120 - Der Fluch der stählernen Hände
besonderen Grund, mich das zu fragen?«
»Ja«, sagte Christie. »Wissen Sie, was man mir erzählte? Sie wären Carolyn Cassidy in den Weinkeller gefolgt. Ich würde zu gern wissen, weshalb.«
»Sie war ein hübscher Käfer, das haben Sie vorhin selbst gesagt. Und es war allgemein bekannt, daß sie leicht zu haben war. Ich wollte das mal testen.«
»Deshalb schlichen Sie hinter ihr her-und sie ließ Sie abblitzen. Sie aber waren bereits so sehr aufgedreht, daß Sie sich nicht mehr bremsen konnten. Sie dachten, Ihren Willen mit Gewalt durchsetzen zu können, aber Carolyn wehrte sich so lange, bis Sie vollends die Fassung verloren und…«
»Sie haben wohl einen Vogel, Mann!« schrie Larry Huston erschrocken.
»Wenn Sie aussprechen, was Sie denken, schlage ich Ihnen den Schädel ein!«
Sam Christie hob abwehrend die Hände, »Keinen weiteren Gewaltakt. Huston!«
»Ich habe mich mit Carolyn für den nächsten Tag verabredet, wenn Sie’s genau wissen wollen!«
»So einfach können Sie mich von Ihrer Unschuld nicht überzeugen, Huston.«
»Ich will, daß Sie gehen. Ich habe keine Lust mehr, mich mit Ihnen zu unterhalten. Wenn Sie meine Wohnung nicht freiwillig verlassen, schmeiße ich Sie hinaus, Wie kommen Sie dazu, mir diesen bestialischen Mord in die Schuhe schieben zu wollen!«
»Sie waren mit Carolyn Cassidy als letzter zusammen.«
»Irrtum. Nach mir muß sie noch einem anderen begegnet sein: ihrem Mörder, und ich könnte ebensogut behaupten, das wären Sie gewesen. Ja, warum nicht? Sie sind publicitygeil, wollen ins Gerede kommen, aber es tut sich nichts Weltbewegendes. Da greifen Sie zur Selbsthilfe, damit Sie hinterher zeigen können, was für ein toller Schnüffler Sie sind. Sie würden es fertigbringen, der Polizei einen falschen Täter unterzujubeln, bloß um bekannt zu werden. Sie hätten nicht die geringsten Gewissensbisse. Aber ich warne Sie. Wenn Sie versuchen, mir etwas anzuhängen, drehe ich Ihnen den Hals um. Und jetzt raus mit Ihnen. Ich kann den Gestank, den Sie verbreiten, nicht mehr riechen.«
***
Susannah Maxwell, Montgomery York und Casper Quentin waren nicht sonderlich ergiebig gewesen. Dennoch hatten wir unsere Zeit nicht vergeudet, denn ein klein wenig hatten diese drei Leute unseren Horizont in diesem Fall doch erweitert.
Wir wußten zum Beispiel jetzt besser über Sean Kohner Bescheid. Ob wir den Mann persönlich kennenlernen würden, war noch fraglich. Sollten wir es als erforderlich ansehen, würden wir ihm selbstverständlich einen Besuch abstatten.
Sein Restaurant war vorübergehend geschlossen, aber wir hatten seine Privatadresse. War es möglich, daß die Stahlhände des Hexers ihm gehörten?
Ich weiß nicht, warum, aber ich konnte mich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Nach allem, was ich über ihn gehört hatte, war er nicht der Typ, der in ein Kriminalmuseum einbricht und Mordwerkzeuge klaut. Gewiß, er hatte Dreck am Stecken, aber nicht von der Art, die wir suchten.
Ich leitete den Rückzug ein, indem ich mich für den köstlichen selbstgebackenen Kuchen bedankte. Das war keine Höflichkeitsfloskel. Er hatte mir wirklich ausgezeichnet geschmeckt.
Noel Bannister bleckte seine großen Pferdezähne. »Tja, dann wollen wir Ihnen nicht länger auf den Wecker fallen. Sollte Ihnen noch irgend etwas einfallen, das uns möglicherweise einen kleinen Schritt weiterhelfen könnte, rufen Sie uns unverzüglich an. Die winzigste Kleinigkeit kann unter Umständen zu einer eminenten Wichtigkeit werden. Mr. Ballard und ich wohnen im Hilton. Wenn wir gerade unterwegs sein sollten, können Sie eine Nachricht für uns hinterlassen. Oder nennen Sie einfach nur Ihren Namen. Wir rufen Sie dann zurück.«
Der schlanke CIA-Agent erhob sich.
Als ich ebenfalls aufstand, vernahmen wir alle ein Geräusch! Einer schaute gespannt den anderen an… und dann handelten Noel Bannister und ich.
Wir flitzten aus den Startlöchern, hetzten aus dem Haus. Jemand hatte uns beobachtet. Heathcote McShane vielleicht? Das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.
Wir trennten uns draußen. Noel Bannister wandte sich nach links, ich eilte nach rechts davon. Als ich um die Ecke bog, erschien Susannah Maxwell am Fenster.
Sie wollte mir etwas zurufen, doch ich bedeutete ihr, still zu sein, und zog meinen Colt Diamondback aus dem Leder. Mit langen Sätzen näherte ich mich der nächsten Gebäudeecke.
Ich hörte jemanden keuchen, und dann klatschten Schläge. Noel Bannister mußte den heimlichen
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