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1201 - Die Windjäger

1201 - Die Windjäger

Titel: 1201 - Die Windjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kicherten, und dann schauten wir gebannt zu, wie Rosy auf den gebeugten Rücken der Freundin kletterte, ohne dass sie die Flügel dabei behinderte.
    Carlotta ging einen kleinen Schritt vor, bis sie fast die Kante des Dachs erreicht hatte.
    »Es ist so wunderbar, so einmalig«, flüsterte Maxine,
    »obwohl ich noch immer einen Schauer bekomme und mich auch irgendwie fürchte. Aber ich finde es trotzdem toll.«
    In der folgenden Sekunde bekamen wir vorgeführt, was sie damit meinte. Carlotta stieß sich kurzerhand vom Dach ab. Es sah im ersten Moment so aus, als würde sie zu Boden fallen, aber sie fing sich wieder und schwebte davon, um uns zu demonstrieren, was alles in ihr steckte.
    Es kam einem Wunder gleich. Es war einfach wunderbar, wie sie über den Boden glitt, etwa in Kopfhöhe und dann einen Baum anvisierte. Im Gleitflug stieß sie ihm entgegen. Die Äste schienen ihr wie Arme zuzuwinken, aber Carlotta landete dort nicht mit ihrer Last, sondern um- und überflog den Baum, um wenig später dem Boden zuzugleiten und zu landen. Dabei bewegten sich die beiden auf uns zu, und wir bekamen sogar noch den Windstoß der Flügel mit, bevor die Füße der Mädchen den grasigen Boden berührten.
    Carlotta stand, und Rosy rückte von ihrem Rücken herab. Das Fliegen hatte ihr gefallen. Hochrot war sie im Gesicht geworden, und ihre Augen strahlten. Die Gefahr durch den Killer hatte sie anscheinend vergessen.
    »Ist Carlotta nicht super?«, jubelte sie uns zu. »Ich finde es einfach supercool.«
    »Klar, sogar noch mehr als das!«, lobte die Tierärztin. »Aber jetzt sollten wir ins Haus gehen. Ich denke, dass ihr unseren Gästen einiges zu erzählten habt.«
    Zwei Augenpaare schauten uns an. Beinahe gleichzeitig steckten Suko und ich ihnen unsere Hände entgegen. Wir nannten unsere Namen, ernteten zunächst prüfende Blicke, dann aber schlugen die beiden Mädchen ein. Das Eis zwischen uns war gebrochen.
    »Dann lasst uns gehen«, sagte Maxine und zwinkerte mir zu, bevor sie flüsterte: »Du kannst dir nicht vorstellen, welche Hölle wir hinter uns haben, John.«
    »Doch, ich glaube dir jedes Wort…«
    ***
    Wir hatten es uns im geräumigen Wohnzimmer der Ärztin gemütlich gemacht, in dem es mir sehr gut gefiel. Das helle Holz, die bunten Farben, alles passte zusammen und zeugte von einer fröhlichen und luftigen Atmosphäre.
    Als einen positiven Menschen hatte ich Maxine Wells nicht weit von Dundee entfernt in den Bergen kennen gelernt, wo wir gegen die Ratten gekämpft hatten, die von einem wahren Monstrum angeführt wurden, das man nur als teuflische Mutation betrachten konnte.
    Damals hatten die Ärztin und ich Freundschaft geschlossen.
    Beim Abschied war sie davon überzeugt gewesen, dass wir uns wiedersehen würden. Sie hatte auch versprochen, mit noch offeneren Augen durch die Welt zu gehen.
    Und nun dieser neue Fall!
    Wir hatten sehr gut zugehört und erfuhren, was alles in der vergangenen Nacht und am frühen Morgen abgelaufen war.
    Beide Kinder und auch Maxine hatten tatsächlich mehrere Schutzengel gehabt.
    Aber die andere Seite war jetzt gewarnt. Wir mussten davon ausgehen, dass sie nicht aufgeben würde. In diese Richtung zielte auch die Frage der Tierärztin.
    »Bitte, ihr wisst jetzt alles. Ich hätte gern eure Meinung dazu gehört.«
    »Die Gefahr ist nicht vorbei«, sagte Suko.
    Maxine senkte den Blick. »Das befürchte ich auch.«
    »Ihr habt etwas gesehen, was man nicht sehen durfte. Noch nicht. Die andere Seite wird bestimmen, wann sie ihr Geheimnis lüftet. Möglicherweise gar nicht. Vielleicht wird hier etwas Furchtbares aufgebaut, das die Menschenwürde mit Füßen tritt. Es ist wie so oft. Man dementiert, doch die Realität sieht anders aus.«
    »Du denkst an die negative Seite der Gen-Technologie?«, fragte Maxine.
    »Woran sonst?«
    Die Ärztin schaute mich an. »Ja, das ist auch für mich die einzige Erklärung. Man hat Carlotta genmanipuliert und sie so zu dem gemacht, was sie ist.«
    Ich nickte nur und schaute die beiden Mädchen an. Sie saßen nebeneinander auf der Couch. Beide hielten ihre mit Saft gefüllten Gläser in den Händen und wirkten wie zwei Freundinnen oder sogar wie Zwillinge, die sich gesucht und gefunden hatten und nun für immer zusammenbleiben wollten.
    Carlotta war wichtig. Sie kannte die Forschungsstätte in der Einsamkeit. Sie kannte auch die geheimen Wege, und sie würde uns begleiten müssen, ob ihr das nun passte oder nicht.
    Ich wollte es ihr nur behutsam beibringen.

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