1215 - Mich jagte die blonde Bestie
wandte, war das Eis gebrochen. Jetzt gingen auch die anderen mit. Sie flüsterten Jack Maidon etwas zu, das er nicht verstand.
Aber er nickte.
Jack Maidon schloss die Tür sehr hart. Mit einer heftigen Bewegung drehte er sich um. Er war sehr bleich. Unter der Haut traten die Adern bläulich hervor. Wieder zuckten seine Lippen.
Dann sagte er mit rauer Stimme: »Wir können, Inspektor…«
***
Suko hatte sich bereits entschieden, welche Waffe er einsetzen würde. Er wollte die Beretta stecken lassen und keine geweihte Silberkugel verschießen. Die Dämonenpeitsche würde Robby Maidon erlösen. Suko zog sie langsam hervor.
Es schien, als hätte der Vampir die Bewegung gesehen, denn er streckte sich plötzlich. Seine gefesselten Beine wurden lang, er hob den Kopf an und setzte sich hin.
Zum ersten Mal sah Suko das Gesicht aus der Nähe. Er musste zugeben, dass es ihm nicht gefiel. Der junge Vampir steckte voller Emotionen. Auf der einen Seite spürte er die Gier nach Blut in sich, auf der anderen war es die Umgebung, die ihn schon hemmte. Das Innere einer Kirche war nicht eben sein idealer Aufenthaltsort. Das wäre eher ein Sarg gewesen.
Wahrscheinlich wusste er, was mit ihm geschehen sollte. Aus seinem Mund drang plötzlich ein jämmerliches Jaulen. Er zerrte an den Fesseln, bekam sie aber nicht auf. Wäre er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, hätte er die Stricke sicherlich zerreißen können, so aber musste er liegen bleiben.
Jack Maidon stand neben dem Taufbecken und hatte Tränen in den Augen. Mit einer Hand hielt er sich am Rand des dunkelgrauen Steinbeckens fest. In der Mulde schimmerte das Wasser, auf dessen Oberfläche sich ein paar wenige Lichtreflexe verloren.
Suko ahnte, was in diesem Menschen vorging. Er ließ dem Mann deshalb noch etwas Zeit, um von Robby Abschied zu nehmen. Am liebsten hätte er Jack ebenfalls weggeschickt, aber als Vater hatte der Mann ein Recht zu bleiben.
»Ich kann es nicht fassen, Inspektor, aber ich nehme es hin. Ich stelle mich den Tatsachen.«
Suko wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Trösten konnte er den Mann kaum, für den in diesen Momenten eine Welt zusammengebrochen war. Noch zögerte er. Nur seine Handfläche bewegte sich auf dem Rand des Taufbeckens hin und her, als wollte er das Gestein an dieser Stelle blank reiben.
»Hat es Sinn, wenn ich für ihn bete?«
»Beten kann nie schlecht sein«, erwiderte Suko. »Aber wir müssen den Weg trotzdem gehen.«
»Ja - leider.«
Niemand sprach mehr. Maidon kämpfte noch mit sich. Nach einigen Sekunden hatte er die Worte gefunden, die sich zu einem Gebet zusammensetzen.
Robby hörte die Worte. Sie gefielen ihm nicht. Er streckte den Kopf vor wie ein Raubtier, seine Mundwinkel bildeten dabei zwei nach unten weisende Halbmonde. Er knurrte tief in der Kehle, schüttelte den Kopf und streckte die gefesselten Hände vor, als könnte er seinen Vater vom Beten abhalten.
Übergangslos schrie er los. Die gebeteten Worte mussten ihn wie eine Folter treffen.
Maidon verstummte. Er war noch blasser geworden. Sein Gesicht zeigte einen erschreckten Ausdruck, der sich dann in Wut verwandelte, die sich auch auf seine Handlungen auswirkte.
Die rechte Hand des Mannes klatschte in das Weihwasser. Sie schaufelte einen Schwall hervor, der in Richtung seines Sohnes spritzte und ihn voll erwischte.
Robbys Gesicht war Hauptziel gewesen. Das meiste Wasser klatschte dort hinein, und plötzlich erlebten Suko und Maidon das Sterben des jungen Vampirs.
Er schlug nach hinten.
Er wälzte sich über den Boden. Sein Körper zuckte ebenso wie die Glieder. Die Schmerzen machten ihn fast wahnsinnig.
Das Weihwasser hatte tiefe Wunden in sein Gesicht gerissen.
Die Haut schmolz dort weg, und sogar Rauch kräuselte der Decke entgegen.
Schreckliche Schreie gellten durch die Kapelle. Wie eine Statue blieb Jack Maidon neben dem Taufbecken stehen. Die vom Weihwasser nasse Hand war nach unten gesunken. Er starrte ins Leere. Er war unfähig, sich zu bewegen. Er schaute auch nicht mehr auf seinen Sohn, der sich wie ein zuckender Wurm über den kalten Steinboden der Kirche wand.
Suko hatte inzwischen die Dämonenpeitsche gezogen und auch den Kreis geschlagen. Die Riemen lagen frei und pendelten noch dicht über dem Boden hinweg.
Er ging dem Vampir nach, dessen Bewegungen immer schwächer wurden. Er hatte sich aus der Gefahrenzone gerollt und beinahe die hintere Bankreihe erreicht, als er liegen blieb.
Suko drehte ihn auf den Rücken, um ihn
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