1214 - Draculas Rivalin?
hoch gereckten Arme zitterten nicht einmal. Das wäre bei mir anders gewesen, wenn ich ein derartiges Gewicht zu stemmen gehabt hätte. Ihr machte es nichts aus, denn diese Kraft war tatsächlich übermenschlich.
»Was jetzt, Sinclair?«
»Fahr zur Hölle!«
Es war eine Antwort, die sie zum Lachen brachte. Schon einmal hatte ich sie so laut lachen gehört, jetzt erlebte sie wieder ihren Spaß, aber sie schmetterte mich nicht gegen die Wand.
Dafür ließ sie mich fallen.
Auch ein Sturz aus dieser Höhe konnte verdammt schlimm enden. In dieser winzigen Zeitspanne krampfte sich bei mir einiges zusammen, aber ich schlug nicht gegen den steinigen Untergrund, denn kurz vor dem Aufprall fing mich Justine ab und ließ mich sanft zu Boden gleiten. Sie legte mich auf den Rücken und drückte einen Fuß auf meine Brust.
»Noch mal bin ich nicht so sanft zu dir!«, versprach sie und fiel wieder auf die Knie.
Ich hatte mich trotzdem aufrichten wollen, denn der Druck auf meiner Brust war verschwunden, aber Justines Hände waren schneller. Sie pressten meine Schultern gegen den Boden und nagelten mich so am Boden fest.
Ich blieb nur für einen Moment in dieser Lage, dann kroch sie praktisch auf meinen Körper.
Es war wirklich eine verrückte und kaum fassbare Situation.
Sie bewegte sich schlangengleich. Die Brüste glitten über meinen Oberkörper hinweg, und mir kam in den Sinn, dass immer darüber geschrieben worden war, welch eine erotische Faszination die Blutsauger auf Mens chen ausübten. Hier sah es so aus, als wollte Justine diese Behauptung umdrehen.
Sie genoß mich. Ihr wohliges Knurren drang an meine Ohren.
Sie hatte ihren großen Spaß, und ihr Kopf näherte sich dabei immer mehr meinem Hals.
»Es wird wunderbar sein, wenn ich dir den Todeskuss gebe, Geisterjäger.«
Die Zunge hatte meine Kehle schon erreicht. Mit der Spitze glitt sie über meine Haut hinweg.
»Es ist wunderbar«, flüsterte sie und stöhnte dabei. Sie bewegte auch ihren Unterkörper, der auf mir lag, aber die eigent liche Konzentration galt meinem Hals.
Die Zunge tastete sich über die linke Seite hinweg und leicht nach oben.
Auch zur Seite. Sie suchte die wichtigste Stelle für den Biss.
Für einen Vampir war es ideal, an die Halsschlagader zu gelangen, sie einzubeißen und das Blut sprudeln zu lassen.
Dann drückten die Spitzen der Zähne gegen die Haut.
Ich wartete auf den Biss!
Diesmal war es vorbei, das musste ich mir gegenüber selbst leider zugeben. Es gab keine Chance mehr. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so enden würde. Durch einen Mord, vielleicht auch durch eine Kugel, aber durch den Biss einer schönen Bestie?
»Ich rieche schon dein Blut«, flüsterte sie scharf. »Und ich kann dir sagen, dass es wunderbar ist…«
Ich starrte gegen die Decke, ohne etwas zu erkennen. Ich war innerlich taub und verloren und merkte, wie der Druck der Zahnspitzen langsam zunahm…
***
Lilian Sardis rollte sich herum. Zuerst nach rechts, dann nach links. Sie stöhnte dabei, sie trat um sich und konnte nicht fassen, was mit ihr geschehen war.
Irgendwann hatte sie sich so weit von der Mitte des Verlieses fortbewegt, dass sie gegen die Wand prallte und dort zunächst liegen blieb. An ihrem Gesicht spürte sie die Kälte des Gesteins, was ihr nichts ausmachte. Überhaupt war sie zu einer anderen Person geworden, die den Eindruck hatte, aus einem tiefen Schlaf erwacht zu sein.
Es gab keine Erinnerung mehr. Der Schlaf hatte alles verändert, und auch ihre Gedankenwelt war irgendwie halbiert worden. Sehr deutlich war das Andere in ihrem Innern zu spüren. Sie sah es als einen gewaltigen Druck an, der ihr gesamtes Fühlen und Handeln übernommen hatte. Noch nie zuvor war sie mit diesem Gefühl so stark konfrontiert worden, und sie stellte schließlich fest, dass es der Hunger war.
Nicht nach Essen.
Davor ekelte sie sich. Der Hunger brachte Lilian auf einen anderen Gedanken.
Blut!
Die Sucht und die Gier nach diesem wunderbaren Saft, der für sie das Leben bedeutete. Es gab nichts anderes für sie, als nur das Blut zu trinken.
Lilian stemmte sich von der Wand weg und rollte sich auf den Rücken. Sie hielt die Augen weit offen. Noch immer schwebte ein schwaches Licht im Verlies. Es drang aus den Poren einer Wand, und sie erinnerte sich daran, das Licht schon mal gesehen zu haben. Sie wusste auch, dass es etwas mit ihr zu tun gehabt hatte, nur fand sie nicht mehr heraus, was es genau gewesen war.
Beim Erwachen hatte sie sich matt
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