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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Gebäudes und zeigte es seit Wochen jedem, der sich dafür interessierte. Es war Debiers eigene Arbeit. Als Brouard dann auf dem Fest den Namen des Architekten bekannt gab, für den er sich entschieden hatte.« Holberry zuckte mit den Schultern. »Man kann es Debiere nicht verübeln, dass er glaubte, er wäre der Auserwählte.«
    »Rache?«
    »Wer kann das sagen? Man sollte meinen, dass die Polizei ihn sich etwas genauer angesehen hätte, aber er ist ein Einheimischer. Also werden sie ihn wahrscheinlich ungeschoren lassen.«
    »Weil Amerikaner von Natur aus eher zu Gewalt neigen?«, erkundigte sich St. James. »Schulmassaker, Todesstrafe, jedem seine Waffe und so weiter?«
    »Das ist es weniger. Es ist die Art des Verbrechens.« Holberry blickte hoch, als leise quietschend die Tür aufging. Diskret, aber offenkundig entschlossen, für heute Schluss zu machen, trat seine Sekretärin ein, in der einen Hand einen Stapel Briefe, in der anderen einen Kugelschreiber. Sie hatte schon ihren Mantel an und trug die Handtasche am Arm. Holberry nahm ihr die Schriftstücke ab und unterzeichnete eines nach dem anderen, während er weitersprach. »Hier auf der Insel hat es seit Jahren keinen kaltblütigen Mord mehr gegeben. Der Letzte liegt so weit zurück, dass man sich selbst bei der Polizei nicht mehr daran erinnern kann, und das will was heißen. Es hat natürlich Verbrechen aus Leidenschaft gegeben, auch tödliche Unglücksfälle und Selbstmorde. Aber vorsätzlichen Mord? Seit Jahrzehnten nicht.«
    Er unterschrieb das letzte Schriftstück, reichte der Sekretärin die Briefe zurück und wünschte ihr gute Nacht. Als sie gegangen war, stand er auf, trat zu seinem Schreibtisch und begann, die Papiere darauf zu ordnen. Einige verstaute er in einem Aktenkoffer, der auf dem Stuhl stand, und sagte dabei: »In Anbetracht dieser Lage der Dinge ist die Polizei leider geneigt, zu glauben, dass ein Einheimischer niemals imstande wäre, ein derartiges Verbrechen zu begehen.«
    »Vermuten Sie denn, dass es neben dem Architekten noch andere Kandidaten gibt?«, fragte St. James. »Einheimische, meine ich, die Grund gehabt haben könnten, Guy Brouard den Tod zu wünschen?«
    Holberry legte die Papiere aus der Hand, während er sich die Frage durch den Kopf gehen ließ. Draußen wurde eine Tür geöffnet und geschlossen, die Sekretärin auf dem Heimweg. »Meiner Meinung nach«, sagte Holberry, »hat man sich nicht einmal oberflächlich damit befasst, was für eine Position Guy Brouard hier innehatte. Er war der Weihnachtsmann: Hier ein gutes Werk, dort eine Stiftung, ein Anbau für das Krankenhaus, und was brauchen Sie sonst noch? Wenden Sie sich einfach an Mr. Brouard. Er war der Mäzen von einem halben Dutzend Künstlern - Maler, Bildhauer, Glasbildner, Kunstschlosser -, und er bezahlte mehr als einem Jugendlichen das Studium in England. Manche sahen es als Dank an die Gemeinde, die ihn aufgenommen hatte. Aber es würde mich nicht wundern, zu hören, dass andere es anders nennen.«
    »Sie meinen, wer Geld nimmt, der muss sich revanchieren?«
    »So in der Richtung, ja.« Holberry klappte seinen Aktenkoffer zu. »Wer Geld gibt, erwartet im Allgemeinen eine Gegenleistung, ist es nicht so? Wenn wir den Pfaden von Brouards Geld auf der Insel folgen, werden wir, denke ich, früher oder später dahinter kommen, was als Gegenleistung erwartet wurde.«

8
    Gleich früh am Morgen sorgte Frank Ouseley dafür, dass eine der Bauersfrauen aus der Rue des Rocquettes ins Tal herunterkommen und nach seinem Vater sehen würde. Er hatte nicht vor, länger als drei Stunden von zu Hause wegzubleiben, aber er war eben nicht ganz sicher, wie lange die Trauerfeier, die Bestattung und der nachfolgende Empfang dauern würden, und sich einen Teil der Zeremonie zu sparen, war undenkbar. Er wollte seinen Vater auf keinen Fall längere Zeit allein lassen, deshalb telefonierte er herum, bis er eine mitleidige Seele fand, die versprach, ein- oder zweimal mit dem Fahrrad herunterzukommen. »Mit einer süßen Überraschung für Ihren Dad. Er isst doch gern mal was Süßes, nicht?«
    Das sei nicht nötig, hatte Frank versichert. Aber wenn sie seinem Vater unbedingt eine Freude machen wolle - er möge am liebsten etwas mit Äpfeln.
    Fuji, Braeburn, Pippin?, fragte die Frau.
    Das mache wirklich keinen Unterschied. Tatsache war, dass sie ihm einen gebackenen Klumpen Sägemehl als Apfelstrudel hätte unterjubeln können. Sein Vater hatte zu seiner Zeit weit Schlimmeres gegessen

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