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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mann, der graue Kleidung trug.
    »Ach«, spottete sie, »den suchen Sie auch?«
    »Ja.«
    »Es gibt hier keine Männer, abgesehen von Ihnen beiden. Ich denke, dass auch Sie bald verschwunden sein werden. Also tun Sie uns den Gefallen und gehen Sie. Wir haben zu tun. Es müssen noch einige Vorbereitungen für die nächste Nacht getroffen werden.«
    »Sie feiern Walpurgis?«
    »Was sonst? Und wir sehen es als ein Fest für uns Frauen an. So wie früher. Es gibt keine Männer. Wir ändern nichts daran. Wir haben uns den modernen Zeiten nicht angeschlossen. Dieses Fest hier ist noch echt, meine Herren. So, das ist es gewesen. Jetzt steigen Sie wieder in Ihren Wagen und verschwinden Sie.«
    Da hätten wir reden können, was wir wollten, wir waren einfach nicht willkommen. Es hatte auch keinen Sinn, die Frauen zu warnen. Sie hätten uns nur ausgelacht.
    Ich ließ noch einen Blick über die an den Tischen sitzenden Frauen gleiten. Sie alle sahen aus wie normale Menschen. Aber das war bei Vampiren auch oft der Fall. Wenn es sein musste, dann legten sie diese Tarnung ab.
    »Halten Sie trotzdem die Augen offen«, warnte ich sie und verabschiedete mich.
    Brenda. Roderick gab keinen Kommentar ab. Sie schaute zu, wie wir wieder in unseren Rover stiegen und blickte uns nach, bis uns der Wald verschluckt hatte.
    »Das war eine Abfuhr«, sagte Suko.
    »Stimmt.« Ich lächelte trotzdem. »Aber man trifft sich im Leben immer zwei Mal wieder…«
    ***
    Es war dunkel geworden. Zumindest dämmrig, und wir hatten schon seit einiger Zeit ein gutes Versteck für unseren Rover im Wald gefunden. Danach hatten wir uns auf den Weg gemacht, nicht ohne vorher mit Sir James telefoniert zu haben, um ihn zu informieren. Auch er riet uns, am Ball zu bleiben, und wir wollten so nahe wie möglich an das Spielfeld heran.
    Die Farm lag auf einem freien Gelände. So hatte man Platz für das Feuer. Es war trotzdem gefährlich, den Holzstoß so nahe des Waldes anzuzünden, denn Funkenflug hat schon manchen Brand verursacht.
    In diesem Fall war das Risiko so gut wie Null. Es hatte in der letzten Zeit einfach zu viel geregnet. Der Boden war zu feucht.
    Es würde sich kein Brandherd bilden können.
    Selten zuvor hatten wir die Dunkelheit so herbeigesehnt wie an diesem Tag. Ein Wald ist gut und schön, aber sich dort für eine recht lange Zeit versteckt zu halten, konnte schon an den Nerven zerren.
    Zwar hatten wir uns einen günstigen Punkt ausgesucht, von dem aus wir die Farm beobachten konnten, doch was dort genau ablief, blieb uns verborgen. Die Entfernung war einfach zu groß. Hinzu kamen die Schatten der Dämmerung, die der Welt sowieso ein anderes Gesicht gaben. Oder gar keines, weil sie alles irgendwie gleichmachte.
    Keiner von uns hatte den zweiten Typ aus dem Leichenwagen vergessen. Er tauchte nicht auf. Möglicherweise hielt er sich versteckt und lauerte darauf, endlich an die Opfer heranzukommen. Von denen gab es genug. Schon ein einziger Vampir konnte bei den modernen Hexen eine Hölle entfachen.
    Von der Farm her schallte die Musik zu uns herüber. Das war kein Rock oder Techno. Es passte zu dem, was bald stattfinden würde. Die Musik des Mittelalters erfüllte die Luft, und vor den Häusern bewegten sich die Frauen wie Schatten. Keine wollte im Haus sein. Man hatte Windlichter, die wie zu Boden gefallene kleine Sterne schimmerten, auf die Tische gestellt.
    Die Frauen sangen. Manche tanzten auch selbstvergessen oder hielten sich gegenseitig umschlungen. Hin und wieder gossen sie aus Kannen Getränke in Schalen oder Becher, stießen an, tranken ihr Gebräu und gerieten immer mehr in Stimmung.
    Noch brannte der Holzstoß nicht. Ich wusste nicht, ob sie einen bestimmten Zeitpunkt abwarteten, konnte mir aber denken, dass sie nicht erst bis Mitternacht warten wollten.
    Wir verließen den schützenden Wald und gingen näher an das Geschehen heran. Die Dunkelheit schützte uns. Da brauchten wir auch keine Angst vor einer Entdeckung zu haben. Die Frauen standen im Licht, nicht wir.
    Der Abendwind hielt sich in Grenzen. Das Feuer würde sicherlich ruhig brennen, wenn es dann endlich angesteckt wurde. Noch befanden sich die Frauen bei der Vorbereitung.
    Es gab einige, die auf ihren Stühlen saßen und still vor sich hin meditierten, andere tanzten.
    Was immer sie an Getränken zu sich genommen hatten, sie mussten dabei in einen Rausch geraten sein, der seinen Höhepunkt bestimmt noch nicht erreicht hatte.
    Es waren Frauen aller Altersklassen versammelt.

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