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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban
Autoren: Unbekannt
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saß abseits. Er schnitt die Aufzeichnung mit. Er spürte die Abneigung, die der Präsident ihm gegenüber empfand, aber er störte sich nicht daran.
    „Ist das alles?" erkundigte sich Chulijam nach einer Weile.
    „Das ist noch nicht alles", erklang Ordobans Stimme von neuem. Der Präsident zuckte zusammen. Der alte Recke hatte die Reaktion seiner Zuhörer vorausberechnet. „Das, was euch am meisten Magengrimmen verursachen wird, kommt erst noch.
    Zibbatu hat seinen häßlichen Namen lange genug getragen. Er braucht nicht jedes Mal, wenn einer nach ihm ruft, von neuem an sein körperliches Gebrechen erinnert zu werden. Er soll einen neuen Namen erhalten, Der Name soll seine Volkszugehörigkeit zum Ausdruck bringen. Von jetzt an wird mein Freund Saddreyu heißen."
    Da hörte man Chulijam laut stöhnen, und selbst der wesentlich weniger konservative Dritte Jugendunterweiser hielt eine Zeitlang den Atem an.
     
    2.
     
    Am Anfang war der Kosmos öde, finster und leer, und die Muttergöttin Asaredu, die damals allein den Götterhimmel bewohnte, begann sich zu langweilen. Sie wollte Leben schaffen. Am lebendigsten von allen Elementen erschien ihr das Feuer. Sie schuf einen mächtigen Ball aus Feuer und säte in ihn hinein die Keime von Geschöpfen, an denen sie später ihre Freude zu haben gedachte.
    Aber das Feuer ließ die Keime nicht gedeihen, und der Kosmos war weiterhin leer bis auf den Feuerball, an dem Asaredu, sich bald sattgesehen hatte. Da überzog sie ihn mit einer Schicht aus fester Erde. Auf der Erde schuf sie Pflanzen und Tiere. Es war aber dunkel über der Erdschicht, also machte Asaredu eine Sonne, die am Tage schien, und mehrere Monde sowie Tausende von. Sternen, die den Nachthimmel bevölkerten.
    Es kam aber die Zeit, da die Keime, die die Muttergöttin in den Feuerball gestreut hatte, zu sprießen begannen. Sie drängten hinauf und wollten nach oben, wo die Tiere und Pflanzen, die Sonne, die Monde und die Sterne waren. Aber die Erdschicht versperrte ihnen den Weg. Da vereinten sie ihre Kräfte und begannen, gegen die Erdschicht zu drücken, und es entstand ein Berg mit einer scharfen Spitze, den man den Berg Na'ada nennt. Aber noch immer war der Weg für die Keimlinge nicht frei. Da vereinten sie ihre Kräfte ein weiteres Mal, und unter ihrem Ansturm brach die Spitze des Berges Na'ada ab. Das Feuer strömte aus dem Innern des Berges und ergoß sich über das umliegende Land. Aus den Keimen aber wurden denkende .Wesen, die alsbald die Herrschaft über die Tiere und die Pflanzen übernahmen und auf der Erdschicht über dem Feuerball lebten wie die Götter im Götterhimmel.
    Das war die saddreykarische Schöpfungsgeschichte. So war sie über fast eintausend Generationen hinweg überliefert worden, und den Berg Na'ada gab es heutigentags noch. Er war eingeometrisch perfekter Konus, dessen Spitze entlang einer makellos geraden, horizontalen Linie abgeschnitten worden war.
    Unterhalb des Schnittes befand sich die Senke eines erloschenen Kraters, durch den zu Anfang aller Zeiten das mit Keimlingen belebte Feuer ausgeströmt war.
    Saddrey war ein Wort der saddreykarischen Ursprache und bedeutete „die Spitze". Saddreyu hieß „die brechende Spitze". Sie war zum Symbol geworden. Im saddreykarischen Staatswappen erschien eine stilisierte Darstellung des Berges Na'ada im Augenblick der Eruption: ein aufrecht stehendes Trapez und schräg darüber ein sich zur Seite neigendes, gleichschenkliges Dreieck.
    Daß Ordoban der zweiäugigen, buckligen Mißgeburt ausgerechnet den heiligen Namen Saddreyu gegeben hatte, rechnete man ihm als arge Geschmacklosigkeit an. Aber so groß war der Ruhm des Helden, daß man seinem Wunsch stattgab.
     
    *
     
    Im Jahr 12 484 Malkatu wurde das Monument fertiggestellt. Es war ein Wunderwerk moderner Technik.
    Jahr für Jahr würden Milliarden von Touristen den Koloss besuchen, um sich die Geschichte des Imperiums und seine technischen Errungenschaften vor Augen zu führen. Die kommerziellen Reiseunternehmen auf den hunderttausend Welten von Nor-Gamaner rührten schon seit Jahren unermüdlich die Reklametrommel.
    Auf die Dauer von acht Jahren waren sämtliche Flüge zum Loolandre voll ausgebucht.
    So hatte man das Monument genannt: Loolandre - das Zeichen der Größe. Attanal, der Vorsitzende des Monumentalkomitees, hatte den Namen kurz vor seinem Tod ersonnen. Attanals Nachfolger wurde Sorkalan, seit zehn Jahren Präsident emeritus des Imperiums. Sorkalan hatte sich um den rein
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