1201 - Die Windjäger
der Boden der Kanne das Kinn und die Mundgegend des Mörders. Dann ließ sie das Gerät fallen und wollte dem Mann die Waffe aus der Hand reißen.
Sie schaffte es nicht mehr, denn Babur war es gelungen, sich über die Breitseite des Tisches zu rollen. Er prallte zu Boden.
Dabei heulte er wie ein Tier, und Maxine wurde klar, dass er noch nicht erledigt war. Er war zäh, er würde weitermachen. Er würde seine Verletzungen ignorieren, und er besaß noch immer seine verdammte Waffe.
Für sie stand fest, dass sie fliehen musste. Weg aus der Küche. Raus aus dem Haus, bevor Babur wieder in der Lage war, auf sie zu schießen.
Rosy Mills hatte sie begriffen. Sie befand sich nicht mehr in der Küche. Mit langen Schritten hetzte Maxine der Tür entgegen. Sie wäre beinahe über ihre eigenen Beine gestolpert und hörte hinter sich die wütenden Flüche des Killers.
Dann war sie in der Diele. Die Eingangstür stand offen. Sie war wie der Weg in den Himmel für sie, nachdem sie die Hölle hinter sich gelassen hatte.
Der Killer war noch nicht wieder fit. Maxine konnte es nicht glauben, als sie plötzlich von der kalten Luft erwischt wurde.
Sie spürte sie auf der Haut, sie lebte, obwohl die Welt um sie herum zu tanzen schien.
So sah sie nicht, wie ein Wagen am Rand der Straße anhielt und zwei Männer heraussprangen…
***
Die Schmerzen wühlten sich durch Baburs Kopf. Er schmeckte das Blut im Mund und merkte auch, wie es ihm aus der Nase sickerte und an seiner Oberlippe herablief.
Er lag auf dem Boden!
Er - ausgerechnet er!
Sein Ego war angekratzt. Eine Frau hatte ihn nieder gemacht.
So etwas war ihm noch nie zuvor passiert. Er litt, er hatte die Übersicht verloren und fand auch kein Ziel mehr, das er hätte anvisieren können.
Wie die Schlange, die durch den Engel in die Hölle gestoßen war, lag Babur auf dem Küchenboden. In ihm kochte der Hass.
Wenn ihm jetzt jemand in die Quere gekommen wäre, er hätte alle getötet, aber er hatte genug mit sich selbst zu tun.
Wie hart er war, bewies er in den folgenden Sekunden.
Andere wären sicherlich liegen geblieben, er jedoch nicht.
Mühsam drückte er sich hoch und war froh, die Tischkante in der Nähe zu wissen. Mit der linken Hand klammerte er sich daran fest. Zwar wackelte der Tisch, aber er reichte ihm letztendlich als Stütze aus, um auf die Beine zu kommen.
Schwankend stand er da, saugte die Luft ein, verzog das Gesicht und hatte große Mühe, etwas zu erkennen. Jemand hatte um seine nähere Umgebung einen Schleier gelegt, der so leicht nicht verschwinden wollte. Die Waffe hielt er noch fest, doch die Mündung fand kein Ziel mehr. Es sei denn, er wollte den Boden perforieren.
Mit der freien Hand wischte er über seine Augen. Dabei gab er nicht Acht und verschmierte das Blut in seinem Gesicht. Das gesamte Gesicht schmerzte, und die Schmerzen - die Stiche drangen auch in seinen Kopf, wo sie sich ebenfalls austobten.
Durch den verzerrten Mund holte er Luft. Die Partie über dem Kinn wirkte dabei wie die blutige Schnauze eines Raubtiers.
Der Killer war es gewohnt, einzustecken. So brachte ihn auch dieser Angriff nicht um, und er schaffte es, die Schmerzen zu ignorieren. Er musste die Lage sondieren und fand das vor, was er sich schon gedacht hatte.
Bis auf ihn war die Küche leer. Seinen Geiseln war es gelungen, die Flucht zu ergreifen. Zudem war die Küchentür wieder zugefallen, sodass er nicht in den Eingangsbereich hineinschauen konnte.
Für Babur stand fest, dass er sich zurückziehen musste, obwohl ihm das gar nicht gefiel. Er war es gewohnt, bis zum Letzten zu gehen, und das wollte er auch hier so halten.
Seine Bewegungen waren längst nicht mehr so geschmeidig, als er auf die Tür zuging. Er zog sie vorsichtig auf und spähte durch den Spalt.
Die Eingangstür stand offen. Leichter Dunst trieb in das Haus hinein. Von der Ärztin war nichts mehr zu sehen, und von den beiden Mädchen ebenfalls nichts.
Babur bewegte sich auf die Eingangstür zu. Noch immer war sein Gesicht blutverschmiert, aber das Äußere täuschte. Er war trotzdem wachsam wie ein angeschossenes Raubtier. Der Blick seiner Augen glich kalten Totenlichtern. Es gab im Haus genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken, aber die offene Tür deutete auch auf eine Flucht ins Freie hin.
Bis zur Tür kam er nicht mehr. Er hörte Stimmen. Nicht nur die der Ärztin, sondern auch die eines Mannes.
Hatte Maxine nicht von einem gewissen John Sinclair gesprochen, den sie erwartete?
Er kannte
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