1210 - Todesgruß aus Aibon
aneinander gereiht?
Ich stand und schwebte trotzdem irgendwo zwischen Baum und Borke. Ich hatte dabei das Gefühl für den Boden verloren und ließ mich einfach treiben.
Für mich stand fest, dass ich mich auf dem Weg nach Aibon befand. Und ich hätte wer weiß was dafür gegeben, wenn mir das Spiel einer Flöte entgegengeklungen wäre, aber der Rote Ryan, mein alter Freund, würde wohl nicht erscheinen, um mich zu begrüßen. Zudem würde ich nicht in seiner Welt landen.
Wie nebenbei schoss es mir durch den Kopf, dass die Schale jetzt leer war. Wer immer mich finden wollte, er würde in einem leeren Zimmer stehen und nur den Kopf schütteln.
Das Feuer war blitzschnell erschienen und hatte sich aufgebaut. Und ebenso schnell verschwand es auch wieder. Das sah aus, als wären an vier verschiedenen Seiten Vorhänge gefallen, um im Boden zu verschwinden.
Kein Feuer mehr.
Nichts nahm mir die normale Sicht.
Trotzdem musste ich mich erst finden, um die Überraschung zu verdauen. Ich freute mich darüber, dass ich noch lebte. Und diese Freude äußerte sich auch durch einen tiefen Atemzug, mit dem ich meine Furcht unterdrücken wollte.
Ich roch die Luft, schmeckte sie zugleich und wusste genau in diesem Augenblick Bescheid.
Ich hatte mein Ziel erreicht.
Ich war in Aibon.
Aber nicht auf der Seite, wie ich es mir gewünscht hatte. Das hier war die Hölle des Guywano…
***
Suko trat aus der Liftkabine und kam sich vor, als hätte er dieses Haus zum ersten Mal betreten. Er hatte zunächst Kontakt mit dem Hausmeister aufgenommen und auf ihn einreden müssen, um von ihm den Generalschlüssel zu bekommen, der zu allen Wohnungstüren passte, bis auf zwei Ausnahmen. In Sukos Wohnung konnte der Mann nicht hinein und ebenso wenig in die des Nachbarn John Sinclair. Das akzeptierte er, denn er war darüber informiert, welchem Job diese Mieter nachgingen. Einzelheiten allerdings waren ihm nicht bekannt. So konnte er sich nur einiges zusammenreimen.
»Das nehmen Sie auf Ihre Kappe, Inspektor?«, hatte der Mann mehrmals gefragt.
»Ja.«
»Ist Mrs. Green denn verdächtig?«
»Wir arbeiten daran.«
Suko hatte den Schlüssel letztendlich bekommen, aber der Hausmeister fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut.
Die Vorwürfe standen ihm im Gesicht geschrieben.
Allein war Suko nicht im Flur. Es wäre auch zu schön gewesen. Zwei Jugendliche mit Baseball-Kappen auf den Köpfen und Sporttaschen um die Schultern gehängt, kamen ihm entgegen. Sie lachten, redeten, stießen sich gegenseitig an und imitierten dabei ein Fußballspiel. Beinahe wären sie noch gegen den Inspektor gelaufen. Im letzten Augenblick wichen sie zur Seite.
Suko wartete, bis die Zwei im Fahrstuhl verschwunden waren und die Luft für ihn rein war. Dann ging er mit langsamen und zielsicheren Schritten auf sein Ziel zu.
Es war alles normal an diesem Tag. Suko entdeckte keine Hinweise auf irgendetwas, das ihm gefährlich werden konnte.
Auch vor der geschlossenen Wohnungstür hatte sich nichts verändert.
Er blieb stehen. Der Blick nach rechts, dann der nach links.
Es war alles okay.
Die Tür war geschlossen. Suko probierte, ob sie normal aufgedrückt werden konnte. Das war nicht der Fall. Jetzt war er froh, das Schloss nicht aufbrechen zu müssen. Er griff in die Tasche und holte den Generalschlüssel hervor.
Alles Weitere war eine Sache von Sekunden. Er drückte die Tür nach innen, und ihm gelang ein erster Blick in die Wohnung, die ihm gar nicht so fremd vorkam, denn sie war ebenso angelegt wie die bei Shao und ihm.
Suko war noch keinen Schritt in den Flur gegangen, als ihm auffiel, dass hier in dieser Wohnung doch einiges anders war als in seiner. Er staunte über die Leere. Suko spürte, dass sie wenig bewohnt wurde und niemand darin normal lebte. Sie war kalt, und es existierte keine Aura, die von Menschen abgegeben wurde.
Eine leere Garderobe, Türen, die offen standen, und ein ungewöhnlicher Geruch.
Er saugte ihn ein.
Roch es nach Verbranntem?
Er war sich nicht klar darüber. Zuerst warf er einen Blick in die Küche und bekam große Augen, als er auf der ansonsten so perfekt aufgeräumten Arbeitsplatte den leicht stinkenden Rest eines Körpers entdeckte. Er hatte sich in eine Lache verwandelt, auf die Suko zuging, um sie näher zu betrachten.
Nicht nur eine Lache. Auch so etwas wie feuchte und klebrige Asche bildete den Rest. Er glaubte auch, zwei Augen darin festgebacken zu sehen, konnte sich allerdings auch irren.
Für ihn stand
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