1201 - Die Windjäger
Wenn dann alles klar war, konnte sie sich zurückziehen und alles andere uns überlassen.
Ich lächelte sie an und sprach erst, als sie einen Schluck getrunken hatte. »Du weißt, dass es jetzt auch auf dich ankommt, denn du bist unser Trumpf.«
»Soll ich euch den Weg zeigen?«
»Ja.«
»Das kann ich auch!«, mischte sich Maxine sofort ein. »Ich weiß, wo die Forschungsstätte liegt. Zwar abseits inmitten der Natur, was mich ärgert, aber so geheim ist sie nicht. Kann sie auch nicht sein. Das verbirgt man nicht vor der Öffentlichkeit.«
»In gewisser Hinsicht hast du Recht, Max, aber da gibt es noch ein Problem. Du hast von der offiziellen Forschungsstätte gesprochen. Die ist zugänglich. Wir müssen davon ausgehen, dass es bei diesem Institut noch einen zweiten, geheimen Teil gibt. Eben das Home, von dem auch Carlotta sprach. Sie wäre schon wichtig, damit wir uns da zurechtfinden.«
»So denke ich auch. Aber wäre es nicht auch möglich, dass sie eine Zeichnung anfertigt?«
»Das ginge im Notfall. Nur müssen wir damit rechnen, dass dieser Babur sich erholt hat und nicht aufgeben wird. Er wird sie suchen. Möchtest du sie allein lassen?«
»Man muss sie verstecken. Es geht alles.«
»Sie ist auch hier gefunden worden.«
Es war kein Vorwurf an Maxine gewesen. Trotzdem senkte sie den Kopf, und wir sahen, dass Röte in ihr Gesicht stieg. Sie presste die Lippen zusammen und wirkte wie jemand, der dicht vor dem Weinen stand.
»Was hast du denn?«, fragte ich sie.
»Nichts.«
Sie log, sie schämte sich, und ich wollte wissen, woran ich war. »Bitte, Maxine, warum sagst du nichts? Es ist wichtig für uns alle. Die Karten sollten offen auf dem Tisch liegen.«
»Das weiß ich.« Maxine kämpfte mit sich selbst. Schließlich war sie soweit, uns Vertrauen zu schenken. Sie hob den Kopf an und schaute uns in die Gesichter. »Es ist zum Teil meine Schuld, dass man uns hier gefunden hat.«
Da sie eine Pause einlegte, fragte ich nach dem Grund.
»Ich habe einem Menschen vertraut, dem ich kein Vertrauen hätte schenken sollen.«
»Wer ist das gewesen?«
»Rick Foster, ein Rechtsanwalt.«
»Oh…«
Maxine lachte scharf auf. »Ja, das hast du gut gesagt. Hätte ich auch tun sollen. Es war nicht gut, es war sogar verdammt schlecht, aber da hat mich meine Menschenkenntnis wohl im Stich gelassen. Nie mand ist schließlich perfekt.«
»Willst du über Einzelheiten reden?«, fragte ich sie.
»Sicher.«
So erfuhren wir in den nächsten Minuten, was dieser Rick Foster für ein Typ war. Sie nahm ihn dann auch noch etwas in Schutz, als sie sagte: »Ich bin mir natürlich nicht hundertprozentig sicher, dass er es getan hat, aber alles deutet darauf hin. Er muss mit dieser Clique von Verbrechern unter einer Decke stecken.«
Wir waren ihrer Meinung, auch wenn wir keine Beweise hatten.
Suko schlug vor, dass Maxine Kontakt mit ihm aufnahm.
»Warum das? Was soll ich ihm sagen?«
»Dass du noch lebst.«
»Ha, er würde nie etwas zugeben.«
»Aber er würde reagieren.«
»Wie denn?«
»Er könnte seinem Chef Bescheid geben, und der wird natürlich wieder Babur losschicken, den wir dann hier erwarten können. Wäre ein Vorschlag.« Suko sprach schnell weiter.
»Wir können auch alles schleifen lassen und uns sofort auf den Weg machen. Was meinst du, John?«
»Ich bin für den zweiten Vorschlag. Je früher wir dort sind, umso überraschender können wir zuschlagen. Und ich denke, dass uns Carlotta den Weg zeigen wird.«
»Aber Rosy muss mit!«
Da hatten wir das Problem. Es war nicht gut, wenn sie mitkam. Die Gefahr war zu groß, und ich wollte auch dagegen sprechen, aber Carlottas Blick ließ mich verstummen. In ihren klaren Augen las ich eine wilde Entschlossenheit. Ich hätte eher ein Haus zur Seite räumen als sie überzeugen können.
Trotzdem versuchte ich es. »Du denkst auch an die tödlichen Gefahren?«
»Ja. Die sind hier auch vorhanden, und da bin ich bei ihr.«
»Es geht den anderen um dich, Carlotta, nicht so sehr um Rosy. Sie steht an zweiter Stelle und…«
»Ich kann sie beschützen!«
»Wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Maxine mit ebenfalls besorgter Stimme.
»Hast du denn vergessen, was ich kann? Maxine, ich kann fliegen, ja, ich fliege, und ich werde ihnen zusammen mit Rosy davonfliegen können. Daran solltet ihr denken.«
»Auch Kugeln?«, fragte Suko.
»Was meinst du?«
»Ganz einfach. Ihr habt erzählt, dass auf euch geschossen wurde. Glaubt ihr denn, dass dies in Zukunft
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