1215 - Mich jagte die blonde Bestie
Ich habe den Boden vorbereitet. Van Akkeren ist wieder da. Es wäre alles so glatt gelaufen, wenn Sie und Ihr Kollege nicht dazwischen gefunkt hätten. Aber Sinclair wird es nicht fassen. Ihn werden sie leer saugen bis zum allerletzten Tropfen, und er wird in der Vampirwelt dahinvegetieren, das ist beschlossene Sache. Daran werden auch Sie nichts ändern können.«
Die Worte passten dem Inspektor nicht. Es musste noch einen Weg geben. Hier war ein Zentrum des Bösen entstanden. Hier hatte man den Boden für eine gelungene Rückkehr des Grusel-Stars aufbereitet, und das war jetzt nicht verschwunden.
Suko blickte von Rosetti weg und in die bleichen Gesichter der Helfer. Die Haut wirkte in diesem ungewöhnlichen Licht seltsam fremd und künstlich. Bisher hatte Suko keine großen Lampen gesehen, sie alle befanden sich draußen. Dieses dunkle Licht hier drang aus den Wänden, dem Boden und aus der Decke. Und dort, wo sich mal die Vampirwelt gezeigt hatte, war es stockfinster.
»Was wollen Sie denn machen?«, fragte Rosetti zischelnd.
»Auch weiterhin hier stehen bleiben und warten, bis etwas passiert? Meinetwegen schon, aber es wird nichts passieren, das sage ich Ihnen. Weil nämlich schon alles passiert ist. Die Vampire haben ihr Ziel erreicht. Vincent van Akkeren ist ebenfalls frei. Was also sollte hier noch abgehen, Inspektor? Sie haben verloren, seien Sie froh, noch Ihr Leben gerettet zu haben. Es hätte auch anders kommen können.«
So schwer es Suko fiel, er musste dem Mann Recht geben.
Doch in ihm tobte der Zorn, und er glaubte zudem daran, dass noch nicht alle Karten ausgereizt waren.
Nicht nur ihn störte das plötzliche Geräusch, auch die anderen Männer, denn sie drehten die Köpfe.
Auch Suko veränderte seine Haltung und schaute den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Jemand näherte sich.
Schritte klangen auf.
»Wer kann das sein?«, flüsterte Suko.
»Weiß ich doch nicht…«
Noch war nichts zu sehen. Suko hielt Rosetti mit einer Hand fest. In der anderen hielt er die Beretta, und deren Mündung berührte nach wie vor den Kopf des Mannes.
Sekunden später malten sich in der grauen Dunkelheit die ersten Umrisse ab.
Jeder sah, dass es zwei Personen waren, die langsam herankamen. Zwei Frauen, junge Frauen, die sich an den Händen hielten. Eine von ihnen war vollständig bekleidet. Die andere hatte über ihren nackten Körper so etwas wie ein tief ausgeschnittenes Hemd gehängt, das den größten Teil ihrer Brüste frei ließ.
»Kennen Sie sie, Inspektor?«
»Nein, noch nicht.«
»Es sind Lilian und Eva. Eine hat Ihren Freund Sinclair begleitet. Und die andere…« Er sagte nichts mehr und lachte nur.
Die Haltung der Schwestern gefiel Suko nicht. Es gab keinen Grund für sie, sich so ungewöhnlich steif zu bewegen. Es sei denn, sie waren keine normalen Menschen mehr, sondern Wiedergängerinnen.
Sie blieben plötzlich stehen.
Sie lächelten, lösten sich voneinander, und Suko wusste, dass sie gekommen waren, um Blut zu trinken…
***
Es waren die Klauen eines Vampirs, die sich um meinen Hals gedrückt hatten. Sie fühlten sich weder kalt noch warm an. Sie waren auf irgendeine Art und Weise neutral. Ich wusste allerdings auch, dass ich als Mensch mit meinen Kräften gegen diesen Druck nicht ankam und die Klammer um meine Kehle nicht lösen konnte. Mir blieb die Luft weg. Dabei zerrte mich die Bestie rückwärts in die Hütte hinein, um sich dort mit mir zu beschäftigten. Sie stank nach alten Lappen und getrocknetem Blut. Der Geruch drang nur kurz in meine Nase. Er lenkte mich auch nicht ab, denn ich musste die Gestalt loswerden.
Die Finger würde ich nur durch Brechen von meinem Hals wegbekommen, doch das würde zu lange dauern, deshalb musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.
Den spitzen Ast ließ ich fallen. In diesem Fall war er mir nur hinderlich. Dann lief alles blitzschnell ab. Ich hatte meine Hände frei, schlug sie über dem Kopf zusammen und bekam dabei genau das zu fassen, was ich wollte. Diesen schmutzigen und zähen Haarschopf des Blutsaugers. Jeder Mensch hätte bei diesem Druck geschrien oder zumindest gestöhnt. Nicht so ein Untoter, der empfand keine Schmerzen, aber er konnte sich auch nicht gegen die Gesetze der Physik wehren.
Die Gestalt war leicht, und das erwies sich als Vorteil. Ich bückte mich, ohne die Haare loszulassen. Im nächsten Auge nblick wuchtete ich meinen Körper noch weiter nach vorn, drückte ihn der Erde entgegen und schaffte es, die Gestalt
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