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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einem glatten grauen Felsbrocken niedersetzte und eine Hand voll Kügelchen aus dem Behälter nahm, um sie den Fischen zuzuwerfen. Im Wasser wirbelte es augenblicklich in allen Regenbogenfarben.
    Deborah sagte: »Macht es dir was aus, wenn ich zuschaue?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Er war vielleicht siebzehn Jahre alt, und sein Gesicht war voller Pickel. Er errötete, als sie sich zu ihm auf den Felsen setzte. Eine Weile beobachtete sie schweigend die Fische, die mit gierigen Mäulern nach allem schnappten, was sich auf der Wasseroberfläche bewegte. Sie können froh sein, dachte sie, dass sie hier in diesem geschützten Gewässer leben, wo alles, was sich an der Oberfläche regt, tatsächlich Nahrung ist und nicht Köder.
    »Ich mag Beerdigungen nicht«, sagte sie. »Ich glaube, das kommt daher, dass ich bei der ersten noch ziemlich klein war. Meine Mutter ist gestorben, als ich sieben war, und jedes Mal, wenn ich auf einer Beerdigung bin, wird alles wieder lebendig.«
    Der Junge sagte nichts, doch die Hand, die das Futter ins Wasser warf, bewegte sich kaum wahrnehmbar langsamer. Davon ermutigt, fuhr Deborah zu sprechen fort.
    »Das ist eigentlich merkwürdig, denn damals, als es geschehen war, habe ich es gar nicht so stark empfunden. Man kann natürlich sagen, das käme daher, dass ich nicht verstanden habe, was passiert war. Aber ich habe es verstanden. Ich wusste genau, was es heißt, wenn jemand stirbt: Dass er dann für immer fort ist und ich ihn nie wiedersehe; dass er vielleicht bei Gott und den Engeln ist, jedenfalls an einem Ort, an den ich noch lange, lange nicht komme. O ja, ich wusste, was es heißt. Ich wusste nur nicht, was es alles mit einschließt. Das habe ich erst viel später begriffen, als diese Mutter-Tochter-Geschichten, die sich vielleicht zwischen uns entwickelt hätten, einfach nicht passierten - mit niemandem.«
    Noch immer schwieg er. Aber er hielt in der Fütterung der Fische inne und sah nur zu, wie sie nach den Futterklümpchen schnappten. Sie erinnerten Deborah an Menschen, die gesittet an der Bushaltestelle anstehen und sich beim Eintreffen des Busses plötzlich in einen wilden Haufen stoßender Ellbogen, Knie und Regenschirme verwandeln.
    Sie sagte: »Sie ist seit fast zwanzig Jahren tot, und ich frage mich noch heute manchmal, wie es gewesen wäre. Mein Vater hat nie wieder geheiratet, ich habe sonst keine Familie, und oft denke ich, wie schön es wäre, wenn es außer uns zwei noch andere gäbe. Wenn meine Eltern, zum Beispiel, mehr Kinder bekommen hätten. Meine Mutter war erst zweiunddreißig, als sie starb, mir, mit meinen sieben Jahren, erschien sie damals uralt, aber heute weiß ich, dass sie noch viele Jahre vor sich gehabt hätte, um weitere Kinder zu bekommen. Schade, dass nichts daraus geworden ist.«
    Jetzt sah der Junge sie an. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Entschuldige. Ich rede wohl ein bisschen viel, hm? Das passiert mir manchmal.«
    »Möchten Sie auch mal?« Er hielt ihr den Plastikbehälter hin.
    »Das ist nett«, sagte sie. »Gern. Danke.« Sie schob die Hand in die Dose, rutschte an den Rand des Felsbrockens und ließ die Kügelchen von ihren Fingern herab ins Wasser tropfen. Die Fische kamen herbeigeschossen, einander rücksichtslos bekämpfend in ihrer Gier. »Sie bringen das Wasser richtig zum Brodeln. Das müssen ja Hunderte sein.«
    »Einhundertdreiundzwanzig.« Der Junge sprach leise - Deborah hatte Mühe, seine Worte zu verstehen - und hielt den Blick auf den Teich gerichtet. »Er stockt den Bestand immer wieder auf, weil die Vögel sie jagen. Große Vögel. Manchmal auch eine Möwe, aber die sind meistens nicht stark genug und auch nicht schnell genug. Und die Fische sind clever. Sie verstecken sich. Deshalb ragen die Felsen so weit über das Ufer hinaus: damit sie sich darunter verstecken können, wenn die Vögel kommen.«
    »Tja, man muss an alles denken«, sagte Deborah. »Aber dieses Fleckchen hier ist wirklich schön, nicht? Ich bin ein bisschen herumgelaufen, ich wollte weg von dem ganzen Beerdigungsrummel, und da habe ich plötzlich das Teehaus und den Zaun gesehen. Ich dachte, hier würde es sicher ruhig sein. Friedlich. Deshalb bin ich hergekommen.«
    »Lügen Sie doch nicht.« Er stellte die Dose mit dem Fischfutter zwischen ihnen auf den Boden, als zöge er eine Grenze. »Ich habe Sie gesehen.«
    »Du hast mich -?«
    »Ja, Sie sind mir nachgegangen. Ich habe Sie schon hinten bei den Ställen bemerkt.«
    »Ah.« Deborah

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