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1209 - Die grauen Lords

Titel: 1209 - Die grauen Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fast unstillbare Sehnsucht nach seinen Artgenossen empfunden und war mehrere Mal nahe daran gewesen, seinem Leben ein Ende zu machen. Aber schließlich hatte der Lebenswille gesiegt. Krrrzssl hatte sich entschlossen weiterzuexistieren. Dabei war ihm völlig klar, dass diesem Entschluss keineswegs die Weisheit oder sonst irgendeine vornehme Eigenschaft seiner Denkweise zugrunde lag, sondern allein die Neugierde. Seine Lebenserwartung war nahezu unbegrenzt. Er wollte sie nutzen, um zu sehen, was aus Starsen wurde, wenn der Graueinfluss allmählich die Oberhand gewann.
    Er hatte Zeit. Es dauerte lange, bis er seinen Gleichmut wiedererlangt hatte. Die vielen Zyklen der Trauer, der Verzweiflung, der Todessehnsucht hatten Narben in seiner Seele hinterlassen, gleichzeitig aber seine Weisheit vertieft. Er war im Grunde ein wehrloses Geschöpf, ohne viel körperliche Kraft und den meisten seiner Zeitgenossen an Wendigkeit und Beweglichkeit unterlegen. Aber sein Geist war wach. Er ahnte Gefahren voraus und ging ihnen aus dem Weg. Er kannte die Schwächen seiner Mitwesen und benützte sie, um sich aus prekären Lagen zu befreien. Er wurde zum Wanderer, der in Starsen ebenso zu Hause war wie in den Kavernen.
    Von dem Vitalenergiespeicher hatte er inzwischen erfahren, dass es in den beiden aus materialisierter Vitalenergie geschaffenen Gebäudeteilen zu einem sprunghaften Energieverbrauch gekommen war und dass auch sonst rätselhafte Dinge geschahen, vor allen am Ort des anderen Energiespeichers. Und nachdem Krrrzssl lange genug darüber nachgedacht hatte, sprach er zu sich selbst: „Es gibt nur eine Methode, mehr darüber zu erfahren: hingehen und nachsehen."
    Die Schwarzzeit war hereingebrochen. Krrrzssl kauerte auf der Krone einer unregelmäßig geformten Mauer und blickte hinab in einen Hof, der von mehreren Laternen erhellt wurde. Seltsame Dinge spielten sich dort unten ab. Dicht unter Krrrzssl standen drei schwerbewaffnete Zweibeiner. Sie waren in eng anliegende Gewänder gekleidet, die wie Rüstungen aussahen. Ihnen gegenüber war eine Toröffnung in der Mauer, die den Hof umgab.
    Durch das Tor wurde eine Schar von Wesen getrieben, die verschiedenen Starsen-Völkern angehörten. Das Treiben besorgten fünf weitere Zweibeiner, ebenfalls in dunkle Rüstungen gekleidet. Das Geschehen hatte offenbar nicht die Zustimmung derer, die durch das. Tor getrieben wurden. Sie schrien und jammerten, einige unter ihnen wandten sich sogar gegen die schwerbewaffneten Wächter. Das bekam ihnen indes schlecht.
    Die Zweibeiner besaßen Lähmwaffen, von denen sie rücksichtslos Gebrauch machten. Stellte sich ihnen einer in den Weg, dann zuckte es grünlich aus dem dicken, rohrähnlichen Lauf der Waffe, und der Widerspenstige stürzte reglos zu Boden. „Sind das alle?" rief der größte der drei, die unter Krrrzssl am Fuß der Mauer standen. „Alle dreihundert", antwortete einer der Wächter. „Der Älteste wird zufrieden sein." Krrrzssl horchte auf. Wer war der Älteste? Etwa jenes graue Geschöpf, dem er vor wer weiß wie vielen Tiefenjahren in der Halle des ersten Speichers begegnet war? „Treibt sie weg", befahl der Zweibeiner am Fuß der Mauer. „Und seht zu, dass ihr unterwegs nicht allzu viele verliert."
    „Das kommt darauf an, wie störrisch sie sich anstellen", spottete der Wächter. „Wenn wir mehr als fünfzig verlieren, fangen wir ein paar neue ein." Die Wächter umringten die Schar verängstigter Wesen und befahlen ihnen, sich in Reih und Glied aufzustellen. Da konnte Krrrzssl in seiner Wissbegierde nicht mehr an sich halten. „Was geschieht mit diesen?" fragte er von der Mauerkrone herab.
    Die Sprache der Chrass war, wie gesagt, für normale Starsener nicht einfach zu verstehen. Der Zweibeiner wandte sich verwundert um und fragte: „Hat da jemand was gesagt?"
    „Ja, hier oben", antwortete Krrrzssl. „Sieh herauf. Ich will wissen, was mit diesen geschieht."
    Das Wesen in der finsteren Rüstung tat, wie ihm geheißen war. „Ein Eremit!" staunte es. „Ich bin kein Eremit, ich bin ein Chrass", sagte Krrrzssl. „Sag mir endlich, was mit diesen bedauernswerten Wesen geschehen soll."
    „Was geht es dich an?"
    „Ich bin ein Status-Vier-Bürger, du Wicht", zischte Krrrzssl „Ich kann dir Fragen stellen, wann immer es mir beliebt." Der Zweibeiner war beeindruckt. „Sie sind Untertanen des Herrn Samitrei", antwortete er. „Er liefert sie den Geriokraten als Tribut."
    „Und was fangen die Geriokraten mit ihnen

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