Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
breites Messer. Es gab auf dieser Strecke kaum Kurven, und die wenigen waren gut zu durchfahren.
    Kleine Dörfer sahen wir nicht. Es gab wohl Hinweisschilder auf Orte, die jedoch lagen in den Hügeln verborgen oder duckten sich in die Nähe schattiger Waldflächen.
    An gewissen Abschnitten war der Forest auch zum Naturschutzgebiet erklärt worden, und das fand ich super.
    Die Feiern würden bei Anbruch der Dunkelheit beginnen. Bis dahin würden wir uns schon umgeschaut haben, und erst wenn die Feuer brannten und die Hexen tanzten, würden wir ins Spiel kommen.
    Ich ließ Suko gern fahren. In der vergangenen Nacht hatte ich nicht viel Schlaf bekommen, und den holte ich jetzt nach. Erst die herrliche Luft und das Zwitschern der Vögel weckten mich.
    Danach konzentrierte ich mich auf die Natur, was mir als Großstadt-Mensch immer wieder Spaß machte.
    Über den Himmel segelten leichte Wolken wie verschleierte Schiffe, die der Wind davontrug. Die Bäume besaßen nicht das volle Laub, viele Blätter mussten noch wachsen, und deshalb sah der Boden innerhalb der Waldstücke auch recht hell aus.
    »Tolle Gegend«, sagte ich und reckte mich neben Suko.
    »Aber nur ohne Vampire.«
    »Hast du welche gesehen?«
    »Nein.«
    »Erst mal suchen wir nach Hexen.«
    Suko ließ den Wagen auf einer geraden Strecke rollen. Beide konnten wir das graue Band der Straße gut überblicken. Auf dem Belag malten sich des Öfteren die Schattenmuster der Bäume ab. Dann sahen sie aus wie hingesprenkelt. Beim Fahren huschten die Muster auch über die Scheiben und die Karosserie hinweg, und die Luft drang wie ein kühler Strom in unseren Rover, ohne direkt kalt zu sein.
    »Hexen«, wiederholte Suko. »Ich bin gespannt, mit wem wir es zu tun bekommen.«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt selbst, dass Hexe nicht gleich Hexe ist. Ich denke in diesem Fall mehr an die normalen Frauen, die eben ihren eigenen Weg gehen und dem Grundsatz folgen: Tu, was du willst, aber schade keinem. Oder ist das falsch?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Sie werden ihre Rituale durchziehen. Sie werden ihren Spaß haben, sie werden in den frühen Morgenstunden erschöpft sein und in tiefen Schlaf sinken.«
    »Weiter«, sagte ich.
    »Dann können Sie zu einer Beute der Blutsaugerinnen werden. Ich sage bewusst, können.«
    »Dann sind wir da.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Mal sehen.«
    Es fiel mir schwer, in dieser Idylle an blutgierige Vampire zu denken, aber wir hatten oft genug erlebt, wie schnell eine derartige Welt zerstört werden konnte, und auch hier ließ unsere Aufmerksamkeit kaum nach.
    Das war gut so, denn ich entdeckte plötzlich das Schild am linken Straßenrand.
    »Witch Farm«, las ich ha lblaut vor.
    »Wo?«
    »Zu spät, wir sind vorbei. Fahr zurück.«
    Es war kein Problem. Suko setzte den Rover so weit wieder nach hinten, bis wir ungefähr in der Höhe des Schildes waren und nach links abbiegen konnten.
    Der Weg führte durch einen Wald, und jetzt verlor sich der Asphalt. Die Straße war zwar recht gut ausgebaut und nur noch an wenigen Stellen schlammig, aber wir kamen nicht mehr so glatt weiter und mussten vor allen Dingen mit der Geschwindigkeit herunter.
    Zweige schlugen gegen den Rover. Blätter glitten an ihm entlang. Manchmal knackten Äste unter den Rädern zusammen oder es wehte Wasser aus Pfützen hoch.
    Ein weiteres Schild sahen wir nicht mehr. Dafür verlief der Weg in eine recht breite Lichtung, die mit Buschwerk und hohen Gräsern bewachsen war. Erst an den Rändern breitete sich wieder der Niederwald aus, doch dafür hatten wir keinen Blick. Suko war auch ohne eine Aufforderung durch mich auf die Bremse getreten.
    Nicht weil uns die Lichtung so gefiel, es gab einen ganz anderen Grund. Am Rand stand ein dunkler Gegenstand. Fast im Schutz einiger Fichten.
    Nur passte der Gegenstand nicht hierher, denn es war der graue Leichenwagen, den ich aus der vergangenen Nacht kannte…
    ***
    »Schluss mit dem Genuss«, sagte ich.
    »Wie meinst du?«
    »Der Wagen.«
    »Ist er das?«
    »Und ob.«
    Ich schnallte mich bereits los.
    »Obwohl ich ihn nur in der Dunkelheit gesehen habe, kann ich mich verdammt gut an ihn erinnern. Jemand hat hier seine Vorhut geschickt.«
    »Justine Cavallo?«, fragte Suko.
    »Alles ist möglich. Noch schwebt sie wie ein Geist über uns.«
    Ich öffnete die Tür. »Ich bin gespannt, ob sich jemand darin aufhält.«
    Der Boden war weich. Meine Füße verschwanden im hohen Gras.
    Um uns herum herrschte die typische Stille des Waldes. Es

Weitere Kostenlose Bücher