Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weilte.
    Die Saddreykaren hatten schon lange aufgehört, an die Götter der Vorfahren zu glauben. Die Namen der Gottheiten wurden hin und wieder als Floskeln der gepflegten Unterhaltung und in Ausrufen des Schreckens oder der Freude verwendet. Mehr war von der alten Mythologie nicht übriggeblieben.
    Aber als Sorkalans Psychotechniker sich anschickten, die Tarkcier-Kapsel zu öffnen, da hörte man den würdigen Greis ein halblautes Stoßgebet murmeln: „Asaredu, Mutter aller Götter, laß es gelingen!"
     
    *
     
    „Ein großartiges Denkmal habt ihr errichtet", sprach die wesenlose Stimme, „Das Zeichen der Größe nennt ihr es? Kein schlechter Name."
    Sorkalan, Saddreyu, mehrere Psychotechniker und eine Handvoll Vertreter der Regierung standen am Fuß des Podests. Die Tarkcier-Kapsel hatte sich aufgelöst. Über der mächtigen Platte aus kostbarem Xynarit, die die Abdeckung des Podests bildete, schwebte ein Netzwerk bunter Energiefäden, die eine Prothese, einen Körperersatz für Ordobans unsichtbares Bewußtsein darstellten. Die psionischen Sensoren, welche die Umwandlung von Mentalsignalen in akustische Sprache (und umgekehrt) ermöglichten, waren in die Oberfläche des Podests eingebettet.
    „Du hast unsere Bitte gehört, großer Ordoban." Sorkalans Stimme zitterte vor Erregung. „Welche Antwort gibst du uns?"
    „Befleißige dich der Geduld, mein junger Freund", sagte die Geiststimme mit einem Unterton freundlichen Spotts. „Gib mir Zeit, mich noch ein wenig umzusehen. Es ist nicht leicht, mit all den Geräten umzugehen.
    Wenn ich mich entschlösse hier zu bleiben, hatte ich Jahre zu tun, um alles zu erlernen und zu begreifen."
    Schweigen senkte sich über den riesigen Dom. Sorkalans Auge tränte, so sehr hatte ihn die Spannung in ihrem Griff. Minuten später War aus der Ferne ein rumpelndes Dröhnen und Rumoren zu hören. Einer der Techniker fuhr erschreckt auf. Auf dem Monitor, den er sich an den Handrücken geschnallt hatte, blinkte ein Warnlicht in hektischem Rhythmus.
    „Das tut mir leid, Freunde", sagte Ordoban heiter. „Es scheint, ich bin mit einer der Schaltungen nicht ganz zurechtgekommen. Aber wie ich euch kenne, werdet ihr das Schaustück in wenigen Tagen wiederaufgebaut haben."
    „Deine Antwort, großer Held!" flehte Sorkalan.
    „Zibbatu... ääh, Saddreyu, bist du hier?" dröhnte es durch den Dom: „Hier bin ich, Freund!" kreischte der Zwerg mit überschnappender Stimme.
    „Haben sie dich gut behandelt?"
    „Vorzüglich. Ich danke dir, daß du..."
    „Spar dir dein Geplapper. Wenn ich mich entschlösse, auf eure Bitte einzugehen, und wenn Saddreyu eines Tages das Zeitliche segnet, habe ich dann die Möglichkeit, ihn zu tarkcieren?"
    „Du brauchst ihn nicht... zu tarkcieren." Sorkalans Stimme flatterte. Er konnte vor Aufregung kaum sprechen. „Du hast die Möglichkeit, Saddreyus Bewußtsein sich sofort manifestieren zu lassen. Die Psychotechnik hat in den vergangenen hundert Jahren bedeutende Fortschritte erzielt."
    „Gut so", lobte Ordoban.
    Dann setzte das Schweigen von neuem ein. Minuten verstrichen. Schließlich hielt Sorkalan es nicht mehr aus. Er kniete auf der untersten Stufe des Podests nieder.
    „Sei nicht grausam, Ordoban", bat er mit zitternder Stimme. „Laß uns nicht länger warten. Gib uns deine Antwort."
    Donnerndes Gelächter hallte durch den gigantischen Dom.
    „Was hattet ihr erwartet? Daß ich mir einen so wundervollen Spielplatz entgehen lasse? Natürlich .gehe ich auf eure Bitte ein. Mit Vergnügen..."
    Sorkalan gab einen seufzenden Laut von sich und sank vornüber. Die Techniker und Regierungsvertreter brachen in lauten Jubel aus. Saddreyus faltiges Gesicht glänzte vor Freude, und aus seinen ungleich großen Augen rollten die Tränen.
    Nur Sorkalan regte sich nicht mehr. Die Aufregung hatte sein überanstrengtes Herz zum Stillstand gebracht.
     
    *
     
    So begann für Ordoban gegen Ende des 125. Jahrhunderts Malkatu eine neue Zeit der Glorie, die alles in den Schatten stellte, was er während seines physischen Daseins erlebt hatte. Das provisorische Gespinst der Energiefäden über dem Podest war durch einen golden schimmernden, hyperenergetischen Kokon ersetzt worden, der dem Bewußtsein des alten Recken als Gehäuse diente. Es war darin nicht etwa gefangen. Ordoban konnte Teile seiner Mentalsubstanz abspalten und sie an jeden beliebigen Ort des Loqlandre entsenden. Es stand ihm sogar die Möglichkeit zur Verfügung, Bewußtseinssplitter pseudomaterielle

Weitere Kostenlose Bücher