121 - Das Dorf der lebenden Toten
zu Fall. Lee schrie verzweifelt auf…
***
Ich hörte den Schrei. Jemand mußte durch die Hintertür das Haus betreten haben. Oder war Lee Sarandons Vater ausgetauscht worden? Ich ließ meinen magischen Flammenwerfer in der Hosentasche verschwinden und bewaffnete mich wieder mit dem Revolver.
Ich kehrte in das Haus zurück, »Mr. Ballard!« schrie Lee Sarandon wie auf der Folter. »Dr. Williams… Er ist… ein Duplikat… Er will mich… töten!«
Ich sah den Mann mit der Spritze. Lee wehrte sich verzweifelt, aber Dr, Williams war stärker. Die Kanüle befand sich wenige Zentimeter vom Hals des Jungen entfernt.
Sie kämpften, waren ständig in Bewegung. Ich schoß trotzdem, und meine geweihte Silberkugel streifte den Arzt. Er heulte auf, drehte sich, ließ die Spritze fallen.
Mit dem nächsten Schuß wollte ich ihm den Garaus machen, aber Lee Sarandon torkelte auf mich zu und hielt sich auch noch an mir fest.
Diese Chance ließ sich Dr. Williams selbstverständlich nicht entgehen. Er hetzte zum Fenster, öffnete es und sprang hinaus. Ehe ich mich von Lee Sarandons Umklammerung befreien konnte, war der Arzt verschwunden.
»Mr. Ballard… Mr. Ballard!« stammelte Lee.
leb schüttelte ihn. »Lee! Reißen Sie sich zusammen! Kümmern Sie sich um Ihren Vater! Er braucht Sie!«
»Auch der Arzt… Wer wurde noch nicht ausgetauscht?«
»Sie! Ihr Vater! Ich!«
Ich schob ihn zur Seite. Er mußte sehen, wie er allein zurechtkam. Es war immens wichtig, Dr. Williams unschädlich zu machen. Als Dorfarzt hatte er Zutritt zu jedem Haus, Ihm fiel es am leichtesten, die Opfer zu täuschen, deshalb mußte ich ihn rechtzeitig ausschalten. Ich sprang ebenfalls aus dem Fenster und sah Dr. Williams in eine schmale Gasse laufen.
Von der Schule her kam Mr. Silver auf mich zu. Er hatte Duncan Sharp nicht erwischt. Es war ihm ein Rätsel, wie sich der Todbringer so schnell in Sicherheit bringen konnte.
Ich informierte meinen Freund in Schlagworten, dann folgten wir dem falschen Doktor, dessen Vorsprung nicht allzu groß war. Dr. Williams machte der Streifschuß zu schaffen.
Er lief in einer Wellenlinie, als litte er an Gleichgewichtsstörungen. Vor der abgebrannten Autoreparaturwerkstatt blieb er kurz stehen.
Dann überquerte er die Straße und verschwand im gegenüberliegenden Haus, In diesem Haus wohnte das Ehepaar Lauren und Sal J. Owens, wie ich von Mr. Silver erfuhr.
Seit seinem Rundgang mit Gordon Thompson, dem Bürgermeister, kannte sich der Ex-Dämon in Wellfolk aus, als wäre er hier zu Hause.
Lauren Owens hatte den Arzt eingelassen ! Es hatte ausgesehen, als hätte sie auf ihn gewartet und wollte ihm Zuflucht gewähren. Gehörte auch sie zu den Marionetten des Todbringers?
Neben dem Haus standen einige Dorfbewohner, die aufgeregt durcheinanderschrien. Angeblich befanden sich mehrere Duplikate in jenem Gebäude.
Die Leute waren sich einig, daß etwas geschehen müsse, doch niemand wußte, wie man gegen die Doppelgänger Vorgehen sollte. Mr. Silver und ich gesellten uns nicht zu den ratlosen Menschen.
Wir wollten den Stier bei den Hörnern packen, waren entschlossen, in das Owensche Haus einzudringen und unter den lebenden Toten aufzuräumen.
Die Tür war abgeschlossen. Mr. Silver wuchtete sich zweimal dagegen, sie schwang zur Seite und krachte gegen die Wand. Ganz kurz sah ich Mitchell Brown.
Die Dorfbewohner hatten recht. Dieses Haus war ein Zufluchtsort der lebenden Toten. Vielleicht versteckte sich auch Duncan Sharp hier. Die Höllen-Marionetten zogen sich zurück.
Türen knallten zu. Ich hörte, wie die lebenden Toten sie verbarrikadierten. Die Wohnzimmertür stand noch einen Spalt breit offen. Mit dem Colt Diamondback in der Faust näherte ich mich ihr, während Mr. Silver sich einer anderen Tür zuwandte.
Ich öffnete die Wohnzimmertür und trat ein. Meine Nervenstränge strafften sich. Mißtrauisch blickte ich mich um. Im ersten Moment sah der Raum leer aus, aber dann drang gedämpftes Röcheln an mein Ohr.
Ich ging einige Schritte vor… und sah Dr. Williams wieder. Er saß in einem riesigen Ohrensessel. Deshalb war er von der Tür her nicht zu sehen gewesen.
Es ging ihm schlecht, aber das genügte nicht. Er mußte sterben… Wenn man in seinem Fall überhaupt von sterben sprechen konnte, denn genaugenommen war er ein lebender Toter.
Wenn ich ihm jetzt nicht den Rest gab, würde er sich langsam erholen und im Dorf ein Unheil anrichten, dessen Ausmaß nicht abzusehen war.
Mitleidlos hob ich den
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