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1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verdammt echt. Sie waren nicht gespielt. Man wollte uns nicht einfach so locken. Hier steckte jemand in verdammten Schwierigkeiten.
    Wahrscheinlich war er auf dem Friedhof von dem Erdbeben überrascht worden.
    Auch für uns war es nicht einfach zu laufen. Der Boden sah nicht aus wie sonst. Die Kraft aus dem Inneren der Erde hatte überall ihre Spuren hinterlassen. Die unterschiedlich großen Risse liefen wie breite Adern quer über den Friedhof hinweg und hatten auch an den alten Grabsteinen Spuren hinterlassen.
    Nicht wenige davon standen noch so wie vor dem Eingreifen.
    Einige waren gekippt, andere hatten sich schief nach hinten gedrückt, aber ganz umgefallen war keiner.
    Wir sprangen über die Hindernisse hinweg. Zwischen uns gab es eine gewisse Distanz. Wir wollten den Friedhof an verschiedenen Stellen absuchen. Dazu wurden wir gezwungen, weil wir nicht wussten, aus welcher Richtung uns die Schreie erreichten.
    Sie waren noch da. Sie wiesen uns auch den Weg. Aber nur zum verdammten Friedhof hin. Die Schreie waren leiser geworden. Dem Mann schien die Kraft zu fehlen. Manchmal kippte die Stimme auch über.
    Wo steckte der Mann?
    Ich passte nicht auf und stolperte in einen weichen aufgeworfenen Erdhügel hinein. Ich fiel nach vorn, landete aber nicht auf dem Bauch, sondern schaffte es, mich mit den Händen abzustützen. Mit der rechten fasste ich gegen einen harten und halbrunden Gegenstand.
    Sekundenlang schien für mich die Zeit nicht mehr zu existieren, denn ich sah, dass meine Hand auf einem Totenschädel lag, der halb aus der Erde gequollen war. Ich schaute genau auf die leeren Augenhöhlen und auf den mit Erde gefüllten Mund, in dem sich kleine Spulwürmer bewegten.
    Den Schädel vergaß ich, als ich Sukos Stimme hörte, die schon etwas weiter entfernt aufklang.
    »John, komm her! Ich habe ihn!«
    Sofort raffte ich mich auf. Ich brauchte nur einen Blick, um Suko zu sehen. Er stand nicht mehr, sondern kniete auf dem Boden und hatte seine Arme nach vorn gestreckt. Was oder wen er festhielt, sah ich aus meiner Perspektive nicht, aber die Schreie hatten aufgehört.
    So schnell wie möglich lief ich auf meinen Freund zu. Beim Näherkommen hörte ich seine Stimme. Nur sprach er nicht mit mir, sondern mit einer anderen Person, die ich noch nicht sah.
    »Keine Sorge, wir schaffen es. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Halten Sie ein paar Sekunden durch. Dann ist alles vorbei. Sie sind super, Mann.«
    Suko kniete vor einer verdammt breiten Bodenspalte, die ich schon mit der eines Gletschers verglich. Sie war brandgefährlich. Wer da nicht aufpasste, wurde verschluckt. So wie der Mann, der eine dunkelrote Schirmmütze trug und von Sukos Händen gehalten wurde. Er hatte beide Arme in die linke Achselhöhle des Mannes geschoben, der nach unten durchhing wie an einem Seil festgebunden. Ein Arm pendelte an seinem Körper entlang. Er war nur noch ein zitterndes Bündel.
    In Sukos Gesicht war abzulesen, wie sehr er sich in diesen Sekunden anstrengte. Er wollte den Mann auf keinen Fall loslassen, und das kostete ihn immens viel Kraft.
    Ich ließ mich an der anderen Seite des Spalts zu Boden fallen und kniete mich so hin wie Suko.
    Der Kopf des Mannes ruckte in meine Richtung. Für einen Moment sah ich in sein von der Panik gezeichnetes Gesicht.
    Dieser Mensch litt unter Todesangst.
    Aber ich sah noch mehr.
    Es mochten drei, vier Sekunden sein, in denen ich das alles aufnahm.
    Unter dem Mann klebten die Totenschädel an den Wänden wie bleiche Wächter. Sie hingen dort fest, als wären sie durch das Beben aus den alten Gräbern katapultiert worden. Einen hatte ich ja schon auf dem Friedhof gesehen, aber hier im Schacht kamen sie tatsächlich in der Masse vor.
    Und noch etwas fiel mir auf. Tief unten bewegte sich etwas.
    Ein Schatten, dunkler als die Tiefe oder der Raum im Schacht selbst. Ein unförmiger Gegenstand, wobei ich mir kaum vorstellen konnte, einem Irrtum verfallen zu sein.
    Ich merkte auch das Fremde, das aus der Dunkelheit in die Höhe stieg und mich erreichte, wobei sich mein Kreuz tatsächlich für einen winzigen Moment erwärmte.
    Ich achtete in diesem Fall nicht darauf, denn es war wichtiger, das Leben des Mannes zu retten und auch Suko zu unterstützen. Ich tat es ihm nach und fasste den Mann in der Achselhö hle unter.
    Ein knappes Nicken zwischen Suko und mir war die perfekte Abstimmung. Zugleich hievten wir den Mann an.
    Wir schafften es.
    Der Rand war zum Glück stabil genug. Er sackte nicht weg,

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