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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Nähe einer Gruppe von drei Stallgebäuden stand. Vor dieser Gebäudegruppe bog er plötzlich nach Osten ab. Zwischen Bäumen hindurch konnte Deborah in der Ferne eine Steinmauer erkennen, hinter der sich Wiesen und Felder ausbreiteten. Doch anstatt diesen Weg weiterzuverfolgen - den sichersten, um die Beerdigung und alles, was dazu gehörte, hinter sich zu lassen -, folgte er der gekiesten Straße, die zum Haus zurückführte. Beim Gehen schlug er mit seinem Ast wie mit einer Gerte gegen das üppige Buschwerk an der Auffahrt, die eine Reihe peinlich gepflegter Gärten östlich vom Haus begrenzte. Er betrat keinen dieser Gärten, sondern schlug sich durch die Bäume jenseits des Gebüschs und begann, schneller zu gehen, als er offenbar jemanden hörte, der sich den in diesem Gebiet abgestellten Autos näherte.
    Deborah verlor ihn aus den Augen. Unter den Bäumen war es dunkel, und er war von Kopf bis Fuß braun gekleidet und in dieser Umgebung daher schwer zu erkennen. Sie lief einfach in der Richtung weiter, die sie ihn hatte einschlagen sehen, und entdeckte ihn bald wieder auf einem Weg, der zu einer Wiese hinunter abfiel. Etwa in der Mitte der Wiese erhob sich hinter einer Gruppe zarter Ahornbäume das Schindeldach eines Gebäudes, das wie ein japanisches Teehaus aussah. Das Ensemble war von einem kunstvollen, mit kräftigen roten und schwarzen Akzenten versehenen Holzzaun umgeben, den man mit Öl behandelt hatte, um seine ursprüngliche satte Farbe zu erhalten. Es war, wie sie jetzt sah, ein weiterer Garten.
    Der Junge überquerte eine zierliche Holzbrücke, die sich über eine Bodenvertiefung schwang. Er warf seine Gerte weg, suchte sich seinen Weg über einige Trittsteine und näherte sich einer Bogenpforte im Zaun. Er stieß sie auf und trat in den Garten. Die Pforte fiel lautlos hinter ihm zu.
    Deborah eilte ihm nach, überquerte wie er die Brücke über einen kleinen Graben, in dem man mit Rücksicht darauf, was dort wuchs, graue Steine angeordnet hatte. Als sie zur Pforte kam, bemerkte sie, was sie zuvor nicht gesehen hatte: eine Bronzeplakette, die in das Holz eingelassen war. A la mémoire de Miriam et Benjamin Brouard, assassinés par les Nazis à Auschwitz. Nous n 'oublierons jamais. Deborah verstand genug, um zu begreifen, dass dies ein Garten des Gedenkens war.
    Die Welt, die sie hinter der Pforte erwartete, unterschied sich von allem, was sie bisher von Le Reposoir gesehen hatte. Das üppige und ausufernde Wachstum von Büschen und Bäumen war hier durch strenge Ordnung gezähmt. Den Bäumen hatte man einen großen Teil des Laubs genommen, die Büsche waren zu klaren, dem Auge gefälligen Formen geschnitten. Miteinander verschmolzen sie zu einer Komposition, die den Blick zu einer weiteren Bogenbrücke lenkte. Sie überspannte einen großen unregelmäßig geformten Seerosenteich, und jenseits stand das Teehaus, dessen Dach Deborah zuvor gesehen hatte. Eine seiner Türen, nach Art japanischer Privathäuser mit Papier bespannt, war aufgeschoben.
    Deborah folgte dem Weg an der Umgrenzung des Gartens entlang und überquerte die Brücke. Unter ihr schwammen große, farbenprächtige Karpfen, vor ihr zeigte sich das Innere des Teehauses, ein einziger Raum, mit einem niedrigen Ebenholztisch ausgestattet, um den herum auf den traditionellen Binsenmatten sechs Sitzkissen lagen.
    An der Breitseite des Teehauses zog sich eine tiefe Veranda entlang, zu der man über zwei Stufen gelangte. Deborah versuchte gar nicht erst, unbemerkt zu bleiben, als sie hinaufging. Besser, dachte sie, wenn der Junge sie für einen Trauergast hielt, dem ebenfalls nach einem Spaziergang zumute war, und nicht für jemanden, der ihm absichtlich gefolgt war, um mit ihm zu reden, obwohl er wahrscheinlich gar nicht reden wollte.
    Er kniete vor einem Teakschränkchen, das auf der anderen Seite des Teehauses in die Wand eingebaut war. Die Tür stand offen, und er war gerade dabei, einen schweren Papierbeutel aus dem Schränkchen zu nehmen. Deborah sah zu, wie er ihn mühsam herausbugsierte, öffnete, darin herumkramte und einen Plastikbehälter herauszog.
    Plötzlich drehte er sich um und sah Deborah. Er zeigte kein Erschrecken beim unerwarteten Anblick der Fremden, sondern sah sie ruhig und offen an. Nach einem Moment richtete er sich auf, ging an ihr vorbei auf die Veranda hinaus und weiter zum Seerosenteich.
    Als er an ihr vorüberkam, sah sie, dass in dem Behälter kleine runde Kügelchen waren. Er trug sie ans Wasser, wo er sich auf

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