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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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endlich brennen zu dürfen, und so fand die Flamme die Nahrung, die sie brauchte.
    Plötzlich fuhr eine Lohe an der Außenwand der Pyramide entlang in die Höhe. Ein langer fauchender Flammenarm wühlte sich weiter und wurde zu einem tanzenden rotgelben Schwert, das augenblicklich weitere Nahrung fand und sich hochfraß.
    Aus zahlreichen Kehlen brandete der Jubelschrei gegen den dunklen Nachthimmel.
    Die Walpurgisnacht hatte begonnen!
    ***
    Und das auch für Suko und mich!
    Es war uns gelungen, so nahe wie möglich an das Feuer heranzugehen. Dabei standen wir nicht, sondern knieten am Boden. Wir spürten die Wärme, die uns in verschiedenen Stößen erreichte. Manchmal schlug uns die Hitze brutal gegen das Gesicht. Wir schauten auch den Funken zu, die wie winzige, gefärbte Sterne durch die Luft wirbelten und uns an Glühwürmchen erinnerten.
    Es brauchte kein weiteres Feuer nachgelegt zu werden. Der hohe Holzstoß hatte die Flamme angenommen, und er glühte wie ein gewaltiger Pilz. Das nicht nur von außen, sondern auch von innen. Es war ein faszinierendes und alles beherrschendes Bild, das auch uns in seinen Bann zog. Die Frauen waren nicht zu halten.
    Sie hatten einen großen Kreis um das Feuer gebildet und umtanzten es. Dabei hielten sie sich nicht an den Händen, sondern jede tanzte für sich. Im Wechselspiel aus Licht und Schatten erinnerten sie uns an Phantome, die plötzlich erschienen, um danach ebenso schnell wieder zu verschwinden.
    Es war dunkel. Es war hell. Die Stellen wechselten immer wieder, je nachdem wie die Flammen vom Wind bewegt wurden. Das Feuer hatte eine Eigendynamik entwickelt. Es entzog der Luft Sauerstoff. Es entstanden Winde innerhalb des mächtigen Scheiterhaufens. Wir hörten das gewaltige Brausen, als hätte die Natur alle Schleusen geöffnet.
    Der Tanz der Frauen nahm an Wildheit zu. Ihre Gesichter erschienen uns immer wie Momentaufnahmen. Sie tauchten auf, sie verschwanden wieder, aber trotzdem sahen wir die glänzende Haut und auch den wilden Ausdruck ihrer Augen.
    Es war der reine Wahnsinn. Es war zugleich ein Stück lebendiger Vergange nheit, die hier bis in die moderne Welt hineingeschleppt worden war.
    Wie lange die Tänze noch anhalten würden, wussten wir nicht. Es war uns zu fremd. Aber die Frauen besaßen Kraft und Ausdauer. Sie hatten zuvor ihre selbstgebrauten Tränke zu sich genommen, sodass sie in einen Rausch verfallen waren.
    Die Gesichter wechselten sich ab. Sie kehrten bei dem Rundtanz immer wieder zurück, und so sahen wir auch das Gesicht der Brenda Roderick. Es unterschied sich nicht von den anderen. Beim ersten Hinsehen zumindest nicht.
    Dann aber fiel uns doch etwas auf. Es war Suko, der zuerst seinen Kopf schüttelte und zu mir sagte: »Mit Brenda stimmt etwas nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ihr Gesicht ist mir zu glatt. Ich sehe dort keine Gefühle. Bei den anderen kannst du es genau erkennen. Sie sind irgendwie außer sich. Sie leben. Sie lassen ihren Gefühlen freie Bahn. Nur Brenda nicht.«
    »Vielleicht ist sie so cool.«
    »Nein, John, das glaube ich nicht. Sie ist zwar cool, aber nicht so wie du es meinst.«
    »Sondern?«
    »Abgebrüht. Sie wartet auf etwas, John. Ich weiß nicht, auf was sie wartet, aber es kann sein, dass wir uns mehr auf sie konzentrieren müssen.«
    Ich enthielt mich einer Antwort und versuchte, Brenda mit meinen Blicken zu erhäschen.
    Immer wieder sah ich sie. Sie bewegte sich im Prinzip nicht anders als ihre Freundinnen, aber trotzdem blieb ihr Gesicht starr. Und sie schaute sich beim Tanzen auch immer wieder suchend um.
    Ich wollte Suko fragen, ob er einen Vorschlag hatte, als uns Brenda zuvorkam.
    Sie war die Erste, die sich aus dem Verbund der tanzenden Frauen löste. Mit ein paar kleinen Schritten ging sie nach hinten und öffnete den Kreis.
    Sie winkte, sie warf den Kopf zurück. Sie schrie etwas, und jemand hörte auch den Ruf.
    Eine junge Frau mit langen blonden und wirren Haaren löste sich als Nächste aus der Gruppe. Bei unserer Ankunft hatte sie so seelenruhig an einem Tisch gesessen. Von Ruhe war jetzt nichts mehr zu spüren. Sie war in einen wahren Rausch hineingeraten und hatte sich dabei einen Teil ihrer Kleider vom Leib gerissen. Eigentlich trug sie so gut wie nichts mehr, nur einen winzigen schwarzen Slip aus Leder. Jetzt schleuderte sie noch ihre Schuhe von den Füßen, bevor sie die letzten Schritte auf ihre Freundin zulief und sich in deren Arme warf.
    Brenda Roderick umfing sie, hob sie dann vom

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