1205 - Kundschafter der Kosmokraten
„Aber er gehörte nicht zur kämpf enden Truppe."
Chulch sah verständnislos von einem zum anderen.
„Kommen wir zum ersten Punkt", fuhr Atlan fort. „Voraussetzung für jeden Sieg ist ein gut funktionierender Nachrichtendienst. Wir müssen wissen, wer dieser Nogon ist, wo er lebt, wie viel Treumänner er hat und ob er irgendwelche anderen Statusherrscher dazu bringen kann, ihm im Fall einer drohenden Niederlage zu helfen. Kurz und gut, wir brauchen einen Spion, der das Machtpotential unseres Gegners auskundschaftet."
Jen Salik nagte an seiner Unterlippe. „Ich schätze, du denkst an mich?"
„In der Tat", nickte der Arkonide. „Wenn du in Gefahr gerätst, kannst du dich mit dem Cityabwehrsystem schützen oder von einer Transkugel in Sicherheit bringen lassen. Du wirst der erste Spion sein, der ohne Risiko arbeitet."
„Es gibt so etwas wie einen Hinterhalt ...", wandte Salik ein.
„Dann halte die Augen offen", riet Atlan. „Schließlich bist du ein Genie. Das verpflichtet."
Der Ritter der Tiefe seufzte. „In Ordnung. Und was treibst du, während ich Kopf und Kragen riskiere?"
„Ich werde mich mit unserem treuen Freund Chulch auf die Suche nach unerschrockenen Kämpfern machen", erwiderte der Arkonide, „und mit einer ganzen Armee Treumänner zurückkehren."
„Hoffentlich rechtzeitig." Salik klopfte Chulch auf die weißfellige Flanke. „Paß gut auf den wildgewordenen Admiral auf, Chulch. Ich fürchte, seine kriegerische Vergangenheit geht mit ihm durch. - Und wann, Arkonide, beginnen wir mit unserem Feldzug?"
„Jetzt", sagte Atlan. „Wir treffen uns später wieder in diesem Gebäude. In Ordnung?"
„Hoffentlich hat Nogon es bis dahin nicht schon besetzt..."
Der Arkonide winkte ab. „Und wenn schon. Dann beginnen wir mit der Befreiung des Viertels eben an diesem Ort." Er winkte dem Plünderer zu. „Komm, Chulch."
„Viel Glück", sagte Jen Salik.
Aus einem Impuls heraus trat Atlan auf ihn zu und gab ihm die Hand. Die Unbekümmertheit, die er soeben noch gezeigt hatte, verflog. Ernst sahen sich die beiden Männer an.
Dann wandte sich Atlan wortlos ab und ging hinaus auf den Balkon. Chulch folgte ihm widerstrebend. Der Arkonide konzentrierte sich und stellte sich das Bild einer Transkugel vor. Wieder das charakteristische Flimmern, das sich in die weiße, kalte Glut der Formenergieblase verwandelte, die ihn und den Plünderer umschloß.
„Wohin?" fragte Atlan.
„Zum Stadtrand", schlug Chulch vor. „Dort ist die Wahrscheinlichkeit, unzufriedene Status-Eins-Bürger zu finden, am größten."
Zum Stadtrand! dachte Atlan.
Und die Transkugel trug sie hinauf in den wolkenbedeckten Himmel der Stadt. Mit Überschallgeschwindigkeit schössen sie davon, dem fernen, unsichtbaren Stadtrand mit seiner unüberwindlichen Mauer entgegen.
Plötzlich, nur wenige Minuten nach ihrem Start, änderte die Transkugel den Kurs.
Atlan runzelte die Stirn. „Was...", begann er, aber Chulchs Schrei ließ ihn verstummen.
„Dort!" preßte der Plünderer hervor, Atlan kniff die Augen zusammen und sah durch den Schleier der Kugelwandung ein Gebäude von der Form eines Tintenfisches. Es war noch weit entfernt, aber mit jeder Sekunde kamen sie dem Kraken näher, und er wuchs und wuchs und enthüllte seine gewaltige Größe.
„Was ist das?" fragte Atlan.
„Der Kraken", antwortete Chulch dumpf. „Der Sitz der Fraternität - der Bruderschaft der Psioniker."
„Du meinst...?" Atlan stockte der Atem. „Der Kurswechsel...?"
„Die Psioniker sind dafür verantwortlich", bestätigte Chulch. „Sie holen uns. Sie beeinflussen die Transkugel auf telekinetischem Weg. Wir können ihnen nicht entkommen."
Atlan fluchte. Grimmig konzentrierte er sich. Zum Stadtrand! dachte er immer wieder. Zum Stadtrand! Weg von hier!
Die Transkugel erbebte, als wollte sie Atlans Mentalbefehl gehorchen, aber die psionische Kraft, die sie in Richtung Kraken zog, war stärker. Schließlich gab Atlan auf.
Es war sinnlos.
Er dachte an Jen Salik, Hoffentlich hatte er mehr Glück.
Er sah wieder durch den weißen Schleier der Transkugelhülle. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie den Kraken erreichen und die Transkugel sich auflöste, sie einem ungewissen Schicksal überließ.
Ein schnelles, aber unblutiges Ende deines ersten großen Feldzugs seit so langer Zeit, nicht wahr, Admiral? wisperte der Logiksektor.
„Du irrst dich", sagte der Arkonide laut. „Der Feldzug beginnt erst. Und zwar jetzt, in diesem Moment."
ENDE
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