1211 - Guywanos Druiden-Festung
Gegenstand, eine lange Zunge? Ja, das musste so sein. Die schöne Selina Green besaß die Zunge eines Monsters, die sich aufgerollt in ihrem Mund verbarg. Damit konnte sie eben jeden Feind überraschen, der sie nicht näher kannte, wie eben auch mich.
Ich besaß noch meine Waffen. Das Kreuz, die Beretta, und ich wäre auch normalerweise zufrieden gewesen, nur eben nicht in dieser verdammten Druiden-Welt.
Mit der linken Hand fuhr ich über meine Stirn. Natürlich war etwas zurückgeblieben. Mitten auf der Stirn war die Haut aufgeraut, denn dort hatte sich die Zungenspitze festgesetzt.
Nach meinem Erwachen hatte sich noch niemand gemeldet.
Trotzdem ging ich davon aus, dass sich zumindest Selina Green in der Nähe befand und mich beobachtete.
Richtig fertig oder zerschlagen fühlte ich mich nicht, auch wenn ich nicht eben superfit war. Ich konnte mich normal bewegen. Meine Arme schmerzten nicht, die Beine waren ebenfalls okay, und so hatte ich kaum Blessuren abbekommen, wenn ich mal von meiner Verletzung an der Stirn absah.
Ich schob mich in die Höhe. Meine Hände fuhren dabei über einen trockenen Boden hinweg. Ich wühlte im Staub, dann hielt ich mich an einem Strauch fest, der sich wie Gummi anfühlte, und durch diesen Halt schaffte ich es, auf die Beine zu kommen.
Leicht schwankend blieb ich stehen, die Augen geöffnet, um die neue Welt um mich herum zu sehen.
Selina geriet nicht in mein Blickfeld. Dafür glitt mein Blick über das Strauchwerk hinweg, bis hin zu den grünen Wiesen und dem Rand eines Waldes dahinter.
War das noch Guywanos Welt?
Nein, daran glaubte ich nicht. Auch als ich zurückschaute und die Festung suchte, entdeckte ich das Mauerwerk im ersten Moment nicht, bis ich innerhalb der typischen Dunstwolke einen breiten Schatten mit fahlen grünen Flecken sah.
Das leise Lachen wurde von einer Frau abgegeben. An der Stimme erkannte ich Selina. Aber das Lachen gefiel mir nicht.
Es klang so scharf und hämisch. Es war ein triumphierendes Lachen.
Ich drehte mich gemächlich um. Bevor ich direkt nach vorn schaute, verstummte das Lachen.
Ich sah sie!
Ob Selina noch an der gleichen Stelle stand, konnte ich nicht sagen, aber sie war da, und sie hielt noch immer das Schwert des Salomo fest.
Auch jetzt bildete es eine Diagonale vor ihrem Körper und berührte mit der Spitze den Boden. In der klareren Luft fühlte ich mich wohler. Das kräftige Grün in den unterschiedlichsten Farben konnte mir auch Hoffnung geben, aber ich vermisste trotzdem etwas, was diese Seite des Landes Aibon so typisch machte.
Durch die Luft bewegte sich kein einziger Vogel. Der klare blaugrüne Himmel des Landes Aibon überspannte zwar meinen Kopf, aber er kam mir kalt vor. Ich konnte keine Beziehung zu dieser Gegend aufbauen. Ich vermisste die Schmetterlinge, die Elfen, die Feen, ihr Glockenspiel, eben all die Freude, die es hier auch gab.
Dafür war sie da!
Selina hatte gewonnen. Sie konnte sich als Siegerin fühlen.
Mein Blick glitt allmählich von der Klinge weg in die Höhe und konzentrierte sich auf ihren Körper und dann auf ihr Gesicht.
Mir steckte der Angriff der verdammten Zunge noch zu stark in der Erinnerung. Dieses Riesending konnte kein normaler Mensch in seinem Mund verstecken.
Das Gesicht war da.
Aber es war anders…
Ich wusste nicht genau, wie ich es beschreiben sollte. Um das herauszufinden, musste ich näher an die Gestalt heran. Sie ließ mich auch kommen, denn durch meinen leicht schwerfälligen Gang war ich für sie keine Gefahr.
In ihrem Mund bewegte sich etwas. Ich blieb stehen und wartete darauf, dass mir wieder die Zunge entgegenschnellen würde. Diesmal irrte ich mich. Dafür stoppten die Bewegungen nicht, und das Gesicht selbst nahm eine andere Farbe an, bevor es sich zu verändern begann. Die Haut fing an zu glänzen. Sie erhielt einen Überzug, und sehr schnell schon ging von ihr das gleiche fahle Licht aus, das ich von den Fenstern her kannte.
Rechts und links der Augen schob sich das Gesicht in die Breite. Noch immer drückte etwas von innen gegen die Wangen und bewegte sie in Wellenformen. Auch der Mund blieb nicht mehr der Gleiche. Er verzerrte sich, und zwar so weit, dass schon ein Reißen der Lippen zu befürchten war.
Die Farbe der Haut intensivierte sich, und jetzt sah ich auch, dass auf ihr kleine Plättchen schimmerten. Ähnlich wie winzige Dachpfannen, was sie natürlich nicht waren, sondern einfach nur Schuppen. Grüne Schuppen, wie bei einer Echse, einem Reptil.
Es
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