1211 - Guywanos Druiden-Festung
der Strecke legten sie eine Pause ein, schauten sich an und blickten auch in die Tiefe, wo der Boden mehr zu ahnen, als zu sehen war.
Es gab auch nichts zu hören. Die Stille lag wie ein dichtes Tuch um sie herum. Kein Kratzen auf dem Boden, kein Knirschen in der Wand, nur die eigenen Geräusche vernahmen sie.
Selbst wenn sie in die Höhe blickten, bekamen sie nichts zu Gesicht. Sie fühlten sich mutterseelenallein und trotzdem irgendwie unter fremder Kontrolle.
Sie setzten den Weg fort.
Suko stieg wieder voran. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Auch wenn die Stufen unterschiedlich hoch waren, er nahm jetzt zwei auf einmal. An den Rhythmus gewöhnte er sich schnell, und er blieb erst wieder stehen, als er die letzte Stufe erreicht hatte.
Shao befand sich dicht hinter ihm. Sie hatte sich schon einen ersten Überblick verschafft. »Es gibt nur den Weg nach vorn, Suko.«
Das wusste er auch. Sie betraten die Eingänge, die eigentlich keine waren. Das grünliche Licht, das Flimmern, das alles lag in ihrer Nähe. Trotzdem kam es ihnen so weit entfernt vor.
Wenig später merkten sie, dass tatsächlich etwas nicht stimmte, denn es gelang ihnen nicht, nahe heran zu kommen. Die Fenster wichen stets zurück und behielten die gleiche Distanz.
Sie bewegten sich mit kleinen Schritten über einen Boden hinweg, der absolut dunkel war.
Vor ihnen befand sich das größte Fenster. Beinahe schon mit einer Bühne zu vergleichen. Es war breiter als hoch, es musste das Ende dieser oberen Etage bilden.
»Das kann die Tür sein«, sagte Shao mit leiser Stimme. Sie hielt ihre Armbrust in der Hand und hatte auch einen Pfeil aufgelegt. So war sie in der Lage, blitzschnell zu schießen.
»Mehr ein Zugang…«
»Oder auch das.«
Suko hatte die drei Riemen der Dämonenpeitsche nicht wieder zurückfahren lassen. Die Waffe selbst hielt er noch in der Hand. Er hatte sie kampfbereit zurück in seinen Gürtel gesteckt und war der festen Überzeugung, dass er sie noch brauchen würde.
Die Stille blieb. Das große »Fenster« ebenfalls. Kein Durchblick, obwohl sich dahinter der Zugang oder der Tunnel in die andere Aibon-Welt befand.
Auch wenn beide sich ärgerten, sie redeten nicht darüber und gingen weiter.
Es war genau das Richtige, denn je näher sie diesem geheimnisvollen Fenster kamen, umso mehr verschwand die Farbe.
Sie wurde einfach aufgesaugt, wobei sie in den Hintergrund tauchte und sich dort auflöste. Jetzt stieß das ungewöhnliche Fenster nicht mehr ab, sondern lockte die beiden Ankömmlinge.
Sie blieben etwa zwei Schritte von dem Fenster entfernt stehen.
Die Sicht klärte sich auf.
Sie schauten hinein. Sie sahen etwas. Eine Umgebung. Auch Personen und…
»Mein Gott, das ist ja John«, flüsterte Shao…
***
Ich war benommen!
Ich lag auf dem Boden und wusste im ersten Moment nicht, in welch einer Umgebung ich mich befand. Zum Glück war ich nicht so hart aufgeschlagen, denn die Büsche hatten noch einen Teil meines Aufpralls abfedern können.
Ich musste mit dem Kopf gegen irgendeinen harten Gegenstand geschlagen sein, denn sonst hätte ich nicht das verdammte Brennen an meiner Stirn gespürt.
Warum brannte der Kopf an der Vorderseite so?
Zuerst dachte ich daran, dort den Schlag erhalten zu haben, nur stimmte das nicht. Es fiel mir nicht leicht, aber ich holte mir die Erinnerung zurück. Erlebte das Aibon Abenteuer im Zeitraffertempo, bis zu dem Punkt als ich meiner neuen Nachbarin, Selina Green, gegenübergestanden hatte.
Diesmal allerdings in einer anderen Welt!
Sie hatte sich auf mich gefreut, sie hatte mit mir gesprochen, sie hatte auch das Schwert des Salomo fest gehalten, und dann war es eben passiert.
Fast schmerzlich erinnerte ich mich daran. Ich war durch den Anblick aus der Fassung geraten. Auf keinen Fall durfte das Schwert in den Händen meiner Feinde bleiben. Durch dieses Schwert hatte ich den Weg zur Bundeslade finden können.
Während einer Zeitreise hatte ich es von Salomo persönlich bekommen, diesem mächtigen und auch rätselhaften König, der ein Sohn des David war.
In der anderen Aibon-Welt war es feucht und klamm gewesen. Hier traf das nicht zu. Ich lag auf einem ziemlich trockenen Boden. Um mich herum standen Büsche, deren fleischige Blätter tiefgrün leuchteten.
Ich drehte mich zur Seite. Das Brennen auf der Stirn ließ nicht nach. Es erinnerte mich wieder an die letzten Sekunden vor dem plötzlichen Angriff.
So hatte ich ihn nicht erwartet.
Der offene Mund, der
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