120 - Der Fluch der stählernen Hände
Gesicht und stöhnte, und als er sich an die Stirn faßte, spürte er Blut. Der unheimliche Kerl fiel ihm ein-Wegen Isabel war er gekommen. Wie ein Verbrecher hatte er sich Einlaß verschafft, und Tom Clipton spürte die Angst um seine Tochter in sich wachsen.
Isabel war ein mutiges, selbständiges Mädchen, das sich zudringliche »Verehrer« vom Leib halten konnte. Aber mit diesem Mann konnte sie bestimmt nicht fertigwerden.
Wie hatte er sich genannt? Heathcote McShane. Der Name hatte sich bei Tom Clipton eingeprägt. Ob das sein richtiger Name ist? fragte er sich. Wohl kaum. Er müßte verrückt sein, seinen richtigen Namen zu nennen und eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs zu riskieren. Ja, und eine weitere Anzeige wegen Körperverletzung.
Clipton stützte sich auf die Lehne seines Sessels. Wie lange mochte er bewußtlos gewesen sein? War Isabel inzwischen heimgekommen?
Bis jetzt hatte ein trüber Schleier vor Cliptons Augen gehangen. Jetzt lüftete er sich, und Clipton sah die Verwüstung im Raum, das zertrümmerte Telefon, den entzweigeschlagenen Tisch, die heruntergerissenen Vorhänge.
Um Himmels willen, was ist da passiert? fragte sich Clipton. Um seine Brust schien sich eine Stahlklammer zu legen -und sie wurde von Minute zu Minute enger.
»Isabel!« rief Tom Clipton und wankte aus dem Wohnzimmer.
Sein Kopfschmerz war nicht wichtig, die Sorge um Isabel überwog alles. Sein Herz schlug aufgeregt gegen die Rippen. Wieder rief er den Namen seiner Tochter.
Und dann schrie er ihn heraus, als wäre er tödlich verletzt, denn er hatte Isabel entdeckt. Sie lag in der Küche auf dem Boden - mit verrenkten Gliedern und gebrochenem Blick.
Was Heathcote McShane ihr angetan hatte, war für den Vater so grauenhaft, daß ihm schlecht wurde. Er mußte sich übergeben.
Danach stürzte er aus dem Haus und brüllte: »Hilfe! Steht mir bei! Mein Kind wurde ermordet! Mein ein und alles! Mörder! Du verdammter, dreckiger Mörder! Wo bist du? Komm her, damit ich dich mit meinen eigenen Händen erwürgen kann!«
Er schrie so lange, bis die Nachbarn aus ihren Häusern kamen und sich seiner annahmen.
***
Der Mann, der die nackte Mädchenleiche im Kühlraum des Restaurants gefunden hatte, hieß Casper Quentin, das wußten wir aus den Unterlagen, die wir bekommen hatten.
Natürlich war darin auch vermerkt, wo er arbeitete, und wir suchten ihn an seinem Arbeitsplatz auf. Er befand sich im Labor und stellte uns seine reizende Kollegin, die Chemikerin Susannah Maxwell, vor, die für ihn soeben einige Analysen durchgeführt hatte.
Wir kannten auch die Geschichte, die zu den - nunmehr abklingenden - Blessuren Quentins geführt hatte. Wer sich mit Gangstern anlegt, muß damit rechnen, daß sie mit harten Bandagen Zurückschlagen.
Es war Nachmittag, und Susannah Maxwell und Casper Quentin hatten vorgehabt, für heute Schluß zu machen. Ich sagte zu Quentin: »Wir unterhalten uns gern auch woanders mit Ihnen. Es muß nicht unbedingt hier im Gesundheitsamt sein.«
Susannah Maxwell lud uns zum Kaffee in ihr Haus ein. Wir nahmen die Einladung gern an und verlegten das Gespräch in das Haus, das Susannah zusammen mit Dr. Montgomery York, dem Verhaltensforscher, bewohnte.
Auch sein Name war uns aus den Polizeiakten bekannt. Er kam nach Hause, als ich mir das zweite Stück Kuchen von der Hausfrau aufdrängen ließ. Susannah erklärte ihm, wer wir waren, und er sagte, er freue sich, unsere Bekanntschaft zu machen.
Noel und ich sprachen von einem unbekannten Täter. Wir erwähnten nie den Namen Heathcote McShane und sagten auch nicht, daß der Mann ein Hexer gewesen war und der Nachwelt ein verhängnisvolles Vermächtnis hinterlassen hatte.
Wir taten so, als jagten wir einen gewöhnlichen Mörder, doch das war der Mann, der Heathcote McShanes Erbe angetreten hatte, mit Sicherheit nicht. Nichts an diesen grausamen Morden war normal - weder die Tatwaffen noch die Ausführung der Verbrechen.
Montgomery York setzte sich zu uns. »Darf ich als Laie meine Meinung zu diesem bestialischen Mord äußern, Mr. Ballard?« fragte York, »Mr. Bannister und ich sind an jeder Meinung interessiert«, gab ich zurück. »Eine könnte nämlich die richtige sein. Schießen Sie los, Dr, York.«
»Also ich glaube, daß Kohner das Mädchen umgebracht hat«, sagte York. »Motive kann es viele geben. Vielleicht erwartete das Mädchen ein Kind von ihm, und sie wollte ihn erpressen. Oder sie hatte etwas über seine dunklen Geschäfte erfahren.«
»Ich kann
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