1201 - Kosmisches Mosaik
gegangen, das ist doch eindeutig. Und er ist offiziell nie zurückgekommen! Der Computer hat keine Ankunft registriert! Was dort im Forum sitzt und sich merkwürdig benimmt und aussieht wie Rort Tardin, das muß ein Element der Maske sein!"
Janine beugte sich so weit nach vorn, daß er ihren wärmen Atem im Gesicht spürte.
„Bitte beruhige dich", ermahnte sie ihn. „Bei allen Indizien, die du zusammenträgst, darfst du eines nicht vergessen. Wir haben eine angenommene Fehlerquote von fünf Prozent. Also fünf Prozent Wahrscheinlichkeit, daß der Computer Tardins Ankunft versehentlich nicht registriert hat - warum auch immer. Das sind zu viel, um einen Alarm auszulösen."
Vor einigen Minuten noch hätte Cosimus dieses Argument zu seinem eigenen gemacht. Er hätte es .als Vorwand benutzt, nichts gegen den Ertruser unternehmen zu müssen. Mittlerweile jedoch war er so sehr von der Richtigkeit seiner Überlegungen überzeugt, daß er keinen Einwand mehr gelten ließ.
„Zumindest müssen Vorbereitungen getroffen werden, den Verdacht zu prüfen", verlangte er. „Tardin muß beobachtet und notfalls festgenommen werden, wenn er sich weiterhin verdächtig verhält."
„Das wird auch geschehen", versprach. Janine. „Sobald die Versammlung beendet ist, benachrichtige ich Montmanor und Bull."
„Dann kann es schon zu spät sein!"
Sie lächelte sanftmütig.
„Keine Sorge, kleiner Mann! Du unterschätzt die Sicherheitsvorkehrungen. Wenn Rort Tardin ein Spion ist, wird er uns nicht durch die Lappen gehen."
*
Sicherheitsvorkehrungen! dachte Cosimus voller Grimm, während er seine Zivilkombination gegen die Kampfausrüstung tauschte. Allzu weit konnte es damit nicht her sein, sonst hätte ein Element der Maske überhaupt nicht unbemerkt an Bord gelangen dürfen!
Vielleicht hatte es eine Art Fiktivtransmitter benutzt und war in einem Bereich materialisiert, der nicht ständig überwacht wurde. Das hätte zumindest erklärt, warum die Ankunft nicht registriert worden war.
Cosimus ließ die schweren Verschlüsse der Kampfmontur zuschnappen und überprüfte den Ladezustand des Nadelstrahlers. Diesmal trug er die Waffe offen im Hüftgurt. Es gab keinen Grund mehr, Kompromisse zu schließen - ganz abgesehen davon, daß die anderen GAVÖK-Vertreter ihn ohnehin nur durch Zufall erspähen würden. In den vergangenen Tagen hatte er eine gewisse Perfektion darin entwickelt, sich unbemerkt durch das schiff zu bewegen..
Er verließ seine kleine Kabine und sicherte nach beiden Seiten. Der Korridor war leer. Cosimus stieg nach oben und raste wenige Zentimeter unter der Decke davon.
Noch immer ärgerte er sich über Janine Basquards Reaktion. Entweder hatte sie ihn nicht ernst genommen - oder sie war sich nicht darüber im klaren, was es bedeutete, wenn Elemente des Dekalogs auf der MUTOGHMANN SCERP einsickerten. Gewiß mochten hoch Zweifel bestehen und die wirklich schlagkräftigen Beweise fehlen. Gar nichts zu tun und erst einmal abzuwarten, war jedoch in höchstem Maß verantwortungslos. Wie konnte man nach allem, was bereits geschehen war, so gelassen bleiben? Bis jetzt war noch jeder Ort, nach dem der Dekalog gegriffen hatte, eine Stätte des Chaos geworden!
Nun gut! Cosimus hatte längst beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Seit Tagen streifte er aufmerksam durch das Schiff und achtete auf jeden Fingerzeig, der womöglich eine heraufziehende Gefahr ankündigte. Wie es schien, war sein Mißtrauen berechtigt Er hatte eine Spur gefunden und würde ihr nachgehen. Ob sich der Verdacht als richtig oder falsch erwies - zumindest er brauchte sich keine Versäumnisse vorzuwerfen.
Er stoppte den Flug, als das reichverzierte Tor zum Versammlungssaal in Sicht kam. Seine Eile war nötig gewesen. Soeben traten die ersten Sitzungsteilnehmer auf den Korridor hinaus. Cosimus erkannte Reginald Bull und Atlan, dahinter die beiden Kosmokraten sowie Pratt Montmanor, den plophosischen Präsidenten des GAVÖK-Forums. Es folgte eine Person, die sich ebenfalls zu dieser Gruppe gesellte und von der er annahm, daß es, sich um Jen Salik handelte. Die sechs blieben stehen und sprachen leise miteinander, während nach und nach auch die Delegierten die Halle verließen.
Im ersten Impuls wollte Cosimus zu Montmanor fliegen und diesem mitteilen, was er beobachtet hatte.
Dann jedoch überlegte er es sich anders. Nicht nur, daß der Präsident ihn womöglich mit der gleichen Lässigkeit abkanzelte wie Janine Basquard - wenn er
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt