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1207 - Im Bann des Kraken

Titel: 1207 - Im Bann des Kraken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gesehen hatte, verblaßte nach und nach. Sein Mißtrauen nahm von Gedanke zu Gedanke zu.
    Es gab sonderbare Geschichten über Bürger, die hilfesuchend den Kraken betreten hatten und nie mehr gesehen worden waren. Das waren Gerüchte, aber immerhin konnten sie eine Spur zu einer erschreckenden Wahrheit seih. Hätte es nicht zu irgendeinem Zeitpunkt solche Vorfälle gegeben, wäre das Gerücht nie aufgekommen.
    Nicht in Starsen, wo alles statisch war. Wo jede Veränderung einer Revolution gleichkam, auch wenn sie nur geringfügig war. Wo jeder Besucher als Feind und Eroberer betrachtet wurde.
    Und Starsen war so, seit es Erinnerung gab.
    Chulch bewegte den Kopf und die Arme, die dicht darunter saßen. Er beugte den einen nach hinten und griff in eine der schwarzen Kunststofftaschen. Er zog einen Notizblock und einen Stift heraus und ließ sich für kurze Zeit nach der hinteren Wand der Zelle nieder. Aufmerksam schielte er nach Beobachtungskameras in den Ecken unter der Decke. Er fand keine und dachte daran, daß die Fratres genug psionische Möglichkeiten besaßen, ihn zu überwachen. In einer solchen Situation bekam er eigentlich keine große Lust, seine Gedanken in Worte und Verse zu fassen, aber etwas in ihm drängte sich vehement nach außen und strömte bis in die vordersten Spitzen seiner eingliedrigen Finger.
    Er schlug eine neue Seite des Blockes auf und begann zu schreiben.
    Starsen, die altewige Stadt, so wenig junge Hoffnung hat. Doch will sie neu erblühen, das wissen die Fratres genau, braucht sie den warmen Frühlingstau.
    Es müssen die Mauertore glühen.
    Er ließ den Stift sinken und betrachtete den Sechszeiler intensiv. Die beiden letzten Zeilen störten ihn. Es fehlte der wichtigste Gedanke, den er eigentlich hatte mit einbringen wollen. Die Hoffnung, das wollte er zum Ausdruck bringen, waren die Besucher aus dem Hochland, die von den Machtgruppen gesucht und gejagt wurden.
    Atlan hatten die Fratres. Was war mit Jen Salik?
    Der Treumann kam sich nebensächlich vor, und er fragte sich, wozu man ihn eigentlich eingesperrt hatte.
    Er war höchstens ein Mitwisser.
    Mitwisser, er, Chulch. Wie war es damals gewesen, als Gag Fling Mag ihn aus seinem Dienst entlassen hatte? War das auch deshalb gewesen, um einen lästigen Mitwisser um den Tod Gag Gag Gours loszuwerden? Hatte er nicht einmal das Gerücht gehört, Gag Fling Mag hätte damals alle Bediensteten seines Vaters weggeschickt?
    Chulchs Mißtrauen stieg ins Unermeßliche. Er steckte Stift und Block in die Satteltasche zurück und rückte den Haltegurt unter dem Bauch zurecht Die Fraternität war nur an Atlan interessiert, an dem Besucher. Chulch war für sie nutzlos.
    Der Treumann überlegte keine Sekunde mehr. Er dachte erneut an die Gerüchte und daran, daß er nicht zu denen gehören wollte, die auf Nimmerwiedersehen im Kraken verschwanden. Entseelt, tot. Und er durfte auch seine Aufgabe als Treumann nicht vernachlässigen, solange er die Mittel dazu besaß. Atlan befand sich ebenfalls in Gefangenschaft, ihn mußte er befreien.
    Aus der zweiten Satteltasche zog er ein längliches Ding heraus, mattblau schimmernd. Es war eine Lähmgasgranate, und er nahm sie hach vorn und hob sie vor seine Augen. Er sah den Stift, den er herausziehen mußte, um die Sicherung zu entfernen. Von da an blieben ihm nur Sekunden.
    Chulch begann zu jammern. Er knickte erst hinten, dann vorne ein und zog das mittlere Beinpaar mit einem Ruck zusammen. Schwer stürzte er auf den Boden, und sein Jammern wurde lauter und schriller. Er legte den Kopf ein wenig auf die Seite, verbarg die Granate unter dem Körper und streckte einen Arm hilfesuchend nach der Tür aus.
    Er hörte Geräusche. Jemand sprach. Wieder jammerte und schrie er und verlangte einen Arzt.
    Die Tür glitt zur Seite. Die Triade, die ihn bewachte, kam herein. Er wußte, daß jetzt ein Spiel auf Leben und Tod begann. Er wußte, daß eine psionische Fähigkeit jeder Triade die Telepathie war. Würde sie seine Absicht erkennen?
    Nichts geschah.
    „Eine Kolik", schrillte Chulch. „Ich brauche Hilfe!"
    „Was können wir für dich tun", erkundigte sich das mittlere Wesen der Triade. Triaden bildeten während ihrer Zusammenarbeit ein Gruppenbewußtsein und handelten gemeinsam. Sie sprachen von sich immer als von der Gruppe und benutzten das Personalpronomen „wir".
    „Hilfe!" ächzte Chulch. Er versuchte mühsam, sich aufzurichten. Er hob den Hinterkörper an und griff mit der freien Hand unter die Schultern. Er

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