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1209 - Die grauen Lords

Titel: 1209 - Die grauen Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Krrrzssl. Als er ein weiteres Tiefenjahr später dorthin zurückkehrte, wo sich seine Wohnhöhle und die Versammlungshalle des Ältestenrats befanden, da traf er keinen von seinen alten Vertrauten mehr. Er summte und zirpte ihre Namen, aber von nirgendwo kam Antwort. Er wanderte durch leere Stollen und Kavernen und suchte nach Spuren. Die einzigen, die er fand, waren fast ein Jahr alt. So lange musste es her sein, seit die Chrass ihre Wohnstätten verlassen hatten.
    Bei seiner Suche gelangte er in den Bereich der goldenen Wände. Er befand sich in der Nähe des Speichers und versuchte, Verbindung mit ihm aufzunehmen. Es dauerte beängstigend lange, bis er den ersten Gedanken empfing. „Zwei Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Mal von dir hörte", sagte der Speicher. Die telepathische Stimme klang matt und mutlos. „Ich glaubte schon, du seist verschollen."
    „Verschollen sind die Chrass, die hier lebten", antwortete Krrrzssl. „Was ist aus ihnen geworden?"
    „Die Blinden Eremiten haben sie vertrieben."
    „Die Blinden Eremiten?" wieder holte Krrrzssl verwundert. „Mutanten deines Volkes", sagte der Speicher. „Seit wann nennen sie sich blind?"
    „Sie werden so genannt. Von den Bürgern der Stadt Starsen. Die Starsener können sich nicht erklären, auf welche Weise die Baumwesen zu sehen vermögen. Daher nennen sie sie blind." Dann schilderte der Speicher ihm das Aussehen der Eremiten. Krrrzssl war verwirrt. Eine Menge „musste sich in der Zeit seiner Abwesenheit ereignet haben. Was hatten die Eremiten in Starsen zu suchen? Der Speicher war ein schlechter Berichterstatter. Seine Gedanken waren konfus. Krrrzssl beschloss, er werde sich aus anderer Quelle informieren. Einstweilen schilderte er seine zweijährige Wanderung durch die Welt der Kavernen und die Begegnung mit dem Grauen. „Die Lage ist bedrohlich", sagte der Speicher. „Ich weiß nicht, wer das Wesen ist, von dem du sprichst.
    Aber wenn es wirklich die einzige andere Quelle von Vitalenergie kontrolliert und verhindert, dass es zu einer Kommunikation zwischen uns kommt, dann sind die Tage Starsens gezählt." Niedergeschlagen kehrte Krrrzssl zu den Höhlen der Chrass zurück. Er war müde von der langen Wanderung, und der Gedanke an die Einsamkeit, die ihn erwartete, bedrückte ihn. Er würde eine Zeitlang ausruhen und sich dann auf die Suche nach denen machen, die von den Blinden Eremiten vertrieben worden waren.
    In der Versammlungshalle des Ältestenrats sah er sich um. Auch hier hatten die grünlich leuchtenden Kletterpflanzen inzwischen ihren Einzug gehalten. Mattes Dämmerlicht herrschte in dem ehrwürdigen Raum, in dem Tausende von Zyklen lang die Entschlüsse gefasst worden waren, die das Leben der Chrass bestimmten. Ein raschelndes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Unter dem Eingang stand ein hochgewachsenes Baumwesen. Weiße, schimmelähnliche Flecken leuchteten gespenstisch auf der graubraunen Rinde des Stammes - es war ein Blinder Eremit. „Bist du gekommen, um auch mich zu vertreiben?" fragte Krrrzssl traurig. „Wer hat wen vertrieben?" antwortete der Eremit verwundert. „Ihr die Chrass, mein Volk", sagte Krrrzssl. „Hat er das behauptet?" fragte der Eremit. „Der Speicher? Ja. Er sagt, die Blinden Eremiten hätten die Chrass vertrieben."
    „Sein Verstand scheint sich zu verwirren. Er weiß nicht mehr, was er spricht. Entweder das, oder er fürchtet sich, dir die Wahrheit zu sagen."
    „Was ist die Wahrheit?" wollte Krrrzssl wissen. „Das Volk der Chrass existiert nicht mehr", sagte der Eremit. Es war nicht klar, ob er damit Krrrzssls Frage beantworten wollte. „Du bist das einzige Exemplar der Art. Dein Dasein braucht deswegen nicht einsam zu sein. Ich weiß, die Eremiten und die übrigen Mutanten haben es bisher an Respekt den Chrass gegenüber mangeln lassen. Du aber bist der Alte. Wir geloben, dich zu schützen und dich mit allem zu versehen, was du benötigst. Du bist das Symbol der Vergangenheit unseres Volkes. Dir gebührt Ehre, und Ehre soll dir widerfahren."
    Die Worte verfehlten ihren Eindruck auf Krrrzssl nicht. Sie waren ehrlich gemeint, das spürte er. Gleichzeitig aber wuchs im Hintergrund seines Bewusstseins die Furcht, eine entsetzliche Ahnung, die das Schicksal seines Volkes betraf. Der Speicher hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt; der Eremit wich seiner Frage aus. Das konnte nur eines bedeuten! „Ich weiß deine Freundlichkeit zu schätzen", sagte er, so ruhig er konnte. „Aber jetzt sprich die Wahrheit

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