1205 - Wer die Totenruhe stört
Vorwürfe, weil er ihr nicht hatte helfen können.
»Aber wir können doch nicht…«
»Doch, wir können!«, sagte Suko. Er war es Leid. Mit einer heftigen Bewegung zerrte er den Mann zur Seite, der beinahe noch über die eigenen Beine stolperte und von Suko nicht losgelassen wurde, sodass er einfach mitmusste. Beide liefen dorthin, wo wir den Wagen abgestellt hatten. Ihm war noch nichts passiert. Er stand nach wie vor auf seinen vier Rädern und war auch nicht zur Seite gesackt.
Ich musste noch mal ins Haus. Es trieb mich einfach hinein, denn ich hatte die Worte des Regisseurs nicht vergessen. Ihm war es von uns als Einzigem gelungen, einen Blick auf den Dämon zu werfen. Er hatte von einer Totenhand gesprochen.
Sie und auch noch mehr hätte ich ebenfalls gern zu Gesicht bekommen.
Es war für mich gefährlich geworden, das Haus zu betreten.
Der Boden war hier draußen nicht ruhig, er würde es auch in seinem Innern nicht sein. Ich konnte mich an das verdammte Zittern einfach nicht gewöhnen, aber ich überwand meine Furcht und ging wieder über die Schwelle.
Nein, da war nichts mehr zu machen. Ich gab dem Dämon indirekt die Schuld und erlebte auch seinen indirekten Angriff, denn ihn selbst sah ich nicht.
Dafür bewegte sich der Boden. Mir kam er in diesen Auge nblicken vor, als hätte er sich in ein völlig anderes Material verwandelt. Er war nicht mehr so fest, sondern bestand aus einem weichen Material, das mich an einen Teppich erinnerte, den jemand auf- und zugleich abrollte.
Im kleinen Flur stand ein ebenfalls kleiner Schrank, dessen Vordertür zugleich ein Spiegel war. Dieser Schrank schwankte auf dem weich gewordenen Boden hin und her. Noch soeben konnte er sich halten, bis plötzlich der Grund, auf dem er stand, einfach nach innen fiel. Ein breiter Riss fraß ihn regelrecht auf, und er verschwand vor meinen staunenden Augen in die Tiefe.
Zugleich sackte das Holz unter meinem linken Fuß weg. Nur ein kurzes Splittern war zu hören, dann verlor ich den Halt, aber ich drehte mich dabei und umfasste den in der Nähe stehenden Türpfosten. Er rettete mich vor dem Absturz in die Tiefe.
Der Kampf ging weiter. Es hatte keinen Sinn mehr, noch mal in das Haus zu gehen. Ich war jetzt sicher, dass ich Vurvolak nicht mehr sehen würde, aber der Kampf zwischen uns war noch nicht beendet. Ich wusste, dass er mich wollte, und ich wollte ihn.
Ein Hupsignal erschreckte mich. Etwas helles Weißes bewegte sich im Halbkreis über den dunklen Boden hinweg und erfasste mich voll. Es war das Licht der Vauxhall-Scheinwerfer. Suko hatte den Wagen geentert und war losgefahren.
Beim zweiten Hupsignal drehte ich mich um. Suko hatte für mich bereits die Beifahrertür geöffnet. Ich brauchte mich nur noch in das Fahrzeug zu werfen und die Tür zu schließen.
Es war so etwas wie ein Hindernisrennen, als ich auf das Fahrzeug zurannte. An verschiedenen Stellen riss der Boden jetzt auf. Der Dämon wollte mit aller Macht beweisen, wozu er fähig war.
Der Vauxhall stand günstig. Der Motor lief. Die Strahlen der Scheinwerfer brannten ihr kaltes Fernlicht in die Nacht hinein.
Ich schaute mich nicht in der Umgebung um, sondern sah zu, den rettenden Vauxhall so schnell wie möglich zu erreichen.
Unter meinen Füßen brodelte der Boden. Zumindest hatte ich den Eindruck, als ich über ihn hinwegsprang wie über eine glühende Herdplatte. Dann warf ich mich aus dem Lauf heraus in den Wagen. Bevor ich noch richtig die Beine angezogen und die Tür geschlossen hatte, startete mein Freund bereits.
»Egal, was noch passiert, John, wir müssen weg! Du bist im Haus gewesen, aber auch hier draußen ist die Hölle los. Und das wird sich auch noch fortsetzen, bis in den Ort hinein.«
»Du willst nach Rootpark?«
»Klar. Wohin sonst? Ich habe mittlerweile den Eindruck, als wäre das gesamte Gebiet verseucht.«
»Das ist auch der Fall!« Vom Rücksitz her meldete sich Craig Averell mit schwacher Stimme. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir hier unbeschadet rauskommen. Uns wird es so ergehen wie der armen Elsa Groof.«
Ich gab ihm keine Antwort. Auch Suko schwieg, weil er sich auf das Fahren konzentrieren musste. Craig Averell konnte mit seiner Befürchtung natürlich Recht behalten, was ich allerdings nicht hoffte. Mein Optimismus hatte mich zwar nicht verlassen, er war trotzdem ziemlich eingeschränkt, denn ich dachte daran, dass wir noch den Bach überqueren mussten, und das war nur über die Brücke möglich. Um auf einem anderen
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