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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgendwelcher Sträucher und Bäume bestand.
    Brenda Roderick grinste hinter der Scheibe. Sie entblößte ihre Zähne, und der Drang, das Blut ihrer Schwestern zu schlürfen, steigerte sich von Sekunde zu Sekunde.
    Am liebsten hätte sie sich zwischen sie geworfen, um ihre Zähne in die dünne Haut der Hälse zu schlagen. Sie dachte auch darüber nach, die Schwestern mit einem Messer zu verletzen, um anschließend das sprudelnde Blut aus den Wunden zu schlürfen.
    Aber sie riss sich zusammen. Sie durfte nichts überstürzen.
    Erst musste das Feuer lodern, das einfach zu dieser Nacht gehörte. Alles andere kam später.
    Es oblag ihr, das Holz anzuzünden, und sie tat das, was nun dringend nötig war.
    Den langen trockenen Ast hatte sie sich bereits vorher zurechtgelegt. Er lag in dieser Scheune zusammen mit dem Werkzeug neben einer geschlossenen Kiste.
    Es lief bei Brenda alles normal ab. Wie tausend Mal geübt.
    Sie umwickelte das Ende des langen Scheits mit einem Lappen, tauchte ihn danach in eine brennbare Flüssigkeit, die sie in einem Kanister aufbewahrte, und verließ die Scheune. An der Rückseite ging sie mit leicht taumeligen Schritten entlang bis zu einer Hintertür, die ins Haupthaus führte.
    Keine ihrer Schwestern hielt sich in dem großen Aufenthalt sraum auf.
    Trotzdem war sie nicht allein.
    Jemand löste sich aus der Finsternis und kam auf sie zu. Ein bleiches Gesicht schien in der Luft zu schweben, und dann stand plötzlich derjenige vor ihr, der sie gebissen hatte. Er war so groß wie sie. Sie schauten sich an. Sie spürten ihre Seele nverwandtschaft, und der Mann flüsterte einen Satz in der Dunkelheit.
    »Niemand hört die Schreie…«
    »Nein, sie gehören uns…«
    »Zünde das Feuer an. Lass sie tanzen, und dann ist unsere Zeit gekommen. Blut, wir werden ihr Blut trinken. Wir werden sie zu Vampiren machen und sie unserer großen Königin zuführen.«
    »Königin?«
    »Ja.«
    »Ich kenne keine Königin.«
    »Es ist Justine Cavallo. Sie ist wieder da. Sie kehrte aus dem Dunkel der Zeiten zurück. Sie will nur Frauen. Sie will Hexen, denn Hexen sollen zu Vampiren werden…« Er lachte bissig und starrte gegen die Decke. »Heute Nacht wird der Anfang gemacht…«
    »Ich freue mich darauf«, erwiderte Brenda. Es kam ihr nicht in den Sinn, eine andere Antwort zu geben. Selbst in dieser kurzen Zeit als Blutsaugerin war sie voll integriert.
    Der Andere verschwand und tauchte wieder in das Dunkel des Zimmers hinein.
    Brenda blieb für einen Moment stehen und wirkte sehr nachdenklich. Dann wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie legte den armlangen Holzscheit auf einen Tisch. Mit seinem vorderen Ende stand er über, und Brenda griff in die Tasche, um die kleine Schachtel mit den Zündhölzern hervorzuholen.
    Der Kopf des Streichholzes ratschte über die Reibfläche hinweg, eine kleine Flamme glitt in die Höhe und wurde an den getränkten Stoff gehalten, der sofort zu brennen begann.
    Das Streichholz fiel zu Boden und erlosch.
    Brenda Roderick lachte leise. Sie griff nach dem freien Ende des Scheits und verließ das Haus.
    Genau darauf hatten ihre Freundinnen gewartet. Sie stand noch in der offenen Tür, als sie bereits entdeckt wurde.
    »Brenda ist da…«
    Sie riefen ihren Namen. Plötzlich war es vorbei mit ihren eigenen Beschäftigungen. Alle liefen auf sie zu und versammelten sich hinter ihr zu einer Prozession.
    Das gemeinsame Ziel war der Holzstoß. Er musste brennen.
    Sein Feuer war für sie der Weg in die Nacht.
    Sie würden die alten Lieder erst später singen. Dann würden sie um das Feuer herum tanzen, aber erst musste das Holz brennen und die Nacht erhellen.
    Brenda sprach kein Wort. Sie empfand anders als sonst, aber dieses Empfinden war einzig und allein auf eine wichtige Sache beschränkt. Auf das Blut der Menschen.
    Sie leckte sich über die Lippen. Schon jetzt hatte sie Schwierigkeiten, die Gier zurückzuhalten, aber es musste sein. Vor dem Holzstoß stoppte sie. Ihr Blick glitt an der Pyramide hoch, aus der zahlreiche Zweige und Äste hervorstachen wie dünne Arme, die sich in die Luft reckten, als ob sie sich irgendwo festkrallen wollten.
    »Brenne, brenne!«, rief sie. »Lösche die Schatten der Nacht! Erhelle mit deinem Licht unsere Seelen und lass uns hineingleiten in die Weite fremder Welten…«
    Brenda senkte den Arm. Dabei zielte sie genau auf eine Lücke, die für den Scheit frei gelassen worden war.
    Das Holz war trocken. Dafür hatten die Frauen gesorgt. Es gierte danach,

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