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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Loolandre. Es schien ihm, als sei die Zahl der Besucher in den vergangenen Jahren gesunken. Er wollte Auskunft darüber einholen, warum das so war.
    In einer Ausstellung, die sich mit der Technik der Antike befaßte, stieß er auf eine Gruppe von zwölf Touristen. Sie gehörten einem nichtsaddreykaroiden Volk an, das er nicht kannte, aber sie sprachen halbwegs verständliches Saddreykarisch. Er näherte sich ihnen in der Gestalt eines zweiköpfigen, schuppenhäutigen Plankh.
    „Sagt mir, gefällt euch diese Ausstellung?" fragte er.
    „Gefallen ist nicht der richtige Ausdruck", antwortete einer der Fremden. „Sie verdeutlicht uns die ausbeuterische Verkommenheit des imperialistischen Zeitalters."
    Ordoban mußte eine Zeitlang nachdenken, bis er verstanden zu haben glaubte, was der Fremde hatte sagen Wollen. Es lag ihm nicht daran, sich auf eine ideologische Diskussion einzulassen. Kurzerhand behauptete er: „Ordoban denkt anders über diese Dinge."
    Und dann erlebte er den Schock seines Lebens. Per Sprecher der Touristengruppe wandte sich ihm zu, musterte ihn mit mißtrauischem Blick und sagte: „Wer?"
     
    *
     
    Zu Beginn des 16. Jahrtausends Malkatu gewann der Niedergang an Schwung. Das Imperium begann zu zerfallen. Von den Nachrichten, die Ordoban empfing, kam nur noch ein geringer Bruchteil in saddreykarischer Sprache. Kleinmütiger Lokalchauvi nismus hatte die alten Regionalsprachen Wiederaufleben lassen. Ordoban hätte sie mühelos erlernen oder sich übersetzen lassen können. Er verzichtete darauf. Er verstand nicht einmal mehr das moderne Saddreykarisch.
    Es kamen jetzt pro Jahr nur noch ein paar Millionen Besucher zum Loolandre anstatt wie früher Milliarden.
    Manche Ausstellungen und Schaustücke hatte schon seit Jahrzehnten kein Touristenauge mehr erblickt.
    Audienzen bei Ordoban waren nicht mehr gefragt. Die Fälle sinnloser Zerstörungswut häuften sich.
    Kostbare Einrichtungen wurden beschädigt. Ordoban formte die Robotscharen, die auf seinen Befehl horten, zu einer Schutztruppe, deren Aufgabe es war, die Schätze des Loolandre vor Schaden zu bewahren.
    Von den intergalaktischen Expeditionen war anscheinend immer noch keine weitere zurückgekehrt. In weiten Bereichen Behayniens hatte man sie offenbar schon vergessen.
    „Es wird Zeit, daß wir uns auf die Einsamkeit vorbereiten", sagte Saddreyu eines Tages. „Du wirst nicht bis ans Ende der Ewigkeit mit mir alleine vorlieb nehmen wollen. Es stehen uns alle möglichen .Experimentierund Fertigungsmöglichkeiten zur Verfügung. Warum schaffen wir uns nicht ein Publikum? Ein paar Millionen synthetische Wesen, die wir den Bewohnern des Imperiums nachbilden?"
    Ordoban hatte damals nicht viel von der Idee gehalten. Später jedoch würde er auf sie zurückkommen.
    Im Jahr 17001 Malkatu zählten die automatischen Registriergeräte nur noch achtzehn Besucher im Loolandre. Sie kamen allesamt einzeln in kleinen Raumschiffen, deren Antriebsprinzip Ordoban nicht kannte. In der Gestalt eines Saddreykaren näherte er sich einem der seltenen Besucher, einem älteren Aihnoul.
    „Nanu?" staunte der Zweiäugige. „Ich dachte, ich wäre der einzige hier an Bord."
    „Vielleicht bist du es", antwortete Ordoban zweideutig. Dann fragte er: „Kennst du Ordoban?"
    Der Aihnoul lachte hell auf, „Ordoban, den größten Feldherrn, Präsidenten und Philosophen aller Zeiten? Natürlich kenne ich ihn. Ich meine - ich weiß von ihm und über ihn. Ich bin Historiker."
     
    *
     
    Das war es also. Nur solche, die sich von Berufs wegen für die Geschichte des Imperiums interessierten, kamen noch zum Loolandre. Und schließlich blieben auch sie aus. Im Jahr 18897 Malkatu wurde der letzte Besucher registriert. Das riesige Monument, für die Ewigkeit gedacht, bewegte sich einsam und verlassen auf seiner Bahn, die es einmal im Lauf von acht Millionen Jahren rings um die Galaxis Behaynien führte.
    Im 20. Jahrtausend Malkatu wurden die Nachrichten aus Behaynien allmählich spärlicher. Das hatte seinen besonderen Grund. Das Imperium war endgültig auseinandergebrochen. Die ehemaligen Mitgliedsstaaten zerfleischten einander in grausamen, sinnlosen Bruderkriegen. Unter solchen Umständen mußte jeder auf seine Sicherheit achten, und dazu gehörte, daß der Gegner seine interne Kommunikation nicht abhören konnte. Die großen galaktischen Sender der Vergangenheit wurden durch Regionalsender mit eng begrenzter Reichweite ersetzt. Das wenige, was die Antennen des Loolandre noch

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