1211 - Guywanos Druiden-Festung
konnte sein, dass ich mich auf der Grenze zwischen den beiden unterschiedlichen Welten innerhalb des Landes befand und mein Blick nun in den Teil hineinfiel, in dem ich mich eigentlich sehr wohl fühlte, weil dort auch mein Freund, der Rote Ryan, lebte.
In der anderen Welt bewegte sich zunächst nichts. Das änderte sich, als ich einen erneuten Schritt nach vorn ging. Denn aus der Deckung der Büsche löste sich eine Gestalt.
Die Frau mit den wilden blonden Haaren, die ein tief ausgeschnittenes bodenlanges Kleid trug.
Es war Selina Green, die mich fast lockend anlächelte. Sie war zwar allein, aber sie war es trotzdem nicht, denn sie hatte etwas mitgebracht, das sie mit Stolz präsentierte.
Das Schwert des Salomo!
***
Ich wusste selbst nicht, wie ich mich in diesem Moment fühlte, der sich immer mehr in die Länge zog. Freude kam nicht auf, eher Verunsicherung. Selina hatte normalerweise keinen Grund, mich anzulächeln. Dass sie es trotzdem tat, war die reine Bosheit. Außerdem wollte sie mir beweisen, wer der Sieger war.
Das Schwert sah wunderbar aus. In der Mitte schimmerte das Metall der Klinge golden. Rechts und links daneben zeigte sich das normale Metall, das blank geschliffen war.
Sie hielt den Griff mit beiden Händen fest. Die Spitze der Waffe berührte den Boden, und vor Selinas Körper bildete es eine Diagonale.
Ich schluckte meinen ersten Ärger herunter und wartete darauf, dass etwas passierte.
Noch sagte Selina nichts, nur ihr Lächeln vertiefte sich, von dem die Augen nicht berührt wurden. Als sie ihren Mund bewegte, dauerte es etwas, bis ich die ersten Worte hörte.
»Ich wusste, dass du mir folgen würdest, John Sinclair. Es war alles so perfekt aufgebaut. Unser Plan hat gestimmt. Wir haben das Schwert, und bald werden wir auch dich haben.« Sie reckte ihr Kinn vor. »Du möchtest deine Waffe doch wieder zurückbekommen - oder?«
»Deshalb bin ich hier.«
»Eben. Das kann ich auch verstehen. Du bist hier, um dir dein Eigentum zu holen. Aber es gehört dir nicht mehr. Wir haben beschlossen, es zu behalten, obwohl wir wussten, dass du niemals aufgeben würdest. Guywano kennt dich zu gut. Er hat sich wie wahnsinnig gefreut, dich in seine Welt locken zu können.« Sie hob die Schultern. »Wenn du willst, kannst du die Festung verlassen.«
Ich hatte meine Überraschung längst überwunden und sprach etwas spöttisch.
»Ach ja. Und wie soll ich sie verlassen? Kannst du mir sagen, wo sich das Tor befindet?«
»Vor dir.«
»Da bist du!«
»Versuch es.«
Es blieb mir nichts anderes übrig. Sie hatte hier das Sagen, und außerdem wollte ich mit aller Gewalt in die Nähe des Schwerts gelangen. Es konnte ja sein, dass ich es noch benötigte.
Deshalb tat ich, was mir geraten worden war. Ich schritt langsam, ich suchte auch rechts und links die Umgebung ab, nur hätte ich mir das schenken können.
Sie wartete auf mich. Ich kam ihr näher, aber dennoch blieb der Eindruck, ihr weiter entfernt zu sein, als es den Anschein hatte. Hier waren die Perspektiven verzerrt, und ich zuckte zurück, als ich dicht vor der Wand stand.
Sie war plötzlich da. Für mich bedeutete sie ein Hindernis, aus dem mir Selinas Lachen und danach ihre Frage entgege nklang.
»Warum gehst du nicht weiter?«
»Mir gefällt das Hindernis nicht.«
»Es ist nur optisch.«
Ich glaubte ihr und setzte mein rechtes Bein vor. Für einen winzigen Moment erlebte ich die Veränderung. Ich hatte das Gefühl, als wären Finger dabei, an meiner Hose zu zupfen.
Aber das hielt mich nicht auf, ich ging weiter, und fühlte mich umschlungen wie von einer puddingartigen Masse.
Dann war ich durch.
Ich hatte das Hindernis hinter mir gelassen. Ich stand endlich auf der anderen Seite und befand mich in der Nähe meiner Feindin, die sich freute, denn ihr Lächeln wurde breiter.
»Es ist fast so wie in meiner Wohnung, John.«
»Aber nur fast.«
»Leider kann ich dir hier kein Essen anbieten, wie es zw ischen uns verabredet gewesen war. Aber wir werden uns auch so amüsieren, denke ich mal.«
»Was soll das?«, flüsterte ich.
»Sei nicht so ungeduldig. Es ist wirklich alles vorbereitet, John.« Sie senkte den Blick. »Du liebst doch das Schwert oder?«
»Es gehört mir.«
»Nicht mehr!«
Sie würde es nicht aus der Hand geben. Zumindest nicht freiwillig. Aber ich war nicht gekommen, um mich hier zu einem Deppen machen zu lassen. Es bestand für mich die Chance, ihr die Waffe aus der Hand zu reißen, und das hatte ich in diesem Moment
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