1214 - Draculas Rivalin?
dir wenigstens zuvor noch einen Tee kochen?«
»Gern. Du kannst ihn mir sogar in die Warmhaltekanne gießen. Ich werde ihn gern mitnehmen.«
Sie stand auf. Suko verschwand im Bad. So konnte er Shaos sorgenreiches Gesicht nicht sehen. Denn nicht nur er hatte schlecht geschlafen, auch ihr war es nicht anders ergangen.
Wenn es Probleme gab, dann begleiteten sie die beiden oft bis in die Nacht hinein. Shao kannte ihren Freund. Sie wusste auch, dass er sich jetzt ärgerte, John nicht begleitet zu haben, aber die Sache hatte zu Beginn wahrlich nicht nach einem wirklich brisanten Fall ausgesehen.
Jetzt lagen die Dinge anders, auch wenn sie noch keine Fakten wussten. Shao dachte darüber in der Küche nach, während sie den Tee kochte und Suko im Bad verschwunden war, um eine kurze Dusche zu nehmen.
Auch der Name Vincent van Akkeren wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie schauderte immer wieder zusammen, wenn sie an ihn dachte. Er war einfach grauenhaft, denn in der Vergangenheit hatten sie erlebt, wozu er fähig war. Er war ein Mensch, aber er hatte damals schon voll unter dem Einfluss des Dämons mit den Karfunkelaugen gestanden, und das würde sich heute, wo ihn die Hölle entlassen hatte, nicht geändert haben.
Der Tee war fertig und Suko auch. Er trank die Tasse leer, aß noch einen Happen und schaute dabei in das sorgenvolle Gesicht seiner Partnerin. »Keine Sorge, Shao, es wird schon alles gut gehen.«
Sie hob die Schultern. »Weiß man's…?«
***
Ich wurde nicht bewusstlos. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, so aber erlebte ich meine Niederlage hautnah mit. Es war deprimierend und schlichtweg furchtbar. Ich konnte auch nichts dagegen unternehmen und fühlte mich wie ein Lappen, der über den Boden geschleift wird, wobei Justine Cavallo ihren Triumph genoss. Sie hatte mein rechtes Bein am Knöchel angefasst und in die Höhe gezerrt. So schleifte sie mich hinter sich her. Meine kleine Lampe hatte ich verloren. Sie lag hinter mir, leuchtete aber noch und legte ihr Licht wie ein helles Lineal auf den Boden.
Es war ihr Triumph! Justine hatte mich besiegt, und es war ihr nicht mal schwer gefallen. Genau das ärgerte mich, aber ich war eben kein Supermann, sondern auch nur ein normaler Mensch, der waffenlos gegen einen Vampir nicht viele Cha ncen besaß.
Zudem kämpfte ich noch immer gegen die Folgen der letzten Schläge. Justine hatte mich ziemlich hart erwischt.
Justine schleifte mich weiter. Sie gab dabei keinen Kommentar ab. Sie würde ihren Triumph zunächst still genießen, um später um so härter zuzuschlagen.
Was blieb, war der Biss!
Die Zähne in meinen Hals schlagen. Sich daran festsaugen.
Das Blut trinken. Es schlürfen, sich satt machen. Es richtig genießen, um den Triumph zu haben, den größten Feind der Dämonen geschafft zu haben.
Wer war diese Untote?
Okay, ich kannte ihren Namen. Vom Aussehen her war sie die schöne Bestie, mir war jedoch nicht bekannt, wo sie herkam. Stammte sie aus der normalen Welt, oder war sie ein Produkt des Dracula II? Hatte er sie aus der Versenkung geholt? War sie seine Verbündete oder mehr seine Rivalin?
Welche Pläne verfolgte sie oder verfolgten die beiden?
Trotz meiner mehr als bescheidenen Lage wollten mir diese Gedanken nicht aus dem Kopf. Immer wieder grübelte ich darüber nach.
Im Nacken und seiner Umgebung hatten sich die Schmerzen festgesetzt. Sie strahlten ab. Ich war dort steif geworden. Den Kopf konnte ich nicht mehr drehen. Den Treffer in Magennähe hatte ich überstanden, aber auf einen Kampf hätte ich mich ungern eingelassen.
Ich kannte den Keller nicht. Ich wusste deshalb auch nicht über seine Ausmaße Bescheid. Außerdem war mir nicht bekannt, wo ich mich überhaupt befand. Das konnte im Rest House sein, musste aber nicht. Man hätte mich auch woanders hinschaffen können, nachdem der verdammte Wein mich ausgeschaltet hatte.
Aber nicht nur mich. Was mit Lilian Sardis geschehen war, wusste ich auch nicht. Es war vorstellbar, dass ihr Justine Cavallo schon vor mir einen Besuch abgestattet hatte. Wenn das wirklich so gewesen war, dann konnte ich sie jetzt als Mensch abschreiben. Dann würde sie ebenfalls zu den Geschöpfen der Nacht gehören. Was war diese Frau optimistisch und kämpferisch gewesen. Sie hatte ihre verschwundene Schwester Eva gesucht, und der Verdacht, dass sie dort festgehalten wurde, war auf das Rest House gefallen.
Eines stand fest: Father Ignatius hatte Recht behalten. In dem ehemaligen Kloster ging eine
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