120 - Der Fluch der stählernen Hände
warum er das tat: Um stets zu wissen, wie weit wir schon waren.
Wir gaben ihm einen Korb und bemühten uns nicht einmal, dabei freundlich zu sein. Noel Bannister riet ihm im Gegenteil sogar, uns nicht mehr in die Quere zu kommen, wenn er nicht mit ernsthaften Schwierigkeiten rechnen wolle.
»Sonst noch was?« fragte Christie schnippisch.
»Das wäre für den Augenblick alles«, antwortete Noel.
»Dann darf ich also gehen?«
»Je eher Sie draußen sind, desto lieber ist es uns.«
»Die Freude mache ich Ihnen gern«, sagte Sam Christie schleimig lächelnd.
»Ein unangenehmer Zeitgenosse«, bemerkte Susannah Maxwell, als er draußen war.
»Er wird Sie nicht mehr behelligen«, sagte Noel Bannister. »Sollte er es aber doch tun, lassen Sie es mich wissen. Ich stelle ihm das ab.«
***
Sam Christie dachte nicht daran, die Finger von diesem Fall zu lassen. Er konnte sehr stur sein. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, war er nicht leicht davon abzubringen.
Der amerikanische Geheimdienst vermochte ihn auch nicht einzuschüchtern. Central Intelligence Agency… Was war das schon? Ein Haufen aufgeblasener Idioten, die sich für etwas Besonderes hielten. In Wirklichkeit kochten sie auch nur mit Wasser - fand Christie.
Der Detektiv betrat eine Bar. Es fing an zu dämmern. Christie schwang sich auf einen Storchenbeinhocker und verlangte einen Bourbon on the rocks.
Als er zufällig seinen geröteten Kinnwinkel berührte, zuckte er zusammen.
»Schlägerei gehabt?« fragte der Barkeeper grinsend.
Aber Sam Christie war an keiner Unterhaltung interessiert. Der Barkeeper kapierte das sofort und ließ ihn in Buhe.
Als Christie den dritten Drink orderte, schlüpfte der unbekannte Mörder in die kalten Stahlhände …
Nach vier Bourbons hätte sich Christie nicht mehr in seinen Wagen setzen sollen, aber um solche Kleinigkeiten hatte er sich noch nie gekümmert.
Er war schließlich nicht irgend jemand. Er war Sam Christie, den bald jedermann in Chicago kennen würde. Neben dem Eingang der Bar lehnte ein Mädchen - high bis in die Haarspitzen.
»Na, was machen wir beide nun?« fragte sie unternehmungslustig.
»Was du machst, weiß ich nicht«, gab Christie kühl zurück. »Ich fahre nach Hause.«
»Hast du eine schöne Wohnung?«
»Mir gefällt sie.«
»Ich hätte nichts dagegen, sie mir anzusehen.«
»Aber ich«, sagte Sam Christie unfreundlich und begab sich zu seinem Wagen, nicht ahnend, was auf ihn zukam.
Denn Heathcote McShane befand sich bereits auf dem Weg…
Der Congress Parkway war mit Sternen und Lichtgirlanden geschmückt. Viele der Menschen auf den Bürgersteigen trugen kleine oder große Pakete.
Christie hatte niemanden, dem er etwas schenken konnte, aber das störte ihn nicht. Im Gegenteil, es war ihm sogar recht. Es sparte ihm Geld.
Er hielt nichts von diesem idiotischen Weihnachtstrubel. Wie aufgescheuchte Hühner rannten die Menschen durch die Stadt, um zu kaufen, was niemand brauchte.
Heathcote McShane betrat das Haus , in dem Christie wohnte …
***
Schritte im Treppenhaus. Der Hexer verharrte einen Augenblick. Sein Kopf ruckte hoch, und er schaute sich nach einer Möglichkeit um, sich zu verstecken.
Er eilte an der Treppe vorbei und tauchte ein in den dunklen Schatten des Kellerabgangs. Dort wartete er. Die Person, die die Stufen herunterlief, tat gut daran, dem Kellerabgang fernzubleiben, denn weiter würde sich der unheimliche Hexer nicht zurückziehen.
Seine gefährlichen Stahlhände öffneten sich, er spreizte die Finger, während seine Züge verkanteten. Er war die Grausamkeit in Person, und er war bereit für eine neue Schreckenstat.
Die Schritte erreichten das Erdgeschoß. Heathcote McShane hob die Stahlhände. Gleich würde eine Entscheidung fallen…
Doch die Schritte entfernten sich, und McShane ließ die Todeshände langsam sinken. Das Haustor klappte zu, und der Hexer kam wieder zum Vorschein.
Er stieg die Stufen hoch und machte sich wenig später an Sam Christies Wohnungstür zu schaffen. Es bereitete ihm keine Mühe, das Schloß zu überlisten.
Ohne Licht zu machen, sah er sich in der Wohnung um. Im Wohnzimmer ließ er sich dann in einen Sessel fallen. Er legte die Stahlhände auf die Armlehnen und wartete.
Durch die Wand kam ein dumpfes Wummern. Der Nachbar hatte seine Stereoanlage zu laut aufgedreht, so daß die Bässe das halbe Gebäude zum Vibrieren brachten.
Unten blieb ein Auto stehen, eine Tür fiel zu, und dann kam jemand die Treppe hoch. Vielleicht Sam
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