1215 - Mich jagte die blonde Bestie
nachschauen, was passiert war.
Mit diesem Bild hatte der Inspektor nicht gerechnet. Darauf war er nicht eingestellt gewesen, nicht auf das Erscheinen von Vampiren.
Unruhe und Besorgnis hatten ihn nach Yerby getrieben, in den kleinen Ort im Westen Englands, zu dem auch sein Freund und Kollege John Sinclair gefahren war.
Für John hätte es eine harmlose Sache sein müssen, nicht mehr als eine Kontrolle. Für Suko schon weniger. Er war zudem nicht Johns Kindermädchen. Doch da hatte es noch einen anderen Grund gegeben. Aus Südfrankreich war Suko angerufen worden. Abbé Bloch, der Templer, hatte in seinem Würfel etwas Furchtbares gesehen. Die Rückkehr des Grusel-Stars van Akkeren.
Auch Suko und sein Freund John kannten van Akkeren, der sich als der erste Diener des Dämons Baphomet ansah, und beide kannten dessen Gefährlichkeit. Dagegen musste man schon mit vereinten Kräften ankämpfen.
Da John Sinclair sich nicht gemeldet hatte und Suko ständig besorgter geworden war, hatte er einfach nicht anders handeln können, war in den Wagen gestiegen, um nach Yerby zu rasen und erlebte nun etwas, mit dem er beim besten Willen nicht gerechnet hatte.
Ein gefesselter Vampir in der Kirche. Was hatte das mit Johns Fall zu tun?
Nichts, im Prinzip. Aber Suko dachte jetzt quer und erinnerte sich daran, was ihm der Abbé berichtet hatte. Bloch hatte ihm nicht nur von Vincent van Akkeren erzählt, sondern auch von einer gefesselten Frau und von Fledermäusen, die groß und düster über die Person hinweggflatterten. Genau da hatte er die Verbindung zu den Vampiren. Zwar vage, doch sie war vorhanden, und jetzt sah der Inspektor dieses Bild.
Er beobachtete und wartete noch ab. Es hielten sich nur Männer in der Kirche auf. Diejenigen, die den gefesselten Blutsauger umstanden, mussten die Bewohner des Ortes sein.
Ihnen war der Vampir auch in die Falle gelaufen. Der Gefesselte beruhigte sich allmählich wieder. Er blieb auf der Seite liegen und hatte das Kinn auf die Brust gesenkt, um keinen anderen anschauen zu müssen.
Die Männer wirkten auf Suko recht unsicher. Sie kamen ihm vor wie Personen, die nicht wussten, wie es weitergehen sollte.
Sie schauten sich ratlos an. Einige sprachen, redeten aber nicht so laut, dass Suko sie verstanden hätte. Er hörte nur hin und wieder ein paar scharfe Wortfetzen.
Der Platz am Fenster war zwar für einen Beobachter gut gewesen, aber nicht, um einzugreifen. Noch war Suko nicht entdeckt worden, und sein Eintritt in die Kapelle würde für manche Überraschung sorgen. Er war ein Fremder. Die Bewohner hier wollte er nicht als aufgeschlossen ansehen. Sie würden sich gegen Eindringlinge wehren, und erst recht dann, wenn Menschen kamen, die sich um Dinge kümmerten, die sie selbst nicht verstanden. Darauf konnte und wollte Suko keine Rücksicht nehmen. Hier ging es um mehr, und er konnte sich gut vorstellen, dass sein Freund John Sinclair in eine verdammte Falle hineingeraten war.
Er zögerte keine Sekunde länger. Mit wenigen Schritten hatte er die Tür erreicht. Für eine Kirchentür war sie recht schmal, aber sie passte zur Kapelle.
Allerdings ließ sie sich recht schwer aufziehen, weil sie an der linken Seite klemmte. Hinzu kam ein Geräusch, das die Männer in der Kirche hörten. Wie auf ein geheimes Komma ndo hin drehten sie ihre Köpfe dem Eintretenden zu.
Bevor sie reagieren und etwas sagen konnten, war Suko zwei Schritte nach vorn gegangen und blieb bei ihnen stehen. Er zählte sieben Männer im unterschiedlichsten Alter, in deren Gesichter er schaute.
So verschieden sie auch waren, eines hatten sie gemeinsam.
Die Überraschung war schnell aus ihren Gesichtern verschwunden. Danach starren sie den Eindringling feindselig an, sprachen jedoch kein Wort mit ihm.
»Darf ich fragen, was hier los ist?«
Nachdem Sukos Stimme verhallt war, trat für einen Moment Stille ein. Auch der Vampir am Boden bewegte sich nicht.
Nicht mal ein leises Jammern kam aus seinem Mund.
Ein älterer Mann mit grauen Bartstoppeln und dunklen, tückischen Augen ergriff das Wort.
»Was hier los ist, geht dich nichts an, Fremder. Das ist eine Sache, die wir ganz allein durchziehen.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
»Hau ab!«
»Nein!«
Sukos Antwort hatte sie überrascht. Keiner von ihnen gab einen Kommentar ab. Der Sprecher schluckte, nachdem er sich geräuspert hatte. Dann trat er dem am Boden liegenden Vampir wuchtig in die Seite. »Er gehört uns. Hast du verstanden? Oder bist du auch einer, der
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