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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sind, Miss River«, befahl Le Gallez. »Das Gemälde ist nicht hier.«
    »Nein«, flüsterte Deborah. Sie hörte Simon leise sagen: »Es tut mir Leid, Liebes«, aber sie konnte die Worte nicht richtig hören, weil auf einmal alles rasend schnell ging.
    An der Tür zum Dolmen wirbelte China herum, als ein zweiter Lichtstrahl von der Mauer hinter ihnen sie einfing wie ein gejagtes Tier. Sie sprach kein Wort. Mit einer blitzschnellen Bewegung tauchte sie wieder unter den Erdhügel und schlug die Tür hinter sich zu.
    Deborah sprang auf, ohne zu überlegen. »China!«, rief sie laut und versicherte ihrem Mann und den Polizisten in Panik: »Es ist nicht so, wie es aussieht.«
    Als hätte sie gar nicht gesprochen, sagte Simon als Antwort auf eine Frage Le Gallez': »Nur das Feldbett, Kerzen, ein Holzkasten mit Kondomen...« Und da wusste sie, dass ihr Mann jedes Wort, das sie über den Dolmen gesagt, an die Polizei weitergegeben hatte.
    Aus irgendeinem Grund - es war völlig unlogisch, lächerlich, dumm, aber sie konnte es nicht ändern - schien ihr das ein noch schlimmerer Verrat zu sein, den sie nicht begriff. Sie kam aus dem Versteck hervor, um ihrer Freundin zu helfen.
    Simon hielt sie fest.
    »Lass mich los!«, schrie sie und versuchte, sich von ihm loszureißen. Sie hörte, wie Le Gallez sagte: »Gott verdammt, schafft sie weg!«, und schrie: »Ich hole sie euch raus. Lass mich los. Lass mich los.«
    Sie entwand sich Simons Umklammerung, aber sie lief nicht weg. Schwer atmend standen sie einander gegenüber. Deborah sagte: »Sie kann doch gar nicht fliehen. Das weißt du. Und sie wissen das auch. Ich hole sie. Du musst mich zu ihr lassen.«
    »Das kann ich nicht entscheiden.«
    »Dann sag es ihnen.«
    Le Gallez sagte: »Sie sind sicher?«, und zu Simon: »Es gibt keinen anderen Weg hier raus?«
    Deborah sagte: »Was macht das schon für einen Unterschied? Wie soll sie von der Insel wegkommen? Sie weiß, dass sie den Flughafen und die Hafenbehörden alarmieren werden. Soll Sie nach Frankreich schwimmen? Sie kommt bestimmt raus, wenn ich... Lassen Sie mich ihr sagen, wer hier draußen ist...« Sie hörte das Zittern ihrer Stimme und war zornig, dass sie nicht nur mit der Polizei, nicht nur mit Simon, sondern auch noch mit ihren verwünschten Gefühlen kämpfen musste, die ihr niemals erlaubten, so zu sein wie er: kühl, leidenschaftslos, zu absoluter Sachlichkeit fähig, wenn es darauf ankam. So wie es jetzt darauf ankam.
    Erschüttert sagte sie zu Simon: »Wie bist du darauf gekommen...« Aber sie konnte die Frage nicht vollenden.
    »Ich wusste es nicht«, antwortete er. »Nicht mit Sicherheit. Ich wusste nur, dass es einer von ihnen sein musste.«
    »Was hast du mir verschwiegen? Nein. Es ist mir egal. Lass mich zu ihr gehen. Ich sage ihr, was ihr bevorsteht. Ich bringe sie heraus.«
    Simon blickte sie forschend an. Sie konnte die Unschlüssigkeit in seinem klugen, markanten Gesicht erkennen. Aber sie sah auch die ängstliche Frage, wie weit er ihr Vertrauen zu ihm zerstört hatte.
    Über seine Schulter hinweg sagte er zu Le Gallez: »Wären Sie damit einverstanden -«
    »Sind Sie wahnsinnig? Nein! Wir haben es mit einer Mörderin zu tun. Eine Leiche haben wir schon. Ich will keine zweite.« Dann zu seinen Leuten: »Holt das Miststück raus!«
    Das wirkte auf Deborah wie ein Signal. Sie rannte durch das Gestrüpp und erreichte die Tür des Dolmen, noch ehe Le Gallez rufen konnte: »Haltet sie auf!«
    Als sie einmal dort war, blieb den Männern nicht viel anderes übrig, als abzuwarten, was als Nächstes geschehen würde. Sie konnten den Dolmen stürmen und ihr Leben gefährden, wenn China bewaffnet war, was, wie Deborah wusste, nicht zutraf. Oder sie konnten warten, bis Deborah die Freundin herausbrachte. Wie es danach weitergehen würde - wahrscheinlich mit ihrer eigenen Festnahme -, darüber wollte Deborah im Augenblick nicht nachdenken.
    Sie stieß die schwere Holztür auf und trat in den Bau aus uralten Steinen.
    Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, hüllte Schwärze sie ein, so undurchdringlich und still wie in einer Gruft. Das Letzte, was sie hörte, war ein Ruf von Le Gallez, der von der zufallenden Tür abgeschnitten wurde. Das Letzte, was sie sah, war der schmale Lichtstreif, der im selben Moment erlosch.
    »China«, sagte sie in die Stille und lauschte. Sie versuchte, sich zu vergegenwärtigen, was sie vom Inneren des Dolmen gesehen hatte, als sie mit Paul Fielder hier gewesen war. Die große

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