1205 - Kundschafter der Kosmokraten
nicht mehr so gut gegessen. Wenn ihr mich weiter so gut versorgt, .werde ich bis an mein Lebensende euer Treumann bleiben."
„Recht so", nickte Salik. „Die Zeit des Überflusses ist angebrochen. Dies ist das Land, in dem Milch und Honig fließt, und wir werden dafür sorgen, daß der Nachschub nicht abbricht."
Das Land, in dem Milch und Honig fließt, dachte Atlan. Aber nicht für alle - nur für jene mit höherem Status.
Jen Salik trat wieder vor den Starsenspender und konzentrierte sich. Diesmal erschienen zwei Gläser auf der Würfeloberfläche.
„Champagner", erklärte Salik. „Zur Feier, unserer wundersamen Errettung vor den Mächten der Tiefe."
Er bot Atlan ein Glas an und sie prosteten sich zu.
„Wir brauchen Stühle", murmelte Salik. „Was rede ich - bequeme Servosessel."
Erneut ein kurzer Moment der Konzentration, und aus dem Nichts tauchten neben dem Starsenspender zwei Sessel, ein Tisch und - Atlan wollte seinen Augen nicht glauben - eine als Computerkonsole getarnte Bar auf.
„Wenn du mich fragst", grinste Salik, als er sich in einen der Sessel fallen ließ, „dies ist das Paradies."
„Für viele ist es die Hölle", murmelte der Arkonide. Er setzte sich, schloß die Augen und dachte an das, was Chulch ihnen über Starsen erzählt hatte.
Die Stadt „wurde von Hunderten oder gar Tausenden verschiedener Völker bewohnt, die getrennt voneinander in abgeschlossenen Vierteln lebten. Nur das Zentrumsviertel um die Alte Tiefenschule und die Gebiete entlang der Stadtmauer waren dieser strikten Rassentrennung nicht unterworfen; der Stadtkern und die Peripherie standen - wahrscheinlich aufgrund bestimmter historischer Entwicklungen - allen Bürgern Starsens offen und hatten sich im Lauf der Zeit in Schmelztiegel verwandelt, ein kunterbuntes Gemisch zahlloser Völkerschaften und Einzelwesen.
Bei den Bewohnern Starsens handelte es sich zweifellos um die Nachkommen jener Wesen, die als Hilfskräfte der Raum-Zeit-Ingenieure in die Tiefe gekommen und in der Tiefenschule auf ihren späteren Einsatz vorbereitet worden waren. Als die Verbindung zum Hochland, dem Einstein-Universum, abbrach, war Starsen auch von der Tiefe isoliert worden. Die Transmittertore in der Stadtmauer, die die einzige Verbindung zum Tiefenland darstellten, hatten ebenfalls ihre Arbeit eingestellt.
Chulchs Kenntnisse des geschichtlichen Hintergrundes waren nur vage; zuviel Zeit war verflossen und das Wissen um die tatsächlichen Vorgänge war immer mehr in Vergessenheit geraten. Heute stellten das Hochland und das Tiefenland nur noch Mythen dar. Selbst Chulch, der sich als Plünderer mehr als die .meisten anderen Bewohner Starsens mit, der Vergangenheit beschäftigt hatte, war überzeugt gewesen, daß es so etwas wie das Hochland nur in den Legenden gab - bis ihn Atlans und Saliks Auftauchen eines Besseren belehrt hatten.
Nach dem Versagen der Transmittertore hatte für Starsen eine Zeit der Isolation begonnen, die nach Atlans Schätzung schon Jahrzehntausende währen mußte. Und diese absolute Isolation hatte eine Gesellschaft entstehen lassen, wie sie sich grotesker, starrer und repressiver nicht denken ließ.
Ein unbekannter Mechanismus teilte die Bürger bei der Geburt in Kasten ein. Der Status, den man - von wem und auf welche Weise auch immer - zugeteilt bekam, blieb für das ganze Leben gültig und konnte höchstens nach unten korrigiert werden. Die Kastenzugehörigkeit war abhängig vom Status der Eltern, doch nur der Erstgeborene geriet in den Genuß desselben Status wie seine Erzeuger - alle anderen Kinder wurden automatisch in die niedrigste Kaste eingestuft, wurden zu Status-Eins-Bürgern.
Bürger mit dem Einser-Status genossen keinerlei Privilegien. Der einzige Vorteil, den ihnen ihr Status bot, war die Erlaubnis, sich in Starsen aufzuhalten.
Atlan fragte sich unwillkürlich, was mit jenen geschah, die auch diesen Status verloren, aber als er sich bei Chulch danach erkundigte, war er nur auf befremdetes Erstaunen gestoßen. Offenbar gab es keine niedrigere Einstufung.
Die nächsthöhere Stufe war der Zweier-Status. Ein Status-Zwei-Bürger wurde von jedem Starsenspender als weisungsberechtigt akzeptiert und konnte sich an den goldenen Würfeln mit Nahrungsmitteln, Gütern des täglichen Bedarfs und technischen Geräten versorgen. Allerdings war die Menge limitiert - wenngleich das Limit recht großzügig angesetzt war: Sie reichte aus, die Bedürfnisse von etwa einhundert Bürgern zu befriedigen. Ein Umstand,
Weitere Kostenlose Bücher