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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zentrale Kammer befand sich geradeaus vor ihr. Die Nebenkammer war zu ihrer Rechten. Es war gut möglich, dass es noch weitere Kammern gab, vielleicht links von ihr, aber die hatte sie bei ihrem ersten Besuch nicht gesehen, und sie konnte sich auch nicht erinnern, ob es irgendwelche Spalten zwischen den Steinen gab, durch die man vielleicht in diese Kammern hineingelangte.
    Sie versuchte, sich an die Stelle ihrer Freundin zu versetzen, an die Stelle jedes Menschen, der in so einer Situation gefangen war. Sicherheit, dachte sie. Das Gefühl der Rückkehr in den Mutterschoß. Die innere Nebenkammer, die klein war und in der man sich geschützt fühlte.
    Sie hob die Hand tastend zur Mauer. Es war sinnlos darauf zu warten, dass ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen würden, doch kein noch so schwaches Licht durchdrang die Finsternis.
    Noch einmal sagte sie: »China. Draußen ist die Polizei. Sie sind auf dem Feld. Drei von ihnen sind vielleicht neun bis zehn Meter von der Tür entfernt, und einer ist auf der Mauer. Wie viele sonst noch da sind, vielleicht auf den Bäumen, weiß ich nicht. Ich bin nicht mit ihnen gekommen. Ich bin Simon gefolgt...« Selbst jetzt brachte sie es nicht fertig, der Freundin zu sagen, dass ihr Mann an dieser Aktion mitgewirkt hatte.
    »Es gibt keinen Weg hier heraus«, sagte sie. »Ich will nicht, dass dir etwas geschieht. Ich weiß nicht, warum...« Aber sie konnte diesen Satz nicht mit der Ruhe vollenden, die sie wünschte, darum wählte sie einen anderen Weg. »Es gibt für alles eine Erklärung. Das weiß ich. Es gibt eine. Nicht wahr? China?«
    Sie horchte angestrengt, während sie nach der Spalte suchte, die den Zugang zu der kleinen Seitenkammer bot. Sie sagte sich, es gebe nichts zu fürchten, dies war ja ihre Freundin, die Frau, die für sie da gewesen war, als sie die schlimmste Zeit ihres Lebens durchgemacht hatte; eine Zeit, die von Liebe und Verlust, von Unschlüssigkeit, von Entscheidungen und den Folgen dieser Entscheidungen bestimmt gewesen war. Sie hatte sie in den Armen gehalten und immer wieder versprochen: »Es geht vorbei, Debs. Es geht vorbei, glaube mir.«
    Noch einmal rief Deborah in der Dunkelheit Chinas Namen. »Lass mich dich hier rausbringen«, fügte sie hinzu. »Ich will dir helfen. Ich will für dich da sein. Ich bin doch deine Freundin.«
    Sie schob sich in die innere Kammer hinein. Ihre Jacke streifte den kalten Stein. Sie hörte das Rascheln des Stoffs. Und China River hörte es offenbar auch, denn endlich sprach sie.
    »Freundin?«, sagte sie. »O ja, Debs. Eine schöne Freundin bist du.« Sie knipste die Taschenlampe an, mit der sie das Schloss an der Tür zum Dolmen angeleuchtet hatte. Der Lichtstrahl traf Deborah mitten ins Gesicht. Er kam von unten, von dem Feldbett, auf dem China saß. Das Gesicht hinter dem Licht war so weiß wie eine marmorne Totenmaske. »Du«, sagte China, »hast von Freundschaft keine Ahnung. Und hast nie eine gehabt. Erzähl mir also nicht, was du alles für mich tun willst.«
    »Ich habe die Polizei nicht hergebracht. Ich wusste nicht...« Aber Deborah konnte nicht lügen, nicht in diesem letzten Moment. Sie war in der Smith Street gewesen. Sie war dorthin zurückgekehrt und hatte nirgends ein Geschäft gesehen, wo man die Süßigkeiten hätte bekommen können, die China für ihren Bruder gekauft haben wollte. Cherokee selbst hatte ihre Schultertasche geöffnet, um nach Geld zu sehen, und keine Süßigkeiten zum Vorschein gebracht, schon gar nicht die Schokoriegel, die er angeblich so gern aß.
    Mehr zu sich selbst als zu China sagte Deborah: »Warst du in diesem Reisebüro? Ja, natürlich, dort musst du gewesen sein. Du hast geplant, wohin du zuerst reisen würdest, sobald du die Insel verlassen könntest. Du hast gewusst, dass sie dich auf freien Fuß setzen würden. Schließlich hatten sie ja ihn. So musst du es von Anfang an gewollt haben, wahrscheinlich hast du es sogar so geplant. Aber warum?«
    »Das würdest du gern wissen, nicht?« China ließ den Lichtstrahl an Deborahs Körper hinauf und hinunter wandern. Sie sagte: »Perfekt in jeder Hinsicht. Immer erfolgreich bei allem, was du tust. Immer irgendeines Mannes Liebling. Ich kann mir vorstellen, dass du gern wissen würdest, wie es ist, zu nichts gut zu sein, und es dir dann auch noch von jemandem demonstrieren zu lassen, der sich dabei kaputtlacht.«
    »Du willst doch nicht sagen, dass du ihn getötet hast, weil - China, was hast du getan? Warum hast du es

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