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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban
Autoren: Unbekannt
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langer Zeit eine Ergebenheitsadresse des Volkes der Kishadati erhalten?" erkundigte sich Heftergel ungerührt.
    „Vor zwei Jahren, ja. Wir wunderten uns sehr darüber."
    „Ich war bei den Kishadati", sagte der Journalist. „Sie waren dem Imperium wohl gesinnt, weil eine unserer Flotten sie aus der Knechtschaft eines anderen Volkes befreite. Die Kishadati stehen am Anfang der raumfahrttechnischen Zivilisation. Sie besaßen keine Unterlagen, die sich auf die Befreiungsaktion bezog.
    Aber sie schilderten mir den Kommandanten der Flotte. Warum würden Wesen, die von den großen Zusammenhängen innerhalb des Imperiums nicht die geringste Ahnung haben, mir eine Beschreibung liefern, die genau auf Ordoban paßt? Oder glaubst du, daß man Ordoban mit jemand anderem verwechseln kann?"
    „Nein, nein", wehrte der Minister ab. „Aber nach so langer Zeit? Ich meine, warum hat sich der Fünfundzwanzigste sechzig Jahre lang nicht gemeldet?"
    „Du fändest deine Frage leichter zu beantworten, wenn du dich in Nammuratu 38 umsähest. Ich sage dir, Jugendunterweiser, es ist dort schlimmer als in der Hölle der Göttin Ishatu, an die unsere Vorfahren glaubten."
    „Das ist ganz außerordentlich...", hauchte Sorkalan.
    Heftergel erhob sich.
    „Ich habe einen umfangreichen Bericht abgefaßt, der alle Einzelheiten enthält", sagte er. „Er liegt deinem Computer vor. Du brauchst ihn nur abzurufen. Kennbegriff: Ordoban. Jetzt wäre es mir lieb, wenn ich mich von dir verabschieden dürfte..."
    Noch lange, nachdem der Journalist gegangen war, saß der Minister nachdenklich vor seinem Arbeitstisch. Schließlich faßte er einen Entschluß. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er eine Verbindung mit Attanal, dem Vorsitzenden des Monumentalkomitees hergestellt hatte.
    „Aufregende Nachrichten, Vorsitzender", sagte er. „Wenn das wahr ist, was ich soeben gehört habe, dann weiß ich ein großartiges, unübertreffliches Kernmotiv für dein Denkmal"
     
    *
     
    Es war nämlich just in diesem Jahr 12370 Malkatu den Verantwortlichen des Imperiums der Gedanke gekommen, daß es nun an der Zeit sei, den bisherigen Errungenschaften ein Denkmal zu setzen - eines, das die Größe und die Macht des Imperiums annähernd maßstäblich wiedergab und bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben würde.
    Eine Schale für das Monument war bereits gefunden. Draußen im Halo gab es die Überreste eines Protosterns, dem es die Natur aus irgendeinem Grund versagt hatte, den entscheidenden Schritt zur Bildung eines Sonnensystems mit einem Zentralgestirn und einer Familie von Planeten zu vollziehen. Was übrig blieb, war ein brauner Zwerg inmitten einer Wolke aus kosmischen Trümmerstücken. Die Astrophysiker hatten errechnet, daß es nicht allzu schwierig sein werde, den braunen Zwerg und die Trümmerwolke zu einem stabilen, annähernd scheibenförmigen Gebilde zusammenzubacken. Freilich würde die Arbeit ein gutes Jahrhundert in Anspruch nehmen, aber was daraus erwuchs, war ein Werk, das sich sehen lassen konnte: ein Mammutmonument von der Größe eines mittleren Sonnensystems. Freilich mußte dafür gesorgt werden, daß das Gebilde nicht unter dem Einfluß seiner gewaltigen Masse kollabierte und sich unter Bildung eines Schwarzen Loches selbst verschlang. Aber auch dagegen wußten die Experten Mittel.
    Zur Ausstattung des Monuments lagen bereits Zehntausende von Entwürfen vor. Jede Phase der Entwicklung des Imperiums würde in belebten Gigantschaugruppen dargestellt werden. Jede der 163 Zivilisationen erhielt ihren eigenen Abschnitt, in dem sie sich der noblen Kunst der Selbstporträtierung hingeben konnte. Die Technik von Nor-Gamaner sollte in einem gesonderten Abschnitt repräsentiert werden. Kurz und gut, es war an eine permanente Ausstellung gedacht, in der einer, der den Wunsch dazu verspürte, sein ganzes Leben verbringen konnte, ohne eine einzige Darbietung zweimal sehen zu müssen.
    Was fehlte, war das, was Attanal das Kernmotiv nannte. Etwas, das nichts mit Technik zu tun hatte und womit alle Zivilisationen des Imperiums sich identifizieren konnten. Etwas Großartiges, das jedem den Atem verschlug.
    Sorkalan glaubte, gefunden zu haben, wonach Attanal suchte. Falls Heftergels Gerücht Hand und Fuß hatte und Ordoban wirklich noch lebte. Allerdings würde man warten müssen, bis der alte Hecke das Zeitliche gesegnet hatte. Ein Lebender „eignet sich schlecht als Kernmotiv eines Gigantmonuments.
     
    *
     
    Ein Hinweis in Heftergels computerisiertem Bericht
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