Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Dauerhafteres als immer nur Wochenenden und Kurzurlaube ganz schön wäre, und schon war er weg. Eine unerwartete Geschäftsreise. Ein Haufen Arbeit zu Hause. Bedenkzeit. Wir haben uns in den dreizehn Jahren so oft getrennt, dass die Beziehung anfing, so was wie ein wiederkehrender Albtraum zu werden. In dieser Beziehung ging's allmählich nur noch um die Beziehung, verstehst du? Stundenlang wurde darüber geredet, warum wir Schwierigkeiten haben, warum ich das eine will und er das andere, warum er abhaut und ich klammere, warum er das Gefühl hat, zu ersticken, und ich mir verlassen vorkomme. Wieso, zum Teufel, haben Männer solche Angst davor, sich einzulassen?« China ergriff ihren Löffel und rührte ihren Tee um. Sie sah Deborah an. »Du bist wahrscheinlich nicht die Richtige für diese Frage. Du hast ja in dieser Hinsicht nie Probleme gehabt.«
    Deborah kam nicht dazu, ihr die Tatsachen ins Gedächtnis zu rufen, dass sie während ihres dreijährigen Aufenthalts in Amerika von Simon völlig getrennt gewesen war. Ein Klopfen an der Wohnungstür hinderte sie daran. Mit einem Matchsack über der Schulter kam Cherokee herein.
    Er stellte den Sack ab und sagte: »Ich bin raus aus dem Hotel, Chine. Ich lass dich doch hier nicht allein.« »Es ist aber nur ein Bett da.«
    »Dann schlaf ich auf dem Boden. Du brauchst Familie um dich, und die bin ich.«
    Keine Widerrede, sagte sein Ton.
    China seufzte. Sie sah nicht erfreut aus.
    Die Kanzlei von China Rivers Anwalt befand sich in der New Street, nicht weit vom Royal Court House, dem Justizgebäude, entfernt. Chief Inspector Le Gallez hatte den Anwalt angerufen, um ihm den Besuch von St. James anzukündigen, und dieser musste keine fünf Minuten warten, als ihn die Sekretärin in das Büro ihres Chefs führte.
    Roger Holberry wies einladend zu einem der drei Sessel, die sich um einen kleinen Tisch gruppierten, und nachdem die beiden Männer sich gesetzt hatten, teilte St. James dem Anwalt die Fakten mit, die er von Le Gallez erhalten hatte. Er wusste, dass Holberry bereits im Besitz dieser Fakten war, doch um festzustellen, ob Le Gallez ihm vielleicht dies oder jenes unterschlagen hatte, mussten sie ihre Informationen vergleichen. Nur so ließen sich eventuelle Lücken finden und schließen.
    Holberry schien nichts gegen eine Zusammenarbeit einzuwenden zu haben. Le Gallez, sagte er, habe ihn bei seinem Anruf über St. James informiert. Der Chief Inspector war nicht glücklich darüber, dass die Verteidigung offenbar Verstärkung bekommen hatte, aber er war ein ehrlicher Mensch und hatte nicht die Absicht, sie bei ihren Bemühungen, China Rivers Unschuld zu beweisen, zu behindern. »Er hat keinen Zweifel daran gelassen, dass Sie seiner Ansicht nach nicht viel werden ausrichten können«, sagte Holberry. »Er ist davon überzeugt, dass seine Beweiskette lückenlos ist.«
    »Was für Befunde bezüglich der Leiche haben Sie von der Gerichtsmedizin?«
    »Bisher nur das, was die äußere Untersuchung ergeben hat. Unter anderem Ablagerungen unter den Fingernägeln.«
    »Keine toxikologischen Befunde? Gewebeanalyse? Organuntersuchungen?«
    »Dafür ist es noch zu früh. Die Proben müssen alle nach Großbritannien geschickt werden, und da landen sie erst mal in der Warteschleife. Wie der Tod herbeigeführt wurde, steht allerdings eindeutig fest. Das hat Le Gallez Ihnen sicher gesagt.«
    »Ja, durch den Stein.« St. James berichtete dem Anwalt, dass er Le Gallez darauf hingewiesen hatte, wie unwahrscheinlich die Vermutung war, eine Frau könnte einem erwachsenen Mann einen Stein so tief in die Kehle stoßen, dass er daran erstickte. »Und wenn keine Spuren eines Handgemenges festgestellt wurden... Was haben denn die Ablagerungen unter den Fingernägeln ergeben?«
    »Nichts, außer ein paar Sandkörnchen.«
    »Und am Körper des Toten, was hat man da gefunden? Blutergüsse, Hautabschürfungen oder sonst etwas in dieser Richtung?«
    »Wieder nichts«, antwortete Holberry. »Le Gallez weiß, dass er praktisch nichts in der Hand hat. Er verlässt sich vollkommen auf seine Zeugin. Brouards Schwester hat etwas gesehen. Was, das weiß der Himmel. Le Gallez hat es uns bisher nicht verraten.«
    »Könnte sie selbst es getan haben?«
    »Möglich. Aber unwahrscheinlich. Die Leute, die die beiden kennen, sagen übereinstimmend, dass sie sehr an ihrem Bruder gehangen hat. Sie haben fast ihr ganzes Leben lang zusammengelebt. Sie hat sogar für ihn gearbeitet, als er sein Unternehmen

Weitere Kostenlose Bücher