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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr entwischen konnte.
    Der Mann schwankte. Er hatte sich breitbeinig hingestellt, um überhaupt noch einen Halt zu bekommen. Sein Körper wirkte wie ein starres Brett. Vor und zurück wurde er gestoßen. Die Arme hielt er abgespreizt. Er schüttelte den Kopf, den er in den Nacken gelegt hatte und dabei zum Himmel schaute.
    Es war ein Himmel, der einem Vampir nicht gerade entgegenkam. Kein Mond, keine Dunkelheit. Stattdessen hell, kaum von Wolken bedeckt.
    Das Brüllen klang schaurig. Dabei riss der Graue die Arme hoch. Mit seinen Fäusten boxte er ins Leere, bevor er starr nach hinten fiel und auf dem Rücken liegen blieb. Das hohe Gras verdeckte einen Teil seines Körpers.
    Er schrie auch jetzt noch, und plötzlich sahen wir den Rauch.
    Er drückte sich von seinem Körper in die Höhe, jedoch nur am Anfang, denn er verwandelte sich in eine Flamme, die plötzlich aus dem Liegenden hervorschoss.
    Der Schrei endete abrupt. Wir liefen den Rest der Strecke schneller und blieben in einer für uns guten Entfernung stehen.
    Fetter Qualm schwebte über der Gestalt hinweg, die bereits nicht mehr zu retten war. Vom Kopf bis zu den Füßen schlugen kleine Flammen aus ihm.
    Das Feuer tanzte über den Körper hinweg. Es hatte wirklich alles erfasst. Wir schauten zu, wie er verbrannte, zerschmolz und zugleich verkohlte. Es machte mir keinen Spaß, mich auf das Gesicht zu konzentrieren, aber ich wollte Gewissheit haben und bekam sie auch.
    Das Feuer hatte längst die Haut erfasst, sie zusammengezogen und zu einer schwarzgrauen Masse werden lassen. Es brannte sie von den Knochen ab, sodass bereits der Skelettschädel zu sehen war, dessen Maul offen stand.
    Genau das war es.
    Wir sahen in den Mund hinein, und wir erkannten auch die beiden längeren Zähne im Oberkie fer, die darauf hinwiesen, wer dieser Mann tatsächlich gewesen war.
    Der Qualm stank widerlich. Ich drehte mich zur Seite, um ihn nicht einatmen zu müssen. Auch Suko hatte den Kopf zur Seite gedreht. Er schüttelte den Kopf. Einen weiteren Kommentar brauchte, er nicht zu geben.
    Die Strahlen der Sonne waren für den Blutsauger tödlich gewesen. Er gehörte zu denen, die sich tagsüber verstecken mussten und erst in der Dunkelheit aktiv wurden.
    Es dauerte nicht lange, da trieb so gut wie kein Rauch mehr über die Lichtung hinweg. Wir drehten uns wieder um und sahen, was von dem Vampir zurückgeblieben war.
    Ein verbrannter Körper. Ein Skelett. Schwarzgrau eingefärbt.
    So kam es uns vor.
    »Ja«, sagte Suko, »das ist der eine gewesen. Aber du hast von zwei Typen gesprochen.«
    »Kann sein, dass sich der andere noch im Leichenwagen aufhält.«
    Suko warf mir einen skeptischen Blick zu. Er sagte allerdings nichts und drehte sich um. Mit langen Schritten eilte er zurück, während ich ihm langsamer folgte und auch die Umgebung noch im Blick behielt. Es konnte gut sein, dass plötzlich eine Gestalt durch den Wald huschte, weil es dort dunkler war.
    Das passierte nicht. Ich traf bei Suko ein, und er hatte den Leichenwagen bereits inspiziert.
    »Nichts mehr, John. Kein zweiter zu sehen. Die Ladefläche ist leer. Das Fahrerhaus sowieso.«
    Ich zog an der Beifahrertür und konnte sie öffnen. Für mich war das Handschuhfach wichtig. Möglicherweise fand ich dort etwas, was auf die geheimnisvolle Justine Cavallo hinwies.
    Leider war das Handschuhfach leer bis auf einen schmalen Kugelschreiber.
    »Nichts.« Ich warf die Tür wieder zu. »Sie haben es wirklich geschafft, alle Spuren zu verwischen.«
    Suko wies auf den Leichenwagen. »Warum haben sie ihn hier abgestellt? Und wo steckt der zweite Vampir?«
    »Im Wald?«
    »Kann sein. Oder auf der Farm.«
    »Genau.« Ich gab Suko Recht. Er konnte sich einfach nur auf der Hexen-Farm aufhalten oder zumindest in deren Umgebung.
    Denn dort würde bei Anbruch der Dunkelheit die Post abgehen, wenn alles wirklich so stimmte, wie wir es annahmen.
    Leicht frustriert gingen wir wieder zurück zu unserem Rover.
    Ich glaubte fest daran, dass wir die Farm auch mit dem Fahrzeug erreichten. Keiner würde die Strecke zu Fuß gehen.
    Der hohe Nachmittag war bereits erreicht. Wenn ein Fest stattfinden sollte, dann mussten Vorbereitungen getroffen werden. Ich wunderte mich darüber, dass wir die einzigen Personen waren, die sich auf den Weg gemacht hatten. Eigentlich hätten wir auch andere treffen müssen, doch da war nichts zu hören und nichts zu sehen.
    Suko beschäftigte sich mit den gleichen Gedanken wie ich.
    Nur sprach er sie aus und

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