    »Auf Arbeitssuche. Fragen Sie mich, wo.«
    »Meinetwegen. Wo?«
    Debiere lachte ganz ohne Erheiterung. »Bei der Bürgerberatung.
    Und fragen Sie mich, was sie da macht.«
    »Nobby.« Frank war müde.
    »Sie schreibt ihnen ihre beschissenen Informationsblätter«, sagte Debiere und lachte wieder, so schrill diesmal, dass es beinahe ein bisschen verrückt klang. »Von der Architectural Review zur Bürgerberatung! Und das hat sie mir zu verdanken. Ich habe ihr geraten, ihre Stellung aufzugeben. Schreib deinen Roman, hab ich gesagt. Versuch, deine Träume zu verwirklichen. Genau wie ich es getan habe.«
    »Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist«, sagte Frank. »Sie wissen gar nicht, wie sehr.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber der richtige Tritt in den Hintern kommt erst noch: Es war alles Schaumschlägerei. Von Anfang an. Ist Ihnen das klar? Oder wussten Sie es die ganze Zeit?«
    Frank runzelte die Stirn. »Wie? Was war -?«
    Debiere nahm die Schürze ab, die er getragen hatte, und legte sie über die Lehne eines Küchenstuhls. Es war verrückt, aber es sah aus, als machte ihm das Gespräch großen Spaß, und diese Freude schien sich mit seiner nächsten Enthüllung noch zu steigern. Was Guy sich da aus Amerika habe kommen lassen, das seien nicht gültige Pläne gewesen. Er habe sie mit eigenen Augen gesehen, und sie seien rechtlich nicht einwandfrei gewesen. So weit zu erkennen, seien es nicht einmal Pläne für ein Museum gewesen. Was Frank davon halte.
    »Er hatte gar nicht vor, ein Museum zu bauen«, sagte Debiere. »Das Ganze war nur ein Spiel nach dem Motto: Bau sie auf und mach sie nieder. Und wir waren bei dem Spiel die Kegel. Sie, ich, Henry Moullin und wer sonst noch dazu gehörte. Erst mit tollen Plänen unsere Erwartungen hochschrauben und dann zuschauen, wie wir uns winden, wenn sie zusammenfallen: Das wollte er. Leider hat's nur bis zu mir gereicht. Dann hat ihn jemand umgebracht, und nun hängt ihr anderen plötzlich in der Luft und überlegt krampfhaft, wie ihr das Projekt ohne seinen ›Segen‹ wieder auf die Beine bringen könnt. Aber ich wollte, dass Sie auch erfahren, was da gespielt worden ist. Ich wollte nicht der Einzige sein, dem es vergönnt ist, Guys makabren Humor zu würdigen«, sagte er sarkastisch.
    Frank hatte Mühe, diese Neuigkeiten aufzunehmen. Sie widersprachen allen seinen Erfahrungen mit Guy. Guys Tod und die Testamentsbedingungen hatten dem Museumsprojekt ein Ende gesetzt. Aber dass nie die Absicht bestanden haben sollte, das Museum zu

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