1213 - Comeback des Grusel-Stars
ich nichts, was mir Hilfe gebracht hätte. Die Decke wirkte wie ein starrer Himmel, der sich für mich trotzdem bewegte. In meinen Blick hinein schob sich etwas anderes. Zuerst nur ein Fleck, dann fand ich heraus, dass es ein Gesicht war, dessen Mund noch immer lächelte.
Dazu hatte Rosetti auch allen Grund, denn er war der Sieger in diesem Spiel. Er strich mit seinen Fingern über meine Wangen hinweg und begann zu sprechen. »John Sinclair, der große Geisterjäger. Pech gehabt, nicht wahr? So leicht entkommt man mir nicht. Du hast alles versucht, aber ich bin besser. Verstehst du? Ich bin viel besser.«
Ich wollte ihm eine Antwort geben, nur waren meine Lippen plötzlich wie verklebt. Ich konnte nicht reden, und auch in meinem Hals schien ein Kloß zu sein.
»Ignatius hatte Recht, John, denn hier geht etwas vor. Die große Stunde ist bald erreicht. Nur nicht für dich. Du bist zu spät gekommen, denn wir haben hier schon alles gerichtet. Unsere Vorbereitungen waren gut. Sie haben sich über Monate hingezogen, und selbst Ignatius wurde erst später misstrauisch. Aber er hat nicht gewusst, um was es wirklich geht. Er schöpfte einen Verdacht, das war alles, und er hat dich engagiert, um diesem Verdacht nachzugehen. Ich gratuliere dir zu deinem Pflichtgefühl, aber das ist auch alles. Vorbei, John, endgültig…«
Wieder berührte er meine Wangen. Aber er schlug dabei mit seinen Händen leicht zu. Ich hörte noch das Klatschen, und ich ärgerte mich wahnsinnig darüber.
Das Gesicht verschwamm wieder, als sich Rosetti erhob. Ich hörte ihn flüstern, dann vernahm ich wieder die harten Schritte, als er sich von mir entfernte.
Es blieb nicht lange ruhig. Kurze Zeit später hörte ich wieder das Auftreten von Schuhen. Diesmal waren es mehrere Personen, die sich mir näherten. Sie sprachen nicht, aber sie brauchten auch nicht lange, um mich zu erreichen. Noch konnte ich sehen, und ich verdrehte auch meine Augen, um so viel wie möglich mitzubekommen.
Sie waren zu viert! Zwei standen neben meinen Schultern, die anderen beiden sah ich an den Füßen.
Mein Denken funktionierte. Sie waren bestimmt erschienen, um mich abzuholen und wegzuschaffen. Zuvor kam noch der Chef des Rest House. Er sprach mich nicht an, nachdem er sich den nötigen Platz geschaffen hatte. Es war alles gesagt worden.
So konnte er sich unbedrängt bücken, um an mein Kreuz zu gelangen.
Ich konnte mich nicht wehren, als man mir das Hemd aufknöpfte.
Die Finger gingen dabei nicht eben sanft vor. Knöpfe sprangen zur Seite, und dann lag mein Kreuz frei.
Ich sah es nicht, aber ich erlebte eine Reaktion der vier Aufpasser. Sie zogen sich taumelnd aus meiner unmittelbaren Nähe zurück, als hätte ich die Pest am Leib.
»Ja«, hörte ich Rosetti flüstern. »Das ist wichtig. Ich habe oft mit Ignatius über das Kreuz gesprochen, doch ich habe es nie zu Gesicht bekommen. Das hat sich nun geändert. Und ich bin froh darüber, sogar sehr froh…«
Rosetti entfernte es von meiner Brust. Ich wünschte mir, dass ihn die Kraft zerstörte, und ich hätte liebend gern die Aktivierungsformel gerufen, aber das verdammte Gift sorgte auch dafür, dass mir die Stimme wegblieb.
Keine Chance, und das Krächzen in meiner Kehle war keine Lösung.
Mit dem Kreuz gab er sich nicht zufrieden, denn ich besaß noch die Beretta, die er mit einem geschickten Griff an sich nahm. Rosetti blieb in seiner gebückten Haltung. Er drehte die Waffe dabei so, dass die Mündung gegen meine Stirn drückte. Dann hörte ich das widerliche Kichern, bevor er sprach. »Ich könnte dich töten. Ich brauchte nur abzudrücken, aber ich lasse es. Es ist viel besser, wenn du auf eine andere Art und Weise zu Grunde gehst, Sinclair. Du hast der anderen Seite in deinem Leben viel Ärger bereitet, und das genau wird sich furchtbar rächen. Ich kann schon jetzt sagen, dass es jemanden gibt, der auf dich wartet und sich auf dich freut…«
Ich hörte alles. Aber ich nahm seine Stimme wie durch einen Filter gedämpft wahr. Ich vergaß die Anschuldigungen auch nicht und sah, dass er sich erhob.
Rosetti ging noch nicht weg. Er wollte noch seinen Sieg genießen. Ich stellte mir vor, dass er auf mich nieder lächelte, genau erkennen konnte ich es nicht.
Er blieb auch nicht länger stehen. Von oben herab nickte er mir zu.
»Erledigt, Sinclair.« Dann wandte er sich an seine vier Helfer. »Hebt ihn hoch und schafft ihn in die Hölle…«
***
Es war ein Abend wie jeder andere, und trotzdem war er
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