120 - Der Fluch der stählernen Hände
Christie. Heathcote McShane zog sich auf jeden Fall hinter die offene Tür zurück.
Daß er richtig gehandelt hatte, stellte sich einen Augenblick später heraus, denn da schob Sam Christie den Schlüssel ins Türschloß. Die vier Bourbons machten ihn beschwingt und unbekümmert.
Er summte ein Lied, drehte das Licht auf und schlüpfte aus den Lammfellschuhen. Den Ärger mit den beiden CI A-Agenten hatte er schon vergessen.
Er trank oft tagelang nichts, aber wenn er mal einen Bourbon gekippt hatte, wurden es zumeist mehrere, und er wollte es auch heute mit vieren nicht genug sein lassen.
In Vorfreude auf Bourbon Nummer fünf leckte er sich die Lippen und steuerte das Wohnzimmer an. Auch hier machte er Licht, ohne zu merken, daß er nicht allein war.
Er hatte unheimlichen Besuch!
Der Mann, den er suchte, war zu ihm gekommen. Böse starrte ihn Heathcote McShane durch die schwarze Brille an. Tänzelnd bewegte sich Sam Christie an dem Hexer vorbei.
Die offene Tür verhinderte, daß er ihn sah. Er begab sich zur Hausbar, die gut bestückt war. Darauf legte er großen Wert. Es mußte immer genug zu trinken im Haus sein. Durst ist schlimmer als Hunger.
Heathcote McShane kam hinter der Tür hervor, während sich Sam Christie ein Glas füllte. Plötzlich knarrte der Holzboden! Christie drehte sich erschrocken um… und sah den gespenstischen Hexer!
Furchterregend sah diese Horrorgestalt aus. Ein grauer Schatten lag auf dem Gesicht des Unbekannten. Schwarze Brille, breitkrempiger Hut… ein Bild des Grauens!
Gegen Noel Bannister hatte Sam Christie gekämpft, doch mit diesem Kerl war das nicht ratsam. Von dem Fremden ging eine Gefährlichkeit aus, die es angeraten erscheinen ließ auszurücken.
Er ließ das Glas einfach fallen und versuchte an Heathcote McShane vorbeizukommen, doch der Hexer empfing ihn mit seinen Stahlhänden und stieß ihn gegen die Wand.
Der Aufprall war so hart, daß Sam Christie glaubte, seine Rippen würden brechen. Ein fürchterlich stechender Schmerz durchraste seinen Brustkorb.
Er biß die Zähne zusammen und stieß sich von der Wand ab. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich dem Mann entgegenzuwerfen. Er hoffte, ihn zur Seite rammen zu können, doch das schaffte er nicht.
McShane wirbelte ihn hoch und schleuderte ihn auf den Boden. Christie schrie krächzend auf, wälzte sich zur Seite und sprang sofort wieder auf.
Da stieß die Stahlhand des Hexers vor, packte ihn an der Kehle und drückte ihn neben dem Fenster gegen die Wand. Christie bekam nicht genug Luft, seine Augen weiteten sich. Todesangst ließ sein Herz wild schlagen.
Er dachte, der Fremde würde ihn nun töten.
»Hör zu!« knurrte Heathcote McShane mit frostklirrender Stimme. »Ich mag nicht, daß du hinter mir herschnüffelst. Laß es sein!« Er drückte fester zu. »Hast du mich verstanden? Laß es sein!«
»Ja«, krächzte Christie.
»Meine Opfer sind Frauen und Mädchen, aber wenn mir jemand lästig wird, mache ich eine Ausnahme. Hast du mich verstanden? Ich will von dir nie wieder hören. Dies ist meine erste und zugleich meine letzte Warnung. Wenn du sie nicht beherzigst, mußt du sterben!«
***
Wir aßen eine Kleinigkeit in einer Snack Bar und tranken Ingwerbier dazu. Noel Bannister rekapitulierte, was wir in Erfahrung gebracht hatten.
Es war nicht aufbauend viel. Die Fakten hatte uns der Polizeichef Ian Wiekham überlassen. Susannah Maxwell, Montgomery York und Casper Quentin hatten ihre persönliche Meinung kundgetan, ohne uns aber einen entscheidenden Hinweis geben zu können.
Quentin hatte lediglich die nackte Mädchenleiche gefunden, und Susannah und ihr Freund konnten das bezeugen, denn Quentin hatte sie ins »Kohner’s« mitgenommen.
Zwangsläufig kam auch das Gespräch auf Sam Christie. Noel schüttelte den Kopf. »Er wollte unser Partner werden! Ehe ich mir von dem helfen lasse, lege ich mich lieber allein mit dem Hexer an.«
Ich lächelte. »Er hat nicht deine Wellenlänge, wie?«
»Überhaupt nicht, und wenn er mir noch mal über den Weg läuft, stelle ich ihm mit Sicherheit ein Bein. Ich kann boshaft sein wie ein Wald voll Affen.«
»Das wundert mich nicht.«
»Wenn du jetzt sagst, ich wäre selbst einer, reihe ich dich in die Kategorie Sam Christie ein.«
Mein Blick wanderte zum Fenster, Menschen gingen daran vorbei. »Irgendwo dort draußen gibt es einen Mann mit zwei Gesichtern, Noel. Wie sollen wir ihn finden?«
»Man müßte Heathcote McShane aus der Reserve locken können«,
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